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Al Wheeler und die tote Lady

Al Wheeler und die tote Lady

Titel: Al Wheeler und die tote Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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gar nicht erinnern kann, was Sie zu sein schienen?«
    »Als wir uns kennenlernten, war
ich sexy«, sagte sie selbstzufrieden. »Sie haben es bloß nie bemerkt.«
    Ich ging an ihr vorbei und die
Zufahrt hinunter zum Healey. Nach wie vor war ich verdutzt und verwirrt. Was
für eine Frau war Tracy Tenison? fragte ich mich ein dutzendmal auf der Fahrt
zum Paradise Beach, und ich konnte mir darauf keine zusammenhängende Antwort
geben. An Fenwick zu denken schien mir aussichtsreicher zu sein, und so
konzentrierte ich mich schnell darauf. Er hatte Louise auf die Party in Camels
Haus am vorhergegangenen Samstag begleitet, keine sechsunddreißig Stunden,
bevor ihre Leiche am Strand gefunden worden war. Und er war zudem der Mann, der
die Tenisonsche Motorjacht in der Nacht, in der das
Mädchen umgebracht worden war, benutzt hatte. Etwas, was mir ein angenehmes
Gefühl der Rechtfertigung meiner Reise nach Las Vegas verlieh. Wer weiß — so
träumte ich hoffnungsvoll — , mit einigem Glück konnte Lavers sogar auch meine
Verluste beim Spiel als dienstliche Unkosten anerkennen?
    Die Betonstufen vom Strand her
schienen mir die einfachste Möglichkeit, wieder in Sam Conways Haus
zurückzugelangen, denn ich vermutete, daß sich die beiden in der Nähe der Bar
aufhielten, und es stellte sich heraus, daß ich recht hatte. Camel glitt vom
Hocker, als ich das Zimmer betrat, ein schiefes Begrüßungslächeln auf dem
Gesicht.
    »Sam geht’s großartig, alter
Freund«, sagte er mitteilsam. »Ich mußte mich opfern und durfte den ganzen
Nachmittag keinen Tropfen trinken, aber ich war ja sozusagen im Dienst. Nicht?«
Er machte einen fahrigen Schritt auf mich zu. »Na, dann viel fortune in Las Vegas, Al Glück.«
    »Vielen Dank, Camel.« Ich sah
zu, wie er langsam auf die Knie sank. »Brauchen Sie Hilfe?«
    »Alles okay. Bloß ’ne
Turbulenz.« Er blinzelte verständnisinnig. »Ich leg’ mich jetzt einfach hin und
ruh’ mich aus, bis wir aus dem Luftwirbel raus sind.« Er streckte sich
vorsichtig auf dem Boden aus und legte den Kopf auf die Arme. »Können Sie der
Stewardeß sagen, sie soll mir den Sicherheitsgurt festmachen?«
    Ich blickte zur Bar hinüber zu
Sam. Sie hatte das Haar wieder auf ihre verrückte Weise hochgetürmt; und nach
dem Ausdruck ihrer Augen konnte man nicht sicher sein, ob jemand zu Hause sei.
    »Camel ist betrunken!« Ein
triumphierendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Ich nicht — mir geht’s
prima, Al. Gepackt ist alles. Wir können fahren.«
    Sie stand auf und kam um die
Bar herum auf mich zu, und zwar mit äußerster Sorgfalt. Ich sah, daß sie eine
durchsichtige rosarote Chiffonbluse trug und dazu einen grauen Minirock.
    »Wie gefällt Ihnen meine
Aufmachung?« fragte sie selbstsicher.
    »Grandios!« Ich lächelte sie
nervös an. »Nur eine Kleinigkeit — finden Sie nicht, Sie sollten unter der
durchsichtigen Bluse einen Büstenhalter tragen?«
    »Wozu?« fragte sie entrüstet.
»Finden Sie vielleicht, er müßte angehoben werden? Oder was ist los?«
    Es war immerhin eine
Sechsstundenfahrt nach Las Vegas. Irgendwann zwischen hier und dort mußte es
mir ja wohl gelingen, sie zu überzeugen, daß ein Büstenhalter unter dieser
praktisch nicht existenten Bluse eine Notwendigkeit war. Sie wirkte auch
ausreichend blau, um die Entfernung zurücklegen zu können, ohne nüchtern zu
werden; aber da ich kein Risiko auf mich nehmen wollte, ergriff ich eine
unangebrochene Flasche Scotch aus den Barbeständen, um sie mitzunehmen. Ich
steckte sie unter den Arm, ergriff Sams Koffer, der auf dem Kaffeetisch stand,
und packte sie energisch am Ellbogen, um sie auf die Tür zuzuschieben. »Im
Dunklen bin ich sehr begehrenswert«, vertraute sie mir mit lautstarkem
Geflüster an. »Wissen Sie auch, warum? Weil ich dann meine Brille nicht tragen
muß. Es spielt dann keine Rolle, daß ich kurzsichtig bin, weil im Dunklen
sowieso niemand was sieht. Oder?«
    »Sie haben völlig recht«, sagte
ich ernst.
    »Verdammt noch mal! Natürlich
habe ich recht.« Sie nickte so heftig, daß ich fürchtete, sie würde sich den
Hals ausrenken. »In der Nacht sind alle Katzen grau, und das ist ein sehr
berühmtes Sprichwort, es muß also wahr sein.«
    Ich schaffte sie zum
Vorderausgang hinaus, was sie davor rettete, sich mit Stufen auseinandersetzen
zu müssen; und wir erreichten ohne Mühe den Healey. Kaum hatte ich die Wagentür
geöffnet, als sie seitlich auf dem Mitfahrersitz zusammenklappte, und ich hatte
größere

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