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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antikorper
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Herzen...
    Scully konnte sich nicht vorstellen, wie der Junge diese Verletzung überleben sollte - aber sie versuchte gar nicht erst zu denken, sondern reagierte automatisch, versorgte ihn und tat alles, was nötig war. Sie hatte früher schon Kollegen verloren, hatte erlebt, wie andere Agenten niedergeschossen worden waren - aber sie fühlte sich Jody auf einzigartige Weise verbunden.
    Der zwölfjährige Junge litt genau wie sie an unheilbarem Krebs, war genau wie Scully das Opfer einer Laune des Schicksals, der Mutation von Zellen. Jodys eigener Körper hatte ihn bereits zum Tode verurteilt, aber Scully wollte nicht zulassen, daß ein tragischer Unfall ihm auch noch die letzten ein oder zwei Monate seines Lebens raubte. Zumindest in diesem Punkt konnte sie helfen.
    Sie fummelte in ihrer Tasche und zog das Handy heraus. Mit bebenden, blutverschmierten Fingern drückte sie die Kurzwahltaste für die programmierte Nummer von Mulders Handy - aber alles, was sie hörte, war statisches Rauschen. Die einsamen, bewaldeten Berge lagen außerhalb des Funkbereichs. Sie versuchte es dreimal und hoffte zumindest auf ein schwaches Signal, auf eine zufällige Öffnung im elektromagnetischen Fenster der Ionosphäre ... aber sie hatte kein Glück. Scully war von der Welt abgeschnitten, allein.
    Sie dachte daran, zurück zu ihrem Wagen zu laufen und über die schlammige Wiese so dicht wie möglich an den Erdrutsch heranzufahren, dann zu Jody zurückzurennen und ihn zum Wagen zu tragen. So wäre es am einfachsten - vorausgesetzt, das Auto konnte über die morastige und unebene Wiese fahren.
    Aber das bedeutete auch, daß sie Jody verlassen mußte.
    Sie sah das Blut an ihren Händen, das von seiner Schußwunde stammte, sah sein bleiches Gesicht und bemerkte, daß er nur noch flach und stoßweise atmete. Nein, sie würde ihn nicht allein lassen. Jody könnte sterben, bevor sie mit dem Auto zurück war, und sie schwor sich, den Jungen nicht allein sterben zu lassen.
    »Sieht aus, als müßte ich dich tragen«, sagte sie grimmig und bückte sich, um den jungen Mann aufzuheben.
    Scully war keine besonders kräftige Frau, aber Jody war leicht und zerbrechlich. Obwohl er sich von den schlimmsten Folgen seiner auszehrenden Krankheit erholt zu haben schien, hatte er nicht viel zugenommen, und sie konnte ihn problemlos hochheben. Trotzdem war sie froh, nicht weit vom Blockhaus entfernt zu sein.
    Vader winselte und wollte näherkommen.
    Jody stöhnte, als sie ihn vom Boden hob. Sie achtete darauf, ihm keine zusätzlichen Schmerzen zu bereiten, aber sie hatte keine andere Wahl, als ihn zum Wagen zu tragen und dann mit halsbrecherischer Geschwindigkeit zum nächsten Krankenhaus zu fahren... wo immer das auch sein mochte.
    Sie ließ die übel zugerichtete und blutige Gestalt des Angreifers auf dem aufgewühlten Waldboden liegen. Ein Teil von ihr wollte auf den Mann spucken, aber sie war ein Profi. Er war tot, vor ihren Augen gestorben.
    Später würde die Spurensicherung kommen und die Leiche dieses Mannes und Patrices sterbliche Überreste untersuchen. Aber das würde noch eine Weile dauern. Bis dahin blieb noch genug Zeit, die Hintergründe dieses Falles aufzuklären.
    Im Moment wollte Scully nur diesen Jungen zu einem Arzt bringen.
     
    Sie fühlte sich hilflos. Sie war sicher, daß weder sie noch die Ärzte in der Notaufnahme des Krankenhauses viel für den Jungen tun konnten. Vermutlich kam jede Hilfe zu spät. Aber sie wollte nicht aufgeben.
    Jody fühlte sich warm und fiebrig in ihren Armen an. Unglaublich heiß, um genau zu sein. Aber Scully konnte keine Zeit mit der Suche nach einer Erklärung dafür verschwenden. Sie trottete so schnell sie konnte aus dem Wald. Der schwarze Labrador blieb ihr dicht auf den Fersen, stumm und besorgt.
    Jody blutete weiter. Karmesinrote Tropfen perlten auf den Waldboden, das Gras und schließlich auf die Lichtung um das Blockhaus. Sie sah starr geradeaus und näherte sich Schritt für Schritt ihrem Mietwagen. Sie mußte von hier verschwinden, sich beeilen.
    Als sie an Patrice Kennessys entstellter Leiche vorbeikamen, riskierte sie einen Seitenblick. Sie war froh, daß Jody seine Mutter nicht in diesem Zustand gesehen hatte. Vielleicht wußte er nicht einmal, was ihr zugestoßen war; vielleicht war er vorher in den Wald geflohen.
    Scully erreichte das Auto, legte den Jungen sanft auf den Boden und lehnte ihn mit dem Rücken an den Kotflügel, während sie die hintere Tür öffnete. Vader bellte, sprang

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