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Al Wheeler und die Verführerin

Al Wheeler und die Verführerin

Titel: Al Wheeler und die Verführerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sich umgebracht
hat. Ich muß irgendwohin, wo viel Licht ist und Musik und Leute, viele Leute.«
    »Vorausgesetzt, daß es die
richtigen Leute sind?« fragte ich.
    »Wo soll ich hier im Wilden
Westen schon die richtigen Leute finden?« sagte sie verächtlich. »Am Hafen
vielleicht?«
    »Möchten Sie eine Begleitung?«
    »Eines werde ich Ihnen mal
sagen«, bemerkte sie in geradezu mörderisch freundlichem Ton, »vielleicht so
alle zwei Jahre, wenn ich unter einer schweren Nervenkrise leide, überwältigt
mich das Bedürfnis nach einem Mann. Ganz gleich welchem, dem nächsten besten.
Danach bin ich mindestens für die nächsten zwölf Monate davon geheilt. Heute
nachmittag waren Sie der Mann, Leutnant. Ist das klar?«
    »Wie Glas«, sagte ich. »Bevor
ich in die nächste Bar gehe, um meinen Seelenschmerz zu ersäufen, sagen Sie mir
noch eines, was ich Sie zu fragen vergessen habe.«
    Sie öffnete die Schranktür und
nahm ein kurzes Abendkleid aus blassem blauen Chiffon heraus. Es schien eines
von ihren einfacheren Modellen zu sein.
    »Das ist nicht, was ich Sie
fragen wollte«, sagte ich. »Aber ich bin nun mal eben neugierig. Wieviel haben
Sie dafür bezahlt?«
    »Für dies hier?« Sie nahm das
Kleid vom Bügel und zog es an. »Ich gebe rund sechzigtausend im Jahr für
Kleider aus«, sagte sie ruhig. »Es fällt mir schwer, mich zu erinnern, was die
einzelnen Kleider gekostet haben, es sei denn, es handle sich um einen
Nerzmantel für die Oper. Das ist was Besonderes.«
    »Sie machen mich sehr
neugierig«, sagte ich. »Wie besonders?«
    »Der letzte hat mich
achtundzwanzigtausend gekostet«, sagte sie. »Ich wünschte, Sie würden aufhören,
sich wie ein perverser Snob zu benehmen. Es macht mich ganz krank.«
    »Ich höre ja schon auf«, sagte
ich höflich. »Jedenfalls bin ich Ihnen zu größtem Dank verpflichtet.«
    »Was soll das?« Sie hob ihre
eleganten Augenbrauen um einen genau berechneten Millimeter.
    »Erinnern Sie sich an diesen alten
abgedroschenen Spruch, Mrs. Summers?« sagte ich heiter. »Ein Flittchen
zur rechten Zeit ist besser als neunmal falsch gefreit!«
    »Furchtbar witzig«, sagte sie
gequält. »Sie können mir den Reißverschluß zumachen, bevor Sie gehen.« Sie
drehte sich um, und ich zog den Verschluß gehorsam zu.
    »Ach — meine Frage. Die hätte
ich beinahe vergessen«, sagte ich. »Haben Sie Marvin bezahlt, oder hat das
Hillary für Sie erledigt?«
    »Ich gab Hillary einen
Tausenddollarscheck für Marvin«, sagte sie.
    »Ist das die einzige Zahlung,
die an ihn geleistet wurde?«
    »Als er mich in New York
anrief, um mir mitzuteilen, daß er sie im Hotel gefunden hatte, bat er mich,
ihm noch mal zweitausend Dollar zu schicken.«
    Sie schlüpfte in ihre
Abendschuhe und setzte sich dann vor den Spiegel, um ihr Make-up und ihre
Frisur zu vervollständigen. Dann hängte sie sich den Anhänger aus Diamanten und
Saphiren um und legte dazupassende Ohrclips an.
    »Und Sie haben ihm das Geld
geschickt?« fragte ich.
    »Natürlich. Ich war sehr
erfreut, daß er sie so schnell gefunden hatte. Ich schickte ihm das Geld
unverzüglich telegrafisch — er muß es innerhalb weniger Stunden erhalten
haben.«
    Sie stand auf, legte sich eine
Nerzstola um die Schulter, nahm dann ihre Tasche auf und ging auf die Tür zu.
    »Sie könnten sich nützlich
machen, Leutnant«, sagte sie, als sie die Tür erreichte. »Sie können mit mir
runterfahren und mir ein Taxi besorgen.«
    »Was soll diese billige
Mitfahrertour, Lyn«, sagte ich vorwurfsvoll. »Besorgen Sie sich selber ein Taxi
und lassen Sie es hochschicken.«
    Die Tür fiel hinter ihr zu, daß
das Hotel in seinen Fundamenten wackelte. Ich wartete eine Minute und verließ
dann das Apartment. Als ich in die Halle kam, war sie nirgendwo mehr zu sehen,
und so hatte sie sich vielleicht wirklich selber ein Taxi besorgt.
    Ich setzte mich in meinen
Healey und fuhr stadteinwärts im Schrittempo - ich weiß, daß ich nicht
schneller fuhr, weil ein Bursche, der seinen Hund spazierenführte, mindestens
drei Querstraßen weit immer mit mir auf gleicher Höhe blieb. Ungefähr eine
halbe Stunde später parkte ich vor dem Double Zero Club. Ich war schon
halbwegs an der Tür, als mir einfiel, daß es ein Schlüsselklub war, und das,
was ich eben nicht besaß, war ein Schlüssel.
    Während ich noch dastand und
mich fragte, ob mir wohl irgend jemand aufmachen würde, wenn ich klopfte, ging
ein Kerl an mir vorbei, schloß auf und löste damit alle Probleme. Als er in das
kleine

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