Akte X
über das Instrument in seiner Jackentasche strichen. Noch immer fühlte er die warme, beinahe sexuelle Erregung in seinem ganzen Leib.
Tief im Herzen hoffte er, dass die Agenten Scully und Mulder sich als absolut brillant entpuppen würden.
Kapitel 7
Vier Stunden später riß ein grell orangefarbenes Licht Mulder aus tiefem Schlaf. Heftig blinzelnd setzte er sich ruckartig auf dem geliehenen Krankenhausbett in einem Ruheraum der Assistenzärzte im dritten Stockwerk auf. Scully kam in sein Blickfeld. Das helle Licht der Leuchtstofflampen auf dem Korridor des Krankenhauses umrahmte ihr rotbraunes Haar. Sie trug einen weißen Laborkittel und Handschuhe, und in ihrer rechten Hand erkannte Mulder einen Bogen mit Kontaktabzügen. Ihre Miene spiegelte eine Mischung aus ungläubigem Erstaunen und Bestürzung wider.
»Wir haben unsere Mikrobe gefunden«, sagte sie, als sie den Raum durchquerte und sich schwer auf Mulders Bett sacken ließ, wobei sie ihm die Kontaktabzüge auf den Schoß warf. »Das sind Aufnahmen des isolierten Virus unter einem Elektronenmikroskop. Die Probe stammt aus der cerebrospinalen Flüssigkeit, die Josh Kemper post mortem durch eine Lumbaipunktion entnommen wurde. Sie wird gerade mit den Proben des anderen Opfers verglichen.«
Mulder betrachtete die Kontaktabzüge. Er konnte ein kleines, pillenförmiges Objekt erkennen, das ein halbes Dutzend Male aus verschiedenen Blickwinkeln aufgenommen worden war. Es sah so klein aus, so harmlos.
»Das Labor hat mich vor zwanzig Minuten geweckt, als sie die Ergebnisse hatten«, fuhr Scully fort. »Ich bin selbst hingegangen, um die Information zu überprüfen, weil ich es kaum glauben konnte.« »Was meinen Sie damit, Scully? Was sehe ich mir da an?«
Scully atmete tief durch. »Enzephalitis Lethargica. Wir haben sie mit den Daten im Computer des Seuchenkon-trollzentrums verglichen. Sie werden heute nachmittag einen Experten schicken, um die Diagnose selbst zu prüfen. Aber das EEG und die Computertomographien stimmen überein. Ein Irrtum ist unmöglich.«
Mulder wusste nicht, ob er je von dieser Krankheit gehört hatte. »Also ist es eine Form der Enzephalitis. Das haben Sie doch vorausgesagt - eine Krankheit, die zu einer Gehirnschwellung führen kann?«
»Es ist eine Art Enzephalitis, aber es hat nichts mit dem gemeinsam, was ich zu finden erwartet habe.«
Mulder wartete schweigend, während Scully die Kontaktabzüge in seiner Hand anstarrte, als könnte das pil-lenförmige Virus jeden Augenblick durch das Zimmer kriechen.
»Mulder«, sagte sie schließlich. »Es hat seit 1922 keinen Ausbruch von Enzephalitis Lethargica mehr gegeben. Das Virus, das Sie da sehen, kam in über siebzig Jahren außerhalb eines Labors praktisch nicht vor. Hier und da mal ein vereinzelter Fall, aber nichts, was mit dem vergleichbar wäre, was wir beobachtet haben.«
Mulder zog die Brauen hoch. Nun wunderte er sich nicht mehr, dass er die Krankheit nicht kannte. »Wie manifestiert sich dieses Virus? Paßt es etwa nicht zu den Symptomen, die wir erlebt haben?«
Scully zuckte hilflos die Schultern. »Die Krankheit fängt ganz ähnlich an wie die weiter verbreiteten Arten der Enzephalitis: Fieber, Verwirrungszustände, möglicherweise einseitige Lähmungen - und in manchen Fällen Krämpfe, psychotische Schübe, Koma und Tod. Aber die Enzephalitis Lethargica führt auch zu extremen Ermüdungserscheinungen, weshalb sie auch als >Schlafkrankheit< bezeichnet wird.«
Mulder nickte. Er erinnerte sich an Mike Liftons schwere Lider und seine glasigen Augen. Aber Scully hatte ihm nichts erzählt, was die übermenschliche Kraft zu erklären vermochte, die Stanton freigesetzt hatte. Und es gab noch andere Widersprüche, die auf eine Erklärung warteten. »Scully, was ist mit der kreisförmigen Hautreizung von John Doe und Perry Stanton? Kann sie durch die Enzephalitis Lethargica hervorgerufen worden sein? Und warum haben die beiden Medizinstudenten diesen Ausschlag dann nicht ebenfalls?«
»Die Reizung hat möglicherweise nichts damit zu tun. Vielleicht handelt es sich um eine andere Infektion, deren Erreger nicht so leicht aufzuspüren ist. Vergessen Sie nicht, dass die beiden Studenten nicht in demselben Umfang Kontakt zu John Doe hatten wie Perry Stanton. Stanton trägt ein Stück Haut dieses Mannes über einer offenen Brandwunde.«
»Das erklärt immer noch nicht Stantons gewalttätigen Ausbruch. Keiner der Medizinstudenten hat gewalttätige Reaktionen...«
Scully
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