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Al Wheeler und die geborene Verliererin

Al Wheeler und die geborene Verliererin

Titel: Al Wheeler und die geborene Verliererin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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das sie gesagt hat.«
    »Wickeln Sie sie bloß in ihren
Mantel und schaffen Sie sie von hier weg«, sagte ich. »Bevor ich sie aus dem
Fenster werfe.«
    »Ich werde dir helfen«, sagte
Zana plötzlich. »Ich habe heute abend einen großen Fehler gemacht, und ich
werde sie nun nicht ein zweitesmal allein lassen.«
    »Sie braucht ärztlichen
Beistand«, sagte ich. »Wo habe ich das schon mal gehört?«
    »Es sieht ganz so aus, als ob
unsere Beziehung unter einem Unstern stünde, Wheeler.« Die Blonde lächelte mich
matt an. »Vielleicht versuche ich es morgen abend noch einmal, aber glauben Sie
mir, ich kann verstehen, wenn Sie mir die Tür vor der Nase zuschlagen. Ich kann
es wirklich verstehen!«
    »Schaffen Sie bloß Ihre
reizende kleine Freundin von hier weg«, sagte ich. »Wer weiß? Vielleicht hat
sie eine ganze Todesfurche quer durch Südamerika gepflügt.«
    Die beiden wickelten Diana in
ihren Mantel und trugen sie aus der Wohnung. In dem Augenblick, als sie im
Korridor draußen waren, knallte ich die Wohnungstür zu, kehrte in schnellem
Trott in die Küche zurück und goß mir einen Drink ein. Ich hatte das Glas eben
halb geleert, als es erneut an der Wohnungstür klingelte. Jamisons Pistole war
im Nu in meiner Hand, und ich schwor mir, der blutdürstigen Westentaschenvenus,
sofern sie wieder draußen stehen sollte, einfach ein Loch in den Kopf zu
schießen und sie am Morgen vom Hausmeister wegräumen zu lassen.
    Aber als ich schließlich die
Tür öffnete, stand da eine honigblonde Vision der Schönheit, ein beseligtes
Lächeln auf dem Gesicht. Sie bemerkte nicht einmal die ungeschickt fummelnden
Handbewegungen, mit denen ich die Pistole wieder in die Gesäßtasche
praktizierte.
    »Ich wollte nur ganz kurz
vorbeikommen, Al«, sagte sie. »Ich möchte Ihnen erzählen, was für ein
herrlicher Abend das war. Greg ist einfach eine Wucht. So gut aussehend und
unterhaltsam und intelligent und sympathisch und sexy! Ich weiß gar nicht, wo
ich anfangen soll.« Sie holte tief Luft. »Ich weiß nur, dies ist der Anfang
einer phantastischen Beziehung, und ich bin so glücklich, daß ich am liebsten lauthals
singen würde!«
    »Quatsch!« zischte ich.
    »Al?« Ihre schönen blauen Augen
blickten vorwurfsvoll drein. »Ich bin nur vorbeigekommen, weil ich Ihnen
gegenüber solche Schuldgefühle hatte. Ich konnte einfach nicht umhin mir
vorzustellen, wie Sie da einen langen Abend mutterseelenallein zugebracht
haben, ein Abend, an dem überhaupt nichts passiert ist, ich wußte, wie
langweilig und trübselig das für Sie gewesen sein muß, deshalb dachte ich, ich
könnte Sie vielleicht ein bißchen aufheitern.«
    »Klar«, sagte ich. »Kommen Sie
ins Wohnzimmer und reißen Sie sich die Kleider vom Leib.«
    »Nach wie vor derselbe
kindische Al Wheeler.« Annabelle legte die Hand auf meinen Arm und drückte ihn
sanft. »Es ist schon so, wie Greg sagt«, fuhr sie in seelenvollem Ton fort.
»Kein Mensch ist eine Insel. Wir sind niemals völlig allein, Al, nicht einmal
Sie.«
    »Es gibt Zeiten, da wünsche ich
mir, ich wäre es«, sagte ich mit tiefem Empfinden. »Zum Beispiel jetzt gerade.«
    »Greg hat mir heute abend eine
völlig neue Welt eröffnet«, fuhr Annabelle beharrlich fort. »Die Welt des
Geistes, Al.«
    »Ist er Ihnen nicht ein
einzigesmal auf die Pelle gerückt?«
    »Er ist nur an meinem Geist
interessiert.«
    »Und wie verhielt sich Rover?«
erkundigte ich mich.
    »Rover?«
    »Sein Blindenhund?«
    Sie schüttelte betrübt den
Kopf. »Sie wissen einfach die feineren Dinge des Lebens nicht zu schätzen,
wie?«
    »Im Augenblick ist das einzige,
was ich mehr als alles andere zu schätzen weiß, Einsamkeit«, sagte ich. »Gute
Nacht, Annabelle.« Und ich machte ihr die Tür sachte vor der Nase zu.
     
     
     

8
     
    Ich schauderte ein bißchen in
der Rauhheit der Morgenluft. Es war eigentlich gar nicht mehr so früh, kurz
nach neun, aber die Sonnenstrahlen drangen erst am späten Nachmittag bis in
diesen Teil des Bald Mountain vor. Allmählich begann ich mich zu fragen, ob ich
nicht besser mein Gehirn in die chemische Reinigung gebracht hätte, bevor ich
auch nur ein Wort von dem glaubte, was Zana Whitney mir erzählt hatte.
    Die Hütte war nun noch rund
zwanzig Meter von mir entfernt und erweckte den Eindruck, als befände sie sich
in einem Übergangszustand von Baufälligkeit zu totalem Zerfall. Die Tür hing,
von einer rostigen Angel gehalten, halb offen nach vorne, und ich vermutete,
daß sich das nächste lebende

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