Al Wheeler und die geborene Verliererin
sind Sie die Tochter des großen Stuart
Whitney und importieren das Zeug sicher faßweise aus Italien.«
»Sie sind ein Mistköter,
Wheeler«, sagte sie mit gelassener Stimme. »Aber kein so großer wie mein
Vater.«
»So wie Sie bisher von ihm
geredet haben, hätte man meinen können, Sie küßten die Erde, auf die er
spuckt«, sagte ich.
»Das war auch mal so«, sagte
sie mit dünner Stimme. »Bevor ich genau herausfand, was für eine Art großer Boß
er in Wirklichkeit war. Ich glaube, das hat damals meine sämtlichen mädchenhaften
Illusionen zerstört. All die Jahre über hatte ich ihn für einen grandiosen,
glanzvollen Erfolgsmenschen gehalten, und dann kam ich dahinter, daß er unter
seiner glitzernden Außenseite nur ein Rattenkönig war.«
»Wann haben Sie das denn
herausgefunden?« fragte ich.
»Jemand hat es mir vor ein paar
Monaten erzählt.« Sie zuckte lustlos mit den Schultern. »Wer, ist nicht
wichtig.«
»Vielleicht doch«, sagte ich.
»Wahrscheinlich werde ich es
sowieso nie erfahren. Es handelte sich lediglich um ein Bündel alter
Zeitungsausschnitte, das per Post kam. Alle handelten vom Prozeß einer gewissen
Mrs. Elizabeth Siddell, der irgendwann mal vor Urzeiten stattgefunden hat, als
ich noch ein kleines Kind war. Meinem Vater waren recht viele Abschnitte
gewidmet. Anscheinend war sie seine Geliebte gewesen, aber als alles
schiefging, ließ er sie im Stich. Aber sie hat, glaube ich, niemals ausgepackt.
Sonst würde er vermutlich seit Jahren im Gefängnis stecken.«
»Und Carol Siddell?« bohrte ich
nach.
»Ja, das auch.« Sie lachte kurz,
und es klang rauh. »All die Jahre hatte ich keine Ahnung, daß ich eine
Halbschwester hatte. Und damals, als ich sie auf dem Bald Mountain traf, wußte
keine von uns, daß wir miteinander verwandt waren. Das einzige, was wir
gemeinsam hatten, war ein alter Bock von einem Vater. Und nun ist sie tot. Mir
jagt das ganze Angst ein, Wheeler.« Sie wandte mir ihr Gesicht zu, und ich
konnte Furcht in den weit auseinanderstehenden blauen Augen schimmern sehen.
»Um es genau auszudrücken«, fügte sie leise hinzu, »es jagt mir sogar eine
Höllenangst ein.«
»Warum?«
»Weil man mich möglicherweise
aus demselben Grund umbringen könnte wie Carol.«
»Was für ein Grund sollte das
sein?«
»Das weiß ich nicht. Ich kann
es nicht logisch erklären, es ist einfach ein intuitives Gefühl, mehr nicht.
Warum hat Carol meinen Namen und meine Adresse in dem Fotogeschäft angegeben?«
»Das weiß ich auch nicht«,
brummte ich. »Es ergibt keinerlei Sinn.«
»Es ist gespenstisch.« Sie
schauderte. »Wer hat mir diese Zeitungsausschnitte geschickt, in denen alles
über meinen Vater stand? Es ist so, als ob sich jemand sowohl an ihm als auch
an Mrs. Siddell rächen wollte — und als ob die einzige Möglichkeit, das zu tun,
die gewesen wäre, sich an seine Töchter zu halten.«
Das Telefon klingelte, und sie
fuhr fast an der Wand hoch. Ich nahm den Hörer ab und meldete mich.
»Hier ist Elizabeth Siddell«,
sagte die ruhige, unbewegte Stimme. »Bryant und Magnusun sind im Starlight
Hotel abgestiegen. Ich habe mit ihnen und mit Whitney gesprochen. Sie haben von
heute um Mitternacht an achtundvierzig Stunden Zeit, um herauszufinden, wer
meine Tochter ermordet hat. Wenn sie nicht damit herausrücken, werde ich
auspacken.« Sie machte, wie mir schien, eine beträchtlich lange Pause. »Ich
weiß, was Sie jetzt denken, Lieutenant«, fuhr sie schließlich fort. »Aber die
Verjährungsfrist nützt ihnen gar nichts. Die alten Verbindungen haben zu neuen
Verbindungen geführt, und es liegen noch ausreichend Beweise vor, um die drei
für den größten Teil des Rests ihres Lebens ins Kittchen zu schicken. Ich
möchte annehmen, daß sie ab jetzt sehr geschäftig sein werden.«
»Ich halte Sie für verrückt«,
sagte ich ehrlich. »Und ich kann Ihnen einen vierundzwanzigstündigen
Polizeischutz verschaffen.«
»Vielen Dank, Lieutenant.« Sie
lachte nicht unfreundlich. »Aber solange Dane bei mir ist, brauche ich keinen
Polizeischutz.«
»Hoffentlich haben Sie recht«,
sagte ich. »In zwei Mordfällen ermitteln zu müssen, ist jetzt schon mehr als
genug.«
»Gute Nacht, Lieutenant.« In
ihrer Stimme lag ein Unterton von Spott. »Süße Träume.«
Ich legte auf und kehrte zur
Couch zurück. Zana Whitney hielt mir stumm fordernd ihr leeres Glas entgegen,
und so wanderte ich in die Küche, um es erneut aufzufüllen. Es dauerte nicht
lange, aber als ich zurückkehrte, hatte
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