Al Wheeler und die Verführerin
schob die Vorhänge beiseite,
und ich folgte ihm in den Hauptraum des Klubs. Das Licht war noch schwächer als
im Foyer. Die ganze Seite nahm eine Bar ein, deren eindrucksvoller
Flaschenreichtum diskret von indirektem Licht erleuchtet wurde. In der Nähe des
Flügels befand sich eine kleine Tanzfläche, und der Rest des Raumes war mit
Tischen und den Leuten, die an ihnen saßen, angefüllt.
Der Double Zero Club schien ein prima Geschäft zu sein. Noch nie zuvor hatte ich so viele Burschen
mittleren Alters und junge Puppen in einem Lokal beisammen gesehen. Ich zählte
allein drei Zigarettenmädchen, die alle wie das Garderobenmädchen, nur in
verschiedenen Farben, bekleidet waren. Eine Brünette war dabei, die mir das
Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.
In der hinteren Ecke schwang
sich eine geschnitzte Holztreppe nach oben, daneben war eine Tür ohne
irgendeinen Hinweis, ob eine Dame, die es eilig hatte, richtig geraten hatte.
Ray öffnete die Tür, und ich folgte ihm in sein Büro, was bewies, daß ich
falsch geraten hatte.
Joe Diment, der fette Bursche
mit dem Sinn für Humor am falschen Platz, stand an der Bar neben dem mächtigen
Direktionsschreibtisch. Als er uns sah, stellte er sein Glas schnell auf die
Theke.
»Ich brauche etwas zur
Nervenberuhigung, Ray«, sagte er rasch, »nachdem mir das Mundwerk durchgegangen
ist. Du meine Güte, wie blöd man sein kann.«
»Das hast du, weiß der Himmel,
unter Beweis gestellt«, sagte Ray zu ihm. Er ging quer durch den Raum auf die
Bar zu und blieb einige Schritte vor Diment stehen und sah ihn an.
»Zum Kuckuck, es tut mir leid,
Ray«, sagte Diment mit einem Unterton von Nervosität. »Aber woher sollte ich es
wissen?«
»Schon gut.«
»Nun ja, okay.« Diment
versuchte zu lächeln. »Es ist mir unangenehm, dich noch mal zu belästigen, Ray,
aber dieser Denby kreischt noch immer wie ein Verrückter oben. Er ist nach wie
vor außer sich über die Rothaarige. Ich kann ihn nicht besänftigen — er bildet
sich ein, für sein Geld müßten wir so ‘ne Pflanze an die Kandare nehmen, bevor
sie ihm ein blaues Auge schlägt. Wenn er doch nur hinter dem her ist, wofür er
schon bezahlt hat.«
Ray schlug ihm brutal auf den
Mund, und Diment zuckte mit geschlossenen Augen zurück.
»Du mit deiner Großschnauze,
Joe«, flüsterte Ray. »Die wird dir noch eines Tages das Leben kosten.«
Dann verpaßte er ihm noch
einmal zwei wohlberechnete Schläge mit dem Handrücken, und ich beobachtete, wie
dem fleischigen Burschen die Tränen herunterliefen, bis sie sich mit dem Blut
seiner geplatzten Oberlippe vermengten.
»Raus, Joe«, sagte Ray zu ihm.
»Mir kommt der Kaffee hoch, wenn ich dich bloß ansehe.«
Diment öffnete langsam die
Augen. »Kann ich wenigstens noch mein Glas austrinken, Ray?« fragte er
krächzend.
Ray nahm das Glas auf und
schüttete ihm dessen Inhalt ins Gesicht. Diment wimmerte leise, als ihm der Whisky
in die Augen drang, und tastete mit zusammengekrallten Fingern nach seinem
Taschentuch.
»Nun hast du dein Glas geleert,
Joe«, sagte Ray zu ihm. »Jetzt steht doch wohl nichts mehr im Wege, daß du
verschwindest, oder?«
Der fette Knabe stolperte an
mir vorbei zur Tür, während er seine Augen vorsichtig mit dem feinen weißen
Taschentuch abtupfte. Einen Augenblick später schloß sich die Tür leise hinter
ihm, und ich fragte mich, ob er sich nicht geradewegs zur Stellenvermittlung in
Bewegung gesetzt habe.
Mir den Rücken zukehrend, blieb
Willis eine Weile regungslos stehen. Dann ging er zur Bar und stellte zwei
Gläser auf die Theke.
»Möchten Sie was trinken,
Leutnant?« fragte er, ohne jedwede Gemütsbewegung in seiner Stimme erkennen zu
lassen.
»Scotch auf Eis, ein bißchen
Soda«, sagte ich.
Ich begab mich zu einem bequem
aussehenden Lehnsessel, der neben dem Schreibtisch stand und ruhte mich aus,
während er die Gläser eingoß, die er darauf zum Schreibtisch brachte. Er ließ
sich hinter dem Möbel nieder und hob sein Glas. »Auf Ihren Spezialausweis,
Leutnant. Er läßt Sie in der Tat Zeuge intimster Dinge werden.«
»Was können Sie angesichts
dieser großen, fetten Doppelnull an Ihrer Haustür anderes erwarten?« fragte ich
ihn. »Was befindet sich im ersten Stock?«
»Wohnräume«, sagte er. »Ich
habe ein paar Zimmer da oben. Diment und einige andere Burschen haben dort
ebenfalls Zimmer.«
»Wenn es Ihnen lieber ist,
benutze ich meinen Spezialausweis«, sagte ich. »Vielleicht kann ich Ihnen
behilflich sein, Ray. Zum Beispiel,
Weitere Kostenlose Bücher