Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Akte X

Akte X

Titel: Akte X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skin
Vom Netzwerk:
immer großen Respekt vor den Thais gehabt. Ihre Spiritualität ist extrem individualistisch. Das Wort Thai bedeutet sogar >frei<, und ihr Glaube basiert nicht auf Doktrinen, sondern auf praktischer Lebenserfahrung. Wenn sie einen bestimmten Geist besänftigen wollen«, Mulder machte ein paar Schritte auf den Klinikeingang zu, »dann nur deshalb, weil sie die Auswirkungen seines Zorns gespürt haben. Und nicht, weil ihnen irgend jemand gesagt hat, dass es sich so gehört.«
    Scully musterte ihren Partner mit einem leisen Stirnrunzeln. Er wusste, dass sie sich fragte, ob er es ernst meinte oder nicht. Als er nach der Türklinke griff, war sein Gesicht ausdruckslos. »Eine Kultur, die über achthundert Jahre und ohne einen einzigen Bürgerkrieg unabhängig geblieben ist, hat schon einiges für sich.«
    Die Tür schwang auf, und Mulder spürte einen kühlen Luftzug an seinen feuchten Wangen. Er schob Scully hinein und schloß die Tür hinter sich. Sie standen in einer breiten, rechteckigen Halle mit verputzten Wänden und einem glatten Betonboden. Zwei Neonröhren an der hohen, gekachelten Decke verbreiteten helles Licht, und in der Luft hing der strenge Geruch von Desinfektionsmitteln. An den beiden Seitenwänden standen über ein Dutzend moderner Rollbetten komplett mit Infusionsständern, Krankenblättern und hier und da einem EKG-Gerät. Mindestens die Hälfte der Betten war belegt.
    Buddhistische Mönche in orangenen Roben bewegten sich lautlos zwischen den Patienten hin und her, gefolgt von ebenso verhaltenen Schwestern in weißen Rotkreuz-Uniformen. Mulder bemerkte, dass die Mönche Latexhandschuhe trugen und zum Teil ein Stethoskop um den Hals hängen hatten. Alles in allem wirkte das Krankenhaus spartanischer als eine westliche Klinik, machte aber einen modernen und effizienten Eindruck. Im Vergleich zum Rest des verschlafenen Fischerdorfes war die Klinik geradezu eine Oase des technischen und medizinischen Fortschritts.
Scully berührte Mulders Schulter und wies auf eins der Rollbetten. Zwei Mönche beugten sich über das Chromgeländer und verfolgten, wie eine hochgewachsene blonde Frau die Brust des Patienten versorgte. Mulder bemerkte, dass sich ihre Jacke von denen der Rotkreuz-Schwestern unterschied. Unter der Jacke trug die Frau einen hellblauen Arztkittel.
    »Offenbar ist sie die Chefin hier«, stellte Scully fest. »Das ist eine Ärztejacke. Und wie sie ihr Stethoskop trägt - sie wurde in den Staaten ausgebildet. . . Zumindest hat sie dort ihr Praktikum gemacht.«
    Als sich Mulder und Scully dem Bett näherten, trat die Frau zurück und ließ die beiden Mönche einen genaueren Blick auf ihr Werk werfen. Mulder musterte den Patienten. Der Mann war etwa Mitte Vierzig; er war wach und schaute gleichmütig in die Runde. Eine dünne Linie frischer Nähte führte von seinem oberen Abdomen zu einem Punkt direkt unter seinem Schlüsselbein. Aus der stummen Anerkennung in Scullys Augen konnte Mulder schließen, dass die Frau ganze Arbeit geleistet hatte.
    »Wir setzen ihn für drei Wochen auf Antibiotika«, sagte die Ärztin zu den Mönchen. »Danach dürfte er so gut wie neu sein. Vorausgesetzt, er hält sich in Zukunft von Schwertfischhaken fern.«
    Die Mönche nickten lächelnd, und die Frau wandte sich vom Bett ab. Erst jetzt bemerkte sie die beiden Agenten. »Sie beide sehen aus, als kämen Sie von außerhalb. Ich bin Doktor Lianna Fielding. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    Mulder zog seinen Dienstausweis aus der Hosentasche und beobachtete Fieldings Gesicht, während sie das FBI-Emblem studierte. Sie war fast so groß wie Mulder und hatte scharfgeschnittene Züge und schmale blaue Augen. »Ich bin Fox Mulder, und dies ist meine Partnerin Dana Scully. Wir sind US-Bundesagenten, und wir hoffen, dass Sie einen Moment Zeit für uns erübrigen können... Wohnen Sie schon länger in Alkut, Doktor Fielding?«
    Mit geübten Bewegungen zog Fielding ihre Latexhandschuhe aus und warf sie in einen Abfalleimer aus Plastik. »Eigentlich arbeite ich für das hiesige Rote Kreuz. Ich besuche alle Städte und Dörfer in der Provinz und helfe, wo ich kann. US-Bundesagenten? Da sind Sie ja ziemlich weit weg von zu Hause, nicht wahr?«
    Scully war an das Rollbett getreten und begutachtete die Nähte, während sich die beiden Mönche neben ihr leise auf Thai unterhielten. Erfreut bemerkte Mulder, dass Scully respektvoll Abstand zu den Mönchen hielt, wie es die buddhistische Etikette verlangte. »Nach Ihrem Kreuzstich zu

Weitere Kostenlose Bücher