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Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skin
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Beatmungsgeräte, Elektrokardiographen - doch einige der anderen Apparaturen waren ihr fremd. Außerdem waren etliche Infusionspumpen mit einem großen zentralen Behälter verbunden, der mit einer unidentifizierbaren Chemikalienlösung gefüllt war.
    Während Scully Mulder zwischen den Sauerstoffzelten hindurch folgte, zählte sie die Tragen. Ihre Schätzung erwies sich als korrekt - es waren genau fünfundzwanzig Sauerstoffzelte. Sie atmete tief durch und näherte sich dem nächststehenden Zelt. Sie konnte hören, wie der Sauerstoff durch die Röhren und Schläuche gepumpt wurde, um im Inneren eine keimfreie Atmosphäre herzustellen, und nachdem sie die Außenseite des Zelts eine Weile untersucht hatte, entdeckte sie eine dreieckige Klappe, die durch einen Reißverschluß verschlossen war. Rasch rief sie Mulder zu sich und zog im gleichen Augenblick an dem Verschluß.
    »Mein Gott«, flüsterte sie, während sie durch die dünne, durchsichtige Plastikscheibe starrte, die unter der Klappe zum Vorschein gekommen war. Sie blickte in ein hochgradig verbranntes Gesicht über einem nicht minder schwer entstellten Oberkörper. Beinahe die komplette Haut war versengt, und an vielen Stelle konnte sie direkt bis auf die Muskeln und Knochen sehen. Dieser Patient war ein Flickwerk aus Schwarz, Weiß und Rot, aus verkohlten Regionen, offengelegtem, subkutanem Fettgewebe und pulsierenden Adern und Arterien, die unverdeckt in der sterilen Luft lagen. Beide Augen waren den Verbrennungen zum Opfer gefallen und hatten leere Höhlen zurückgelassen. Der zahnlose Mund des Mannes war weit geöffnet - als wäre er in einem ewig währenden Todesschrei erstarrt.
    Doch erstaunlicherweise schien dieser Mann noch am Leben zu sein. Scully konnte das mechanische Auf und Ab seiner Brust erkennen und sie sah, wie das Blut durch seinen Körper gepumpt wurde. Noch am Leben . . . aber nur in gewisser Weise. Dieser Mann war eher eine groteske organische Maschine denn ein menschliches Wesen. Das Herz und die Lungen arbeiteten, doch was war mit seinem Gehirn? Das erschien Scully zweifelhaft, wenn nicht schlicht unmöglich.
    »Dieser hier sieht genauso aus«, rief Mulder, der einige Schritte entfernt einen weiteren Reißverschluß an einem anderen Sauerstoffzelt geöffnet hatte. Während Scully ihm zusah, ging er von Trage zu Trage und öffnete vorsichtig eine Klappe nach der anderen. »Fünfundzwanzig, alle in einem ähnlichen Zustand. Der Rest der Zweitausend muss fortgebracht worden sein . . . Vielleicht gibt es noch eine andere derartige Einrichtung.«
    Scully heftete ihren Blick auf den Halbkreis aus Gerätewagen am Kopfende der Trage und lauschte der Sinfonie der lebenserhaltenden Maschinen. »Wir wissen nicht, ob diese fünfundzwanzig Patienten auf der Liste stehen. Ich bin nicht einmal sicher, ob es noch eine Möglichkeit gibt, diesen Mann zu identifizieren. Keine Fingerabdrücke, keine Zähne.«
    »Keiner dieser Männer hat noch Zähne, und zwar aus genau diesem Grund. Aber für mich gibt es da keinen Zweifel. Das hier sind Paladins Versuchskaninchen. Und die übrigen sind irgendwo da draußen«, Mulder wandte sich weiter in Richtung Mitte der natürlichen Halle, »und warten auf die nächste Phase.«
    Scully riß sich von dem Anblick los und folgte ihrem Partner durch die Höhle, während sie an den Mann dachte, der sie in ihrem Hotelzimmer überfallen hatte. War auch er einer dieser Patienten gewesen, ein hautloser, dahinvegetierender Leib, nur durch Schläuche am Leben erhalten? Es erschien ihr unvorstellbar. Die Veränderung, der Perry Stanton ausgesetzt gewesen war, die Ultraschallaufnahmen, die sie unter der Kirche gesehen hatte - das alles waren Vorgänge, die sie begreifen konnte. Chemikalien, die sich auf die Hirnstruktur auswirkten, Neurotransmitter, die das Verhalten kontrollierten, synthetische Haut als neues Transplantat. Doch Mulder sprach von etwas ganz anderem. Er sprach davon, die Toten wieder auferstehen zu lassen.
    »Nein«, befand Scully schließlich. »Diese Verbrennungen können nicht geheilt werden. Sie sind zu schwer. Medizin ist keine Zauberei.«
    Plötzlich packte Mulder ihren Arm und zog sie heftig zur Seite. Nach Luft schnappend kämpfte sie darum, nicht zu stürzen, während Mulders Finger steil geradeaus zeigte. Sie waren kaum zwanzig Meter von der rückwärtigen Wand des gewaltigen Raumes entfernt. Dort befand sich eine große zweiflügelige Tür im Fels, in deren eine Hälfte ein rundes Beobachtungsfenster

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