Al Wheeler und das Callgirl
Lieutenant.« Ein paar
Sekunden lang summte es in der Leitung, dann dröhnte die rauhe Stimme in mein Ohr.
»Polnik hier, Lieutenant.«
»Ich möchte, daß Sie etwas für
mich erledigen, Sergeant«, sagte ich vorsichtig. »Es ist wichtig. Wenn Sie’s
gut machen, besteht eine Chance, daß der Sheriff vor lauter Freude Sie morgen
wieder Tagdienst machen läßt .«
»Oh.« Ein paar Sekunden lang
überwältigten ihn Emotionen. »Dann wird meine Alte vielleicht wieder mit mir
sprechen! Wen soll ich umbringen, Lieutenant ?«
»Kennen Sie die Abzweigung der
Straße zum Bald Mountain an der alten Canyon-Straße ?«
»Klar kenne ich die, Lieutenant .«
»Ungefähr achthundert Meter
weiter oben gibt es eine alte Holzhütte. Dort wartet ein Mann namens Dana. Er
erwartet einen anderen Mann, der Strachan heißt. Sie sollen diesen Strachan
spielen, bis Sie nahe genug heran sind, um dem Kerl Handschellen anzulegen .«
»Ich hab’s kapiert, Lieutenant.
Was dann?«
»Sie bringen ihn zurück, nehmen
ihn wegen Beihilfe zum Mord fest, und dann rufen Sie mich hier zu Hause an .«
»Es ist schon so gut wie
erledigt, Lieutenant .«
»Nehmen Sie Ihren eigenen
Wagen«, sagte ich. »Und wenn Sie sich dem Mann nähern, dann nur mit dem
Revolver in der Hand. Dana ist um die vierzig herum, mittelgroß, mittleres
Gewicht, hat dünnes blondes Haar und blaue Augen. Er sieht aus wie der typische
gute Nachbar, und in dem Augenblick, in dem ihm klar wird, daß Sie ein Bulle
sind, wird er wahrscheinlich versuchen, Ihnen ein paar Kugeln in den Kopf zu
jagen. Also spielen Sie nicht den Helden, ja! Wenn er auch nur eine Sekunde so
aussieht, als ob er was unternimmt, besorgen Sie es ihm als erster .«
»Ich hab’s kapiert, Lieutenant .« Polniks Stimme war zu entnehmen, daß er den Lieutenant
bei guter Laune halten wollte, weil es der Bursche ja gut meinte; es war ganz
zwecklos, ihm erklären zu wollen, daß der Sergeant solche Situationen genau auf
diese Weise in den letzten zwanzig Jahren bewältigt hatte.
»Wiederholen Sie«, sagte ich.
»Eine alte Holzhütte an der
Canyon-Straße ungefähr achthundert Meter hinter der Abzweigung«, sagte der
Sergeant eisern. »Innen ist ein Bursche namens Dana, der einen anderen Burschen
namens Strachan erwartet. Ich spiele Strachan, bis ich nahe genug an Dana dran
bin, um ihm Handschellen anzulegen. Dann bringe ich ihn zurück, nehme ihn wegen
Beihilfe zum Mord fest .« Er holte tief und hörbar
Luft. »Dann rufe ich Sie zu Hause an .«
»Sie haben’s begriffen«, sagte
ich. »Wenn Sie vielleicht Ihre Scheinwerfer aufblenden, sobald Sie sich der
Hütte nähern —«
»Ja, Sir, Lieutenant.« Er
versuchte noch nicht einmal sein Gähnen zu unterdrücken.
»Seien Sie vorsichtig,
Sergeant«, sagte ich.
»Sie kennen mich doch,
Lieutenant .« Er lachte polternd. »Wenn es irgendwie
nach Scherereien aussieht, gehe ich zum nächsten Telefon und rufe das FBI an !«
Ein scharfes Klicken knallte in
mein Ohr, als er auflegte. Ich legte ebenfalls auf und blickte auf meine Uhr.
Es war Viertel vor zehn. Wenn alles klappte, so mußte das ganze mindestens
neunzig Minuten dauern, überlegte ich und spürte, wie sich die warme Glut in
meinem Körper plötzlich zu einem Feuerball entwickelte.
»Ist es weit außerhalb der
Stadt ?« fragte Moira zaghaft.
»Ich schätze, daß es mindestens
eine Neunzig-Minuten-Affäre sein wird — Minimum«, sagte ich vergnügt, zog sie
auf die Couch zurück und drehte sie um, so daß mir die prachtvollen
Hinterbacken entgegenragten. »Also —«
6
Wir lagen einander in den
Armen, im Augenblick völlig befriedigt. »Das war großartig«, murmelte Moira
träumerisch. »Einfach fantastisch.«
»Wir sind immer bemüht, die
Kunden zufriedenzustellen«, sagte ich bescheiden.
»Ich bin rundherum zufrieden .« Sie seufzte glücklich und begann zerstreut mit meinem
schlaffen Organ zu spielen. »Ich glühe aufs herrlichste nach. Körper und Geist
danken dir aus tiefstem Empfinden heraus .«
»Wir sind Ihnen sehr verbunden
für Ihre gütigen Worte«, sagte ich träge. »Dankschreiben nimmt das Management
jederzeit entgegen .«
Ich entfernte sanft ihre
spielenden Finger von meiner Lendengegend, rollte mich auf die Seite und
tastete nach meiner Armbanduhr, die ich auf das Tischchen am Ende der Couch
gelegt hatte. »Was machst du da ?«
»Ich suche meine Uhr .«
»Wie spät ist es ?«
Meine tastenden Finger machten
schließlich die Uhr ausfindig, und ich warf einen Blick darauf.
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