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Al Wheeler und die geborene Verliererin

Al Wheeler und die geborene Verliererin

Titel: Al Wheeler und die geborene Verliererin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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benutzen, um Ihnen eine Lektion zu
erteilen!«
    Der Pistolenlauf entfernte sich
von meinem Magen, er hob ihn hoch in die Luft, bereit, die Waffe in einem Bogen
gegen die eine Seite meines Gesichts zu schlagen. Es war direkt eine
Beleidigung seinerseits, anzunehmen, ich sei so dumm und bliebe einfach stehen,
um darauf zu warten, daß er mich verprügelte. Aber vielleicht war er zu wütend,
um überhaupt nachzudenken. Wie auch immer, es schien mir nicht der richtige
Zeitpunkt für psychologische Betrachtungen.
    Ich wartete, bis die Waffe
genau auf die entfernte Wand gerichtet war, dann trat ich kräftig auf seinen
Rist, um ihn abzulenken. Als er daraufhin weit den Mund öffnete, knallte ich
ihm die rechte Handkante hart gegen den Adamsapfel. Dies verursachte ihm ein
zweifaches Problem: Einesteils hätte er dringend vor Schmerz aufschreien
müssen, andernteils war er nahe am Ersticken. Ich packte ihn am Handgelenk und
drehte daran, bis er die Pistole fallen ließ, dann schlug ich ihm mit der
geballten Faust zwischen die Augen. Einen Augenblick lang hatte ich das Gefühl,
ich hätte mir sämtliche Fingerknöchel gebrochen. Jamison ging langsam in die
Knie, schwankte ein paar Sekunden lang hin und her, dann fiel er der Länge nach
zu meinen Füßen nieder.
    Es wäre hübsch gewesen, nun ein
donnerndes >Heil Wheeler< aus zehntausend Kehlen brausen zu hören, aber
alles, was ich hörte, war dieser bereits vertraute, tief aus der Kehle
dringende Laut. Ich fuhr gerade noch rechtzeitig herum, um die
Westentaschenvenus auf mich zurasen zu sehen, diesmal nichts weiter als ihre
langen, spitzen Fingernägel als Waffe. Das erforderte sofortige Beachtung. Ich
packte ihr eines Handgelenk, drehte mich um meine eigene Achse, so daß Diana im
Kreis herumgewirbelt wurde, und ließ dann plötzlich los. Ihre Füße berührten
den Boden kaum, als sie gegen die nächste Wand sauste. Der Verputz bebte, als
sie dagegen prallte, dann rutschte sie ab, hinunter auf die Knie, wo sie
verharrte, den Kopf sanft gegen die Wand gelehnt. Ich hob Jamisons Pistole vom
Boden auf und schob sie in meine Gesäßtasche. Im Zimmer war es plötzlich still,
abgesehen vom Schluchzen der spanischen Gitarren, das aus dem Hi-Fi drang.
Eines mußte ich diesem Gerät lassen, es gab nicht so leicht auf.
    Zana Whitney erholte sich als
erste. Sie stöhnte ziemlich lautstark, dann richtete sie sich schließlich auf
der Couch auf und rieb sich sachte am Kinn. Ich versuchte nicht, ihr irgend
etwas zu erklären, denn dem Ausdruck ihrer Augen nach hätte sie ohnehin nicht
zugehört. Jamisons Ächzer klangen ähnlich, außer daß sie in tiefem Baß
erfolgten, und ich wartete, bis er wieder auf den Füßen stand, bevor ich etwas
sagte. Aber jemand anderer kam mir zuvor.
    »Warum haben Sie den Trottel
nicht umgebracht, Wheeler?« fragte Zana in halblautem, bösartigem Ton. »Er
wollte Sie doch töten.«
    Ich wies auf die Badezimmertür.
»Gehen Sie rein, Jamison, machen Sie ein Handtuch naß und bringen Sie es hier
heraus.«
    »Wozu?« fragte Jamison heiser.
    »Weil ich Sie wahrscheinlich
umbringe, wenn Sie’s nicht tun«, knurrte ich.
    Er hinkte langsam und mühsam
ins Badezimmer, und es schien verdammt lange zu dauern, bevor er endlich mit
dem feuchten Handtuch zurückkehrte. Ich ging zur Wand hinüber, vergrub die
Finger einer Hand in Dianas Haar, schleifte sie rückwärts in die Mitte des
Raums und ließ sie dort auf den Rücken fallen. Der völlig benommene Ausdruck
auf Jamisons Gesicht besagte, daß ich damit wahrscheinlich ein weiteres
Sakrileg an seiner Geliebten begangen hatte, es schien mir aber nicht die Zeit
und Mühe wert zu sein, etwas zu erklären. Ich nahm ihm das nasse Tuch aus der
Hand und rieb kräftig die verletzten Stellen auf Dianas nacktem Körper. Als ich
fertig war, waren die langen roten Kratzer unter den Brüsten und der häßliche
blauschwarze Fleck unter dem Nabel verschwunden.
    »Was, zum Teufel—«, Jamisons
Mund öffnete und schloß sich ein paarmal hintereinander wie der eines Fisches
auf dem Trockenen.
    »Make-up«, sagte ich. »Sehr
geschickt aufgetragen. Sozusagen ein kleines Kunstwerk.«
    »Warum?« krächzte er.
    »Erzählen Sie es ihm«, sagte
ich zu Zana.
    Als die Blonde ihm berichtet
hatte, was sich einige Zeit zuvor in meiner Wohnung abgespielt hatte, sank
Jamison ebenso in sich zusammen wie sein Schnauzbart.
    »Es tut mir leid, Lieutenant«,
murmelte er. »Ich fühle mich wie ein kompletter Trottel. Ich habe ihr jedes
Wort geglaubt,

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