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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruinen
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auf die beiden Männer, die sich mit ihm und Rubicon im hinteren Teil des Jeeps drängten.
»Unsere Helfer«, erklärte Aguilar. »Einer wird den Jeep zurückfahren, während der andere mit uns in den Urwald kommen wird. Er hat mich schon auf etlichen Expeditionen begleitet.«
»Nur ein Helfer?« Rubicon war überrascht. »Ich hatte damit gerechnet, daß wir, äh, erheblich mehr Unterstützung und Vorräte brauchen würden. Was ich Ihnen bezahlt habe –«
Aguilar schnitt ihm mit einer lässigen Handbewegung das. Wort ab. »Ich habe bereits dort lebende Führer und Träger beauftragt, die uns am Treffpunkt mit Vorräten erwarten, Señor. Nicht nötig, die ganze Mannschaft ans andere Ende von Yucatan zu verfrachten.«
Er zupfte an der Krempe seines Hutes, legte den Gang ein, ließ den Motor aufheulen und kurvte mit quietschenden Reifen um einen schwerfälligen Reisebus herum, der gleichzeitig ausscheren wollte. Scully kniff die Augen zu, doch Aguilar drückte nur auf die Hupe und riß den Jeep nach links, wobei er mit zwei Reifen über den feuchten Rasen rollte. Dann war er um den Bus herum und beschleunigte in Richtung Hauptstraße.
Aguilar steuerte den Jeep nach Südwesten durch den zähen Verkehr in der Nähe der großen Hotels und folgte dann der Küstenstraße, legte sich in die Kurven und schlängelte sich zwischen Bussen, Mopeds und Fahrrädern hindurch. Sie kamen an von Sträuchern überwucherten Ruinen vorbei, kleinen Tempeln und erodierten Kalksteinsäulen, manche mit unleserlichen Graffiti bedeckt, doch keine davon in irgendeiner Weise herausgestellt, nicht einmal durch ein Schild am Straßenrand. Der Dschungel hatte sie einfach verschlungen. Scully fand es erstaunlich, daß tausend Jahre altes Menschenwerk nicht mit mehr Ehrfurcht behandelt wurde.
Die Fahrt ging weiter, wobei Aguilar Scully mehr Aufmerksamkeit schenkte als der Straße. Plaudernd und flirtend raste er wie ein Wahnsinniger über den Asphalt – und schaffte auf diese Weise in einer Stunde so viele Meilen, wie ein Reisebus in drei bewältigt hätte.
Zunächst folgten sie der Küstenlinie südwestlich auf der Mexico 307, vorbei an den beliebten Ruinen von Tulum; dann wandten sie sich landeinwärts und passierten kleine, ärmliche Ortschaften mit Namen wie Chunyaxche, Uh-May, Limoenes und Cafetal, die aus winzigen, weiß verputzten Häusern bestanden, Bretterbuden, Tankstellen und Supermärkten, die so groß waren wie Scullys Küche.
Scully entfaltete eine zerfledderte, mit Fettflecken bedeckte Straßenkarte, die sie zwischen Armaturenbrett und Windschutzscheibe eingeklemmt fand. Ihr sank das Herz, als sie feststellte, daß in dem Gebiet, auf das sie zuhielten, keinerlei Straßen eingezeichnet waren, nicht einmal Feldwege, und sie hoffte inbrünstig, daß es sich um einen Druckfehler handelte oder daß die Karte veraltet war.
Der Dschungel breitete sich zu beiden Seiten der Straße ins Unendliche aus. Frauen in bunt bestickten weißen Baumwollkleidern, einer traditionellen Tracht, die Vladimir Rubicon als huipil bezeichnete, wanderten auf der breiten Böschung aus zerbröckelndem Kalkstein entlang, um an entfernte Marktflecken zu gelangen. Je weiter sie landeinwärts fuhren, desto schärfer wurden die Kurven, und das Flachland ging langsam in eine Hügellandschaft über. Mulder wies an einigen Stellen auf kleine weiße Kreuze hin, vor denen frische Schnittblumen lagen. Er mußte seine Stimme heben, um sich trotz des Winds, der durch die undichten Fenster des verbeulten Vehikels knatterte, verständlich zu machen. »Mr. Aguilar, wozu sind die gedacht? Religiöse Stätten? Schreine am Wegesrand?«
Aguilar lachte. »Nein, damit markieren die Leute die Stellen, an denen ihre Angehörigen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen sind.«
»Das scheint ziemlich häufig vorzukommen«, bemerkte Scully.
»Ja«, sagte Aguilar mit einem verächtlichen Schnauben, »die meisten Fahrer sind völlig unfähig.«
»Das merke ich«, bestätigte Scully.
Mulder beugte sich nach vorn. »Bei Kurven, die zwei oder mehr Kreuze haben, sollten wir besonders aufpassen.«
Nach einem frühen Mittagessen in einer Cantina am Straßenrand, die aus kaum mehr als einem Tisch und einer Markise bestand, setzten sie ihre Fahrt zwei weitere Stunden lang mit halsbrecherischer Geschwindigkeit fort. Scully wurde es etwas mulmig in der Magengegend, besonders nach den gefüllten Chilis, die sie gegessen hatte. Die Speisekarte des Cafes war recht begrenzt gewesen, obwohl Mulder die

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