Al Wheeler und das Phantom
daß ich gar
nicht wußte, wonach ich eigentlich suchte, und daß ich ebensogut nach Hause und
ins Bett gehen konnte — nachdem ich meine Wohnungstür gegen jeden Ansturm von
Joe Simons angeheuerten Killern verbarrikadiert hatte. Dann hörte ich
plötzlich, wie ein Schlüssel im Schloß umgedreht wurde. Ich kehrte gerade
rechtzeitig ins Wohnzimmer zurück, um die drei Personen zu empfangen, die da
eintrafen. Zwei von ihnen gingen zu Fuß, die in der Mitte wurde getragen.
Danny Lamont befand sich links
von Sandra Bryant und das Mädchen, das ich kurz in seinem Apartment gesehen
hatte, rechts. Allem nach handelte es sich um Diana Thomas, aber im Augenblick
war ich mehr an Sandra Bryant interessiert. Sie sah aus, als sei sie in den
letzten paar Stunden um zehn Jahre gealtert. Ihr Gesicht war verschwollen und
von Tränen überströmt, und ihre Beine trugen sie nicht mehr.
Die kleine Karawane kam abrupt
zum Stillstand, als ich in ihr Blickfeld trat. Dann begann Diana Thomas unter
ihrer Kapuze hervor leise zu kichern.
»Dieser Bulle ist wirklich
überall anzutreffen«, murmelte sie. »Es ist schon fast wie eine Seuche.«
Lamonts Gesicht wurde einen
Augenblick lang schlaff. Dann riß er sich zusammen. »Es hat wohl keinen Zweck
zu fragen, wie Sie hier hereingekommen sind, Lieutenant?«
»Die Tür war offen«, sagte ich.
»Es sah so aus, als ob Einbrecher bei der Arbeit seien, deshalb habe ich
nachgesehen. Es fehlt glücklicherweise nichts.«
»Sie haben mich geschlagen!«
sagte Sandra Bryant mit dünner Stimme.
»Sie übertreibt«, behauptete
Diana Thomas in seidenweichem Ton. »Ich werde sie ins Bett stecken. Morgen früh
wird sie so gut wie neu sein.«
Sie legte einen Arm um die
Taille des blonden Mädchens und trug es mit überraschender Kraft und
Leichtigkeit ins Schlafzimmer.
»Sie leben ja noch,
Lieutenant«. Lamonts Stimme klang vage überrascht.
»Einer von Simons Jungen ist
tot, und der andere sitzt im Loch«, erklärte ich. »Frankenheimer ist ebenfalls
tot.«
»Was, wirklich?« Er fuhr sich
langsam mit der Zunge über die Lippen, als ob ihm der Mund plötzlich
ausgetrocknet wäre. »Machen Sie sich Sandras wegen keine Sorgen. Diana hat sie
ein bißchen vertrimmt, nur um dafür zu sorgen, daß sie die Wahrheit sagt.«
Die große Blonde kam ins Wohnzimmer
zurück und schloß leise die Tür hinter sich.
»Sie wird jetzt schlafen«,
sagte sie. »Ich habe ihr keinen bleibenden Schaden zugefügt — und zu sehen ist
überhaupt nichts.« Sie lächelte Lamont zu. »War das nicht nett von mir, Danny?
Schließlich habe ich dir deine Geldanlage erhalten.«
»Ich war vor einer kleinen
Weile in Ihrem Apartment«, sagte ich. »Aber Sie waren weg. Ich hätte mich gern
ein bißchen mit Ihnen unterhalten.«
»Ist das alles?« fragte sie mit
gespielter Enttäuschung. »Ich habe mir von Ihnen mehr erhofft, Lieutenant. Ich
meine, Sie wären der erste Verrückte gewesen, der seine eigenen Handschellen
mitbringt.«
»Allem nach, was ich gehört
habe, würde ich noch nicht einmal Ihre bezaubernde Unterwäsche zu Gesicht
bekommen, einschließlich Monogramm.«
»Was hat meine Unterwäsche mit
all dem zu tun?« fragte sie kalt.
»Ich habe mit Ihrem schwulen
Hausmädchen gesprochen«, sagte ich. »Es behauptete, das sei alles seine eigene
Handarbeit. Ich meine die gestickten Monogramme.«
»Das macht Louis glücklich«, sagte
sie. »Es stillt irgendein blödsinniges seelisches Bedürfnis in ihm.«
»Vielleicht verkauft er
nebenbei einen kleinen Teil Ihrer Unterwäsche?« sagte ich. »So daß einige Ihrer
Bewunderer ein wertvolles Erinnerungsstück von Ihnen haben?«
»Ich weiß wirklich nicht, wovon
Sie reden.«
»Drury trug eine Garnitur Ihrer
Unterwäsche, als er erschossen aufgefunden wurde«, sagte ich.
» Was trug er?« Sie starrte mich
verblüfft an.
»Mit Ihrem eingestickten
Monogramm versehen — D. L. T.«, erklärte ich. »Ich frage mich, wie er überhaupt
in den Besitz der Sachen gekommen ist.«
»Eine ausgezeichnete Frage,
Lieutenant.« Ihre Hand strich sachte eine goldene Haarsträhne zurück. »Ich
wollte, ich könnte Ihnen da helfen, aber darauf weiß ich wirklich keine
Antwort.«
»Berger ist homosexuell«, sagte
ich. »Vielleicht war Drury das auch? Vielleicht waren die beiden sehr intime
Freunde?«
»Unmöglich«, sagte sie in
entschiedenem Ton. »Johnny war völlig normal, Lieutenant. Ich weiß es.«
»Dann hat ihn vielleicht sein
Mörder in Frauenkleider gesteckt, nachdem er tot war?« sagte
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