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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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mich an und
gab sich die größte Mühe, einen Ausdruck von entschuldigender Zerknirschtheit
auf sein Gesicht zu zaubern.
    »Ich hab’ die Sache mit diesem
Summers heute abend erfahren, Leutnant«, sagte er. »Glauben Sie mir, das
Wissen, daß der Fall aufgeklärt ist, bedeutet für mich einen großen Unterschied
— endlich kann ich offen zu Ihnen reden.«
    »Ohne Extragebühr, Ray?« fragte
ich. »Schädigt das nicht das Geschäft?«
    Er lächelte gezwungen. »Ich gebe
zu, diese Geschichte gestern abend, daß ich mit den beiden Kleinen nach Nevada
gefahren bin, um sie zu verheiraten, erlogen zu haben. Ursprünglich war’s ja
nur mehr ein Witz, aber dann schien es uns doch nicht so ohne, dabeizubleiben,
nachdem wir von dem Mord und der Absicht von Angelas Mutter gehört hatten, ein
Verfahren wegen Vergewaltigung von Minderjährigen in Gang zu bringen. Sie
wissen doch, wie es so geht, Leutnant, wenn man mal mit so was angefangen hat,
hat man keine Möglichkeit mehr, auszusteigen. Schon im Interesse des Kleinen
mußte ich bei der Stange bleiben.«
    »Sie meinen wohl Ihren jüngeren
Bruder Rickie?« erkundigte ich mich.
    »Wen sonst?« Er sprach eine
Nuance leiser. »Er ist alles, was ich noch an Familie habe.«
    »Wer würde sich nicht ins Grab
gelegt haben, nachdem er zwei solche Früchtchen wie Sie und Ihren Bruder in die
Welt gesetzt hatte«, pflichtete ich ihm bei.
    »Ich gebe zu, es war eine
idiotische Idee«, fuhr er fort und schüttelte kläglich den Kopf. »Es war mir
klar, daß die Heiratsurkunde niemanden lange Zeit täuschen könnte. — Zum
Kuckuck, es war eins von den Dingern, die ich mal für eine Party habe
anfertigen lassen - Sie wissen schon, um den Jungens morgens beim Aufwachen
einen ordentlichen Schreck zu versetzen.«
    Er sah so aus, als ob er mir im
nächsten Augenblick verständnisvoll zuzwinkern würde, aber infolge meines
abweisenden Gesichts wurde er wieder ernst.
    »Ich hatte einfach gehofft, es
würde die Polizei eine Weile daran hindern, den Mord den beiden jungen Leuten
in die Schuhe zu schieben, die ja nur ganz zufällig mit Marvin zusammengekommen
waren. Schließlich lieben sich der Junge und das Mädchen, und wer zu heiraten
beabsichtigt, schleicht schließlich nicht in der Gegend herum, um irgendwen
umzulegen. Die beiden saßen eben in der Tinte, und Rickie hatte eine
Mordsangst. Sie hätten die beiden sehen sollen, wie der Junge seinen Arm um
Angela gelegt hatte. So, als ob er sie beschützen wollte, während er die ganze
Zeit auf mich, seinen großen Bruder, zählte, um ihn aus der Tinte zu ziehen.
Nun, ich sage Ihnen, Leutnant, so was bewegt einen doch innerlich.«
    »Bei mir bewegt sich’s auch
innerlich, Ray«, sagte ich ernst. »Ich werde gleich zu kotzen anfangen.«
    »Wenn es bei mir nicht um
Gefühlsdinge gegangen wäre«, fuhr er verbissen fort, »würde ich Ihnen schon
gestern rundheraus gesagt haben, daß es sich bei der Urkunde um eine Fälschung
gehandelt hat.« Er zuckte resigniert die Schultern. »Jetzt liegt alles bei
Ihnen. Wenn Sie mein Lokal noch immer schließen wollen, bitte — wenn Sie nicht
anders können.«
    »Sehr großzügig von Ihnen, mich
darauf hinzuweisen, Ray«, sagte ich zu ihm.
    Er zündete sich eine Zigarette
an, wobei seine Finger sekundenlang an seinem Feuerzeug herumfummelten, während
seine Augen in Erwartung dessen, was mm geschehen würde, mir unruhig auswichen.
    Ich ließ ihn warten.
    Schließlich konnte er es nicht
mehr aushalten.
    »Sehen Sie, Leutnant, ich
wußte, daß Rickie und Angela niemanden umgebracht hatten. So mußte ich alles
tun, um die Dinge ein wenig langsamer laufen zu lassen, bis ein gerissener
Polyp den wirklichen Täter gefaßt hat«, sagte er. »Und Sie haben ihn gefaßt,
Leutnant.«
    »Es war eine Kleinigkeit, Ray«,
sagte ich bescheiden. »Ich habe einfach gewartet, bis Hillary Summers sich aus
dem Fenster lehnte, und ihm dann einen Schubs gegeben.«
    Er lächelte unsicher. »Sie
haben vielleicht einen merkwürdigen Humor, Leutnant«, sagte er und holte dann
tief Luft. »Nun, zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen? Lassen Sie mich
einbuchten oder geben Sie mir eine Chance und lassen die ganze Sache untern
Tisch fallen?«
    Ich nahm den Hörer des Telefons
auf seinem Schreibtisch ab und wählte die Nummer der Polizeizentrale.
    »Geben Sie mir Leutnant Johnson
von der Sitte«, sagte ich, als sich jemand meldete.
    »Wie?« Ray erhob sich mit einem
Ausdruck völligen Unglaubens von seinem Stuhl. Während ich darauf wartete,

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