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Al Wheeler und die Callgirls

Al Wheeler und die Callgirls

Titel: Al Wheeler und die Callgirls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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zum Teufel, müssen Sie eigentlich immer
um sechs Uhr abends aufkreuzen?«
    »Essen Sie heute wieder
auswärts zu Abend?« fragte ich spitz.
    »Wir essen immer auswärts.«
    »Das kann ich mir vorstellen«,
sagte ich. »Lassen Sie sich heute abend nicht aufhalten. Ich möchte nur mit
Silver sprechen.«
    »Dann machen Sie ein bißchen
schnell. Ja?« Sie öffnete die Tür etwas weiter und ging mürrisch voran ins
Wohnzimmer.
    Burt Evans lag ausgestreckt auf
der Couch, hingegeben die dünne Rauchspirale betrachtend, die von der Zigarre
zwischen seinen Fingern aufstieg. Er wirkte ein wenig zu sorgfältig entspannt,
aber vielleicht bildete ich mir das bloß ein.
    »Er ist’s wieder«, sagte Merle
mit aggressiver Stimme. »Er möchte mit Lennie sprechen, behauptet er.«
    »Dann sag Lennie, er soll hier
hereinkommen.« Evans richtete sich zum Sitzen auf. »Nehmen Sie Platz,
Lieutenant.«
    »Auf den Marterstuhl von
gestern abend nicht mehr.« Ich wartete, bis Merle aus dem Zimmer war, und sagte
dann: »Was haben Sie zu Ihrer Erholung in Santo Bahia getan?«
    »Denken Sie dabei an irgendeine
besondere Art der Erholung?«
    »Ich meine, so wie Sie jetzt
Merle haben.« Ich grinste ihn an. »Was haben Sie also in Santo Bahia für einen
Merle-Ersatz gehabt?«
    »Sie wollen, daß ich mein
Geschlechtsleben vor Ihnen darlege?«
    »Warum nicht?«
    Seine Lippen verzogen sich zu
einem automatischen Grinsen, während mich die Augen mit den schweren Lidern
betrachteten, ohne zu blinzeln. »Ich habe den Eindruck, daß das ein Witz sein
soll, aber dann habe ich auch wieder das Gefühl, als seien Sie kein Polyp, der
Witze reißt. Haben Sie was auf dem Herzen? Dann heraus damit.« Er kratzte sich
sachte den gebräunten Schädel. »Auf diese Weise kann ich entweder antworten
oder Ihnen nahelegen, sich um Ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern.«
    »Callgirls«, sagte ich.
»Hundert Dollar pro Besuch. Eine schöne Dunkelhaarige, die jeden Cent wert war
und die Lisa Nettheim hieß.«
    »Klar kenne ich Lisa.« Er
nickte. »Und Sie haben recht, sie war jeden Cent wert. Es ist ihr was
Schreckliches zugestoßen, Lieutenant.« Er schüttelte betrübt den Kopf. »Es geht
mir heute noch nach, wenn ich daran denke. Sie heiratete und gab ihren Beruf
auf.«
    »Und war innerhalb von drei
Monaten Witwe«, sagte ich. »Sie wohnt jetzt in Pine City. Wußten Sie das?«
    »Nein! Worauf wollen Sie hinaus,
Lieutenant? Daß ich Merle innerlich untreu werden könnte?«
    »Sie haben sie also in letzter
Zeit nicht gesehen?«
    »Ich habe sie nicht mehr
gesehen, seit sie vor drei Jahren aufgegeben und geheiratet hat und sowohl aus
Santo Bahia als auch aus meinem Dasein verschwunden ist.« Sein Gesicht
verschwand vorübergehend hinter einer Rauchwolke. »Ich wollte, Sie hätten mir
nichts davon gesagt, daß sie hier ist — und auch noch Witwe! Ich fange bereits
wieder an, ganz kribbelig zu werden.«
    Silver kam anmutigen Schritts
ins Zimmer, sich mit einer Hand das allzu lange blonde Haar zurechtstreichend.
Er trug einen rauchgrauen Seidenanzug, der hell schimmerte, wenn er ins Licht
der durchs Fenster hereinfallenden Sonnenstrahlen geriet. Heute abend trug er
ein Platinarmband, das zu dem Uhrarmband an seinem rechten Handgelenk paßte,
und ich lauschte kurz, ob nicht auch noch an seinen Füßen etwas klirren würde,
wenn er ging. Die eiskalten blauen Augen in dem freundlichen Babygesicht
betrachteten mich bereits wieder, als wären sie drauf und dran, mich
anzuspeien.
    »Jetzt weiß ich, warum es hier
so stinkt«, sagte er. »Der Bulle ist wieder da.«
    »Ich habe heute den
Streifenbeamten gesehen, den Ihr Bruder in Santo Bahia zusammengeschlagen hat«,
sagte ich im Ton der Unterhaltung. »Er lag hinterher drei Monate im Krankenhaus
und wurde dann pensioniert. Jetzt lebt er von dieser Pension und geht mit einem
Stützkorsett umher, während seine Frau als Putzfrau arbeitet.«
    »Sie brechen mir das Herz!«
sagte er ironisch. »Die Wahrheit über das, was sie Pete in dieser Nacht angetan
haben, kam vor Gericht heraus, Polyp!«
    »Wo waren Sie in der Nacht, als
Nicholas Kutter ermordet wurde?« fuhr ich ihn an.
    Er zuckte die Schultern. »Mit
‘ner Puppe verabredet.«
    »Wo und mit wem?«
    »Das geht Sie einen Dreck an.«
    »Mit derselben Puppe wie
gestern abend?«
    »Vielleicht.«
    »Mit derselben, mit der Sie
heute abend verabredet sind?«
    »Vielleicht.«
    »Falsch«, berichtigte ich ihn.
»Sie sind heute abend mit mir in der Polizeizentrale verabredet. Und

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