Al Wheeler und das Callgirl
einzige, was wir tun können,
ist, abzuwarten, bis er seinen Anruf von Dana bekommt .«
»Da können wir die ganze Nacht
über warten«, sagte sie scharf.
»Das hoffe ich ja auch«,
murmelte ich.
»So wie Sie das sagen, mit
diesem Unterton in der Stimme —«, sie zögerte einen Augenblick und lachte dann
viel zu munter, »klingt das beinahe, als hätten Sie vor, mich zu verführen,
Lieutenant .«
»Stimmt .«
»Ich habe doch wohl nicht recht
gehört, Lieutenant ?« flüsterte sie.
»Doch«, sagte ich. »Nun können
Sie also schreien, mir eine Ohrfeige verpassen, was immer Sie wollen. Ich habe
für einen Tag ohnehin ausreichend Lügen gehört, also fange ich jetzt ganz gewiß
nicht an, selbst welche zu erzählen .«
»Ich verstehe nicht .« Sie sah mich scharf an. »Warum um alles auf der Welt
wollen Sie mich eigentlich verführen, Lieutenant ?«
»Weil Sie schön und sexy sind,
deshalb !« brüllte ich. »Allein der Anblick, als Sie
heute morgen vor mir hergingen, hat mich an den Rand des Wahnsinns gebracht !«
Sie sah mich eine Weile
unbewegt an. »Soll ich das als Kompliment auffassen ?« fragte sie schließlich. »Sie machen sich nicht einfach lustig über mich ?«
Ich legte feierlich die rechte
Hand aufs Herz. »Ich schwöre es. Ihr Gang ist die reine Poesie, er hat einen
stimulierenden, erotischen Effekt, ganz zu schweigen vom ästhetischen Aspekt,
wenn Sie mich recht verstehen können. Wenn nun dieses Kleid nicht wäre — ich
meine, Sie müssen ja angesichts eines so feurigen Bewunderers, dem der Mund
übergeht, nicht unbedingt ersticken .«
Damit war wohl alles im Eimer,
dachte ich bitter, während ich zusah, wie sie sich von ihrem Sessel erhob. Nun
werde ich niemals erfahren, wie es ist, wenn man mit der Assistentin eines
Distriktstaatsanwalts schläft. Gleich darauf wurde mir klar, daß meine Worte
ein heftiges emotionelles Trauma ausgelöst haben mußten, denn sie hatte jeden
Orientierungssinn verloren und steuerte direkt auf die Couch zu, statt zur Tür
zu gehen. Sie setzte sich neben mich und legte eine Hand auf meinen Arm.
»Wie heißen Sie mit Vornamen,
Lieutenant ?«
»Al«, erwiderte ich verwirrt.
»Ich bin Moira .« Sie umfaßte meinen Arm mit einem heftigen Griff.
»Erzählen Sie mir mehr, Al, viel mehr !«
»Wovon?«
»Von mir.« Ihre graugrünen
Augen schimmerten voller Wärme, ihre Lippen waren leicht geöffnet, und das
Atmen schien ihr schwerzufallen. »Erzählen Sie mehr über mich, darüber wie
schön und sexy ich bin .«
»Hm ?« murmelte ich.
»Wissen Sie, Al«, sagte sie,
»daß ich Ihnen zugehört habe, hat in meiner Seele Wunder gewirkt, wenn Sie auch
nicht ein Wort davon ernst gemeint haben. Es bedeutet, daß Sie versuchen, mir
mit der einen unvermeidlichen Methode beizukommen. Sie wollen mit mir schlafen,
und ich finde das schmeichelhaft. Bisher war ich immer zu sehr mit meiner
Karriere beschäftigt, um mich um solche Dinge allzusehr zu kümmern. Ich bin eine praktisch denkende Person, Al, und habe nie was davon
gehalten, Zeit zu vergeuden. Was ich haben will, will ich haben. Ich habe meine
Bedürfnisse, und ich bin darauf aus, sie zu befriedigen, ohne mich in große
emotionelle Kosten zu stürzen. Man könnte in gewisser Weise sagen, daß ich eine
moderne, emanzipierte Frau mit einer Karriere bin — selbstbewußt und selbstsicher .« Sie lächelte erneut. »Trotzdem ist
es hübsch, sich geschmeichelt zu fühlen, selbst wenn man das Motiv, das
dahintersteht, kennt. Es ist nett, wenn ein Mann mir auch noch einen zweiten
Blick zuwirft — um meiner selbst willen .«
»Das freut mich«, sagte ich
aufrichtig. »Sie verdienen nur das Beste — mich zum Beispiel !«
Sie warf die Arme um meinen
Hals und küßte mich, und ihre Art zu küssen war allein eine Erfahrung für sich.
Lange Zeit später wandte sie sachte den Kopf beiseite und sah mich
erwartungsvoll an.
»Was nun, Al?«
»Was nun ?« echote ich benommen.
»Na, Sie haben doch sicher noch
einen Einfall? Ihre natürliche männliche Erfindungsgabe ist doch hoffentlich
nicht versiegt ?« Sie lachte. »Das kann ich nicht
glauben — nicht bei einem Mann mit Ihrer offensichtlichen Erfahrung .« Sie stand schnell auf. »Ist das dort die Tür zum
Schlafzimmer ?«
»Ja, das Schlafzimmer.« Ich
nickte.
»Meinen Sie nicht, wir hätten
es dort bequemer? Oder ziehen Sie die Couch vor ?« Sie
betrachtete sie interessiert. »Ja, ich glaube, sie ist geräumig genug .«
»Was? So schnell?« Da war
wieder diese Trockenheit
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