Al Wheeler und die geborene Verliererin
sich bei ihr offensichtlich eine
völlige Wandlung vollzogen. Sie saß aufrecht auf der Couch, beugte sich leicht
zu mir vor, als ich mich hinsetzte, und ihre Augen funkelten in neuer
Lebendigkeit.
»Ich muß mich beschweren«,
sagte sie im Plauderton, während sie ihr Glas entgegennahm. »Was, zum Teufel,
ist mit der Musik los? Ich meine, Sie traktieren mich auf gute, altmodische und
bewährte Weise mit Drinks, und auch die Beleuchtung ist gedämpft, aber wie
steht’s mit der Musik?«
»Was für eine Art Musik möchten
Sie denn gern hören?«
Sie zuckte ungeduldig mit den
Schultern. »Hm, da ich ja vermutlich nur herumsitze und darauf warte, verführt
zu werden, ist mir jede Musik recht, die einen in Stimmung versetzt.«
Ich ging zum Hi-Fi hinüber und
sah die Langspielplatten durch. Da war die alte mit den spanischen
Gitarrenklängen, und ich fand, sie würde im Augenblick ausreichen. Manchmal ist
es wirklich schwierig, vom ermittelnden auf den verführenden Bullen
umzuschalten, und Musik hilft dann dabei auch nicht viel. Zumindest nicht, solange
ich mindestens noch drei gravierende Fragen zu stellen hatte. Ich kehrte zur
Couch zurück und bot Zana eine Zigarette an.
»Ich rauche nur Hasch«, sagte
sie in leicht überheblichem Ton. »Wissen Sie nicht, daß diese Dinger schädlich
für Sie sind?«
»Sie haben ganz offensichtlich
sofort erkannt, daß das Mädchen auf dem Foto mit dem identisch war, das Sie auf
dem Bald Mountain getroffen haben«, sagte ich. »Was hat Sie bewogen, Ihre
Meinung zu ändern und es mir zu erzählen?«
»Die Art und Weise, wie Sie den
lieben alten Daddy behandelt haben«, antwortete sie. »Oder vielleicht sollte
ich mich anders ausdrücken. Die Art und Weise, wie er Sie nicht behandelt hat.
Ich glaube, ich hatte im stillen immer noch gehofft, daß das, was in den
Zeitungsausschnitten stand, nicht wahr war. Aber so, wie er in dem Augenblick
zu Kreuze kroch, als er erfuhr, daß Sie ein Bulle sind, war mir klar, daß alles
stimmte.« Sie schnippte sachte mit den Fingern. »Und das bedeutete — zur Hölle
mit dem lieben alten Daddy.«
»Wo war Diana gestern nacht?«
»Diana?« Ihre Augen weiteten
sich flüchtig. »Was wollen Sie — zum Kuckuck—, sie hat bei uns zu Hause
geschlafen. Entweder im Gästezimmer oder bei Earl Jamison.«
»Glauben Sie?« sagte ich.
»Ich habe ihr gegen Mitternacht
gute Nacht gesagt, sie ging in ihr Zimmer und ich in meines.« Ihre Stimme klang
kalt. »Was wollen Sie noch mehr?«
»Sie ist Ihre alte
Collegefreundin«, sagte ich. »Sie waren schon miteinander befreundet, bevor Sie
Bescheid wußten, nicht wahr?«
Sie kicherte ein bißchen. »Ich
erinnere mich gar nicht an eine Zeit, in der ich nicht Bescheid wußte, Wheeler.
Aber ich glaube wirklich, daß wir seit den letzten vier oder fünf Jahren eng
befreundet sind.«
»Woher stammt sie?« fragte ich.
»Ich weiß nicht einmal ihren Nachnamen.«
»Vielleicht hätte ich sie
hierlassen und selbst nach Hause gehen sollen.« Ihre Augen verdunkelten sich.
»War es das, was Sie eigentlich gern gehabt hätten, Wheeler?«
»Damit sie sich noch mal mit
dem Fleischmesser auf mich stürzt?« knurrte ich. »Wofür halten Sie mich? Für einen
Rippenspeer?«
Sie kicherte erneut. »Okay. Ihr
voller Name ist Diana Connelly, und sie stammt aus Los Angeles. Ihre Eltern
starben schon vor Jahren, und ihr einziger lebender Verwandter ist ein um
Lichtjahre älterer Bruder. Er läßt ihr so was wie eine Unterstützung zukommen,
so daß sie nicht zu arbeiten braucht, und wir amüsieren uns meistens gemeinsam
und tauschen Erfahrungen aus, wenn wir solo gewesen sind.«
»Wissen Sie zufällig, wie ihr
Bruder mit Vornamen heißt?« fragte ich mit erstickter Stimme.
»Dan?« Sie schüttelte den Kopf.
»Nein, das nicht — Dana? So ähnlich. Dane — ja, das ist’s, Dane.« Ein Ausdruck
milden Erstaunens erschien auf ihrem Gesicht. »Sie sehen aus, als ob Ihnen
jemand gerade mit einer brennenden Zigarette das Hinterteil versengt hätte.«
»So ungefähr«, sagte ich. »Hat
sie je erwähnt, womit ihr Bruder seinen Lebensunterhalt verdient?«
»Ich erinnere mich nicht. Ich
weiß lediglich, daß er in Los Angeles arbeitet. Ich habe nicht den Eindruck,
daß sie besonders gut miteinander stehen. Es ist lange her, seit sie auch nur
seinen Namen erwähnt hat, wenn ich es mir recht überlege.«
»Waren Sie beide in den letzten
paar Jahren permanent beisammen?« fragte ich.
»Nicht die ganze Zeit über. Vor
einiger Zeit war ich
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