Al Wheeler und das flotte Mädchen
Petrie.«
Sie lächelte ebenfalls. »Ich möchte Sie nicht gern unnötig bemühen, aber
vielleicht könnten Sie mir die Liste persönlich bringen. Das wäre sicherer, als
wenn ich mich auf die Post verlassen müßte. Und schneller auch.«
»Kein Problem«, sagte ich.
»Irgendwann morgen
vormittag ?«
»Gegen elf?«
»Ausgezeichnet«, sagte sie.
Ich wollte eben auf meinen
Wagen zugehen, als ein blauer Fairlane in die Zufahrt
einbog und im schrägen Winkel vor meinem eigenen Auto stehenblieb. Der Kerl,
der ausstieg, sah in keiner Weise wie ein Vertreter aus. Er war groß — ungefähr
einen Meter fünfundachtzig und wog vermutlich an die zwei Zentner. Sein echtes
schwarzes Haar zeigte graue Strähnen, und die tiefe Sonnenbräune gab seinem
Gesicht etwas Lederartiges. Er trug einen Anzug mit Fischgrätenmuster, der im
Sonnenlicht förmlich leuchtete, aber sein Gesichtsausdruck hatte keineswegs
etwas Leuchtendes.
»Mistvieh!« sagte er mit tiefem Baß . »Und ich dachte immer, du wirst während der
Woche ausreichend bedient, um dich ruhig zu verhalten, solange ich weg bin.«
Mrs. Stevenson sah aus, als
wäre sie in den letzten fünf Sekunden um fünf Jahre gealtert. Sie starrte ihn
ungläubig an, gab dann einen tief aus ihrer Kehle dringenden Wimmerlaut von
sich, drehte sich um und rannte ins Haus zurück. Das störte ihren Ehemann nicht
im geringsten, denn er war offensichtlich nur zu glücklich, sich auf mich
konzentrieren zu können.
»Ich habe keine Ahnung, wer zum
Teufel Sie sind«, sagte er in gepreßtem Ton, »und es
ist mir auch völlig egal. Aber ich werde Sie in jedem Fall lehren, sich mit
meiner Frau herumzutreiben.«
Bei mir setzte sofort die
typische Reaktion des Bullen ein — im Zweifelsfall verstecke dich hinter deiner
Dienstmarke.
»Sie sind Clyde Stevenson?«
fragte ich mit kalter, harter Stimme.
»Der bin ich allerdings«,
antwortete er. »Und ich werde Sie in Ihre Bestandteile zerlegen, Freund. Wenn
ich dann mit Ihnen fertig bin, werden wahrscheinlich einige von diesen Teilen
gar nicht mehr zusammenpassen.«
»Ich bin Lieutenant Wheeler vom
Büro des Sheriffs.« Ich nahm meine Dienstmarke heraus und fuchtelte ihm damit
vor der Nase herum. »Ich möchte Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
»Sie — was?« Sein Gesicht
verzog sich auf schreckliche Weise, so, als ob es von einem Krampf förmlich
zerrissen würde.
»Ich bin froh, daß Sie
zurückgekommen sind, Mr. Stevenson«, sagte ich energisch. »Ihre Frau erzählte
mir, Sie seien für zwei Tage verreist, und ich wollte eben wegfahren, als Sie
auftauchten. Wieso haben Sie Ihre Absicht geändert?«
»Sind Sie wirklich Polizeilieutenant ?« murmelte er.
»Wirklich«, sagte ich. »Was für
einen Beruf haben Sie, Mr. Stevenson?«
»Ich bin Vertreter.«
»Was verkaufen Sie?«
»Hören Sie, was soll das
heißen?«
»Was verkaufen Sie?«
Er schüttelte bedächtig den
Kopf. »Ich beantworte keine Fragen, Lieutenant, bevor ich nicht weiß, warum Sie
sie stellen.«
Das würde zu lange dauern,
überlegte ich. Wer konnte wissen, wann seine Frau wieder auftauchte? Mir lag
nicht das geringste daran, ihr erklären zu müssen, weshalb ich mich plötzlich
von Mr. Petrie, Privatdetektiv, in Lieutenant Wheeler vom Büro des Sheriffs
verwandelt hatte.
»Okay«, sagte ich. »Ich komme
wieder zurück, Mr. Stevenson.«
»Was, zum Teufel« — er wimmerte
beinahe — , »soll das alles bedeuten?«
Ich stieg in meinen Wagen,
stieß zurück und schob mich an dem Fairlane vorbei.
Dann fuhr ich auf die Straße hinaus. Es wäre hübsch gewesen, der nun folgenden
Unterhaltung zwischen Stevenson und seiner Gattin zu lauschen, aber es gab
einfach keine Möglichkeit. Also fuhr ich statt dessen in Valley Heights umher.
Schließlich parkte ich den Wagen ungefähr einen halben Häuserblock vom
Lloyd’schen Heim entfernt und machte mich zu Fuß auf. Sie sei keine Freundin,
eher eine Nachbarin, hatte die Lady gesagt. Im ersten Haus, bei dem ich mein
Glück versuchte, war niemand zu Hause. Beim zweiten tauchte eine liebenswürdige
Dame mittleren Alters auf, die mir mitteilte, ich wollte sicher ins Haus
nebenan. Ich dankte ihr höflich und wanderte weiter.
Die winzige Blonde öffnete mir
die Haustür. Sie trug ein gestreiftes Hemd ohne Kragen und sonst offenbar gar
nichts, zumindest war nichts weiter zu sehen. Das Hemd reichte über das erste
Drittel ihrer sonnengebräunten Schenkel hinab, und sie war barfuß. Unter dem
Hemd war ihr Körper weich und schnuckelig,
Weitere Kostenlose Bücher