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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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einzuschlafen. Der Dunkelgott kam.« Sie sah zu Jonathan auf. »Hat man Jem Tanner gefunden?«
    Der Prinz schüttelte den Kopf. »Er ist verschwunden. War Thor unschuldig?«
    Alanna nahm sich Zeit ein paar Schlucke Wasser zu trinken und erklärte dann ihrem Freund, was passiert war. Als sie geendet hatte, ging der Prinz wütend im Zelt auf und ab.
    »Verrat!«, stieß er hervor. »Gnädige Mutter, darauf hätten wir selbst kommen müssen!« Plötzlich mutlos geworden, setzte er sich. »Und wir können nichts daran ändern. Die Anweisungen meines Vaters sind immer noch dieselben. Er zieht sogar in Betracht, Tusain das rechte Flussufer zu überlassen.«
    »Wenn man ihnen das rechte Ufer lässt, werden sie keine Ruhe geben, bis sie das ganze Tal haben«, meinte Alanna. Jonathan nickte. »Aber davon lässt sich mein Vater nicht überzeugen. Er nimmt es sehr ernst, dass man ihn den ›Friedfertigen‹ nennt.«
    »Nach den Eroberungszügen des Alten Königs hat er ja auch tatsächlich für Frieden gesorgt«, sagte Alanna. Sie wollte versuchen unparteiisch zu bleiben.
    »Ja, aber diesmal hat er Unrecht!«, meinte Jonathan aufgebracht. Einen Augenblick lang hing er seinen düsteren Gedanken nach, doch dann lächelte er und nahm ihre Hand. »Sieh mich nur an. Kaum bist du fünf Minuten wach, da lade ich dir auch schon meine Sorgen auf. Mithros, bin ich froh, dass es dir wieder besser geht!«
    Alanna drückte seine Hand. »Vielen Dank, dass du mich versorgt hast.«

    Er streckte die Hand aus, um ihr eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen. Ganz plötzlich war er ihr sehr nah. Alanna merkte, dass sie nicht zu atmen wagte. Zart, fast schüchtern, küsste Jonathan sie.
    Da kommt jemand , bemerkte Trusty.
    Als Myles das Zelt betrat, fand er Jonathan mit blassem Gesicht vor, wie er gerade ein Buch in die Hand nahm, und einen Knappen, der mit roten Wangen eben aus einer Wasserflasche trank. Myles’ Augen wanderten vom einen zum anderen und wieder einmal fragte sich Alanna, ob Myles wusste – oder vermutete –, wer sie in Wirklichkeit war.
    »Es wird Zeit, dass du wieder zu dir kommst«, bemerkte Myles mit ruhiger Stimme. »Ist dir klar, dass du drei Tage lang geschlafen hast?«
    Es hatte Alanna sehr geschwächt, dass sie ihre Gabe trotz ihrer Verletzung in so starkem Maß beansprucht hatte. Herzog Roger befahl ihr jeglichem Kampf fernzubleiben, was dazu führte, dass sie sich jedes Mal Sorgen machte, wenn Jonathan unterwegs war. Nicht, dass sie Angst hatte, Raouls Knappe Douglass sei nicht fähig, bei den Schlachten auf den Prinzen aufzupassen. Sie war jedoch davon überzeugt, dass er seine Sache nicht so gut machte wie sie selbst. Aber Herzog Roger hatte Interesse an ihrem Wohlergehen gezeigt und Jonathan, Myles und Herzog Baird schlugen sich auf seine Seite: sie wurde für kampfunfähig erklärt. Im Innersten ihres Herzens wusste Alanna, dass sie recht hatten - ihr Arm würde noch monatelang schmerzen, und sie litt immer noch an Schwindelanfällen. Es gelang ihr nicht einmal mehr, mit Hilfe ihrer Gabe eine Kerze zu entzünden.
    Ihre Suche nach einer Beschäftigung führte sie flussauf- und flussabwärts. Schließlich ging sie wieder zu den Heilerzelten.
Zwar konnte sie ihre Gabe nicht benutzen, aber Schüsseln halten, Wunden verbinden und unzählige kleine Arbeiten erledigen, das konnte sie während dieser langen Junitage nach ihrem sechzehnten Geburtstag. Jonathan kam sie oft besuchen, blieb, redete mit den Männern und setzte seine Heilkraft ein.
    Manchmal, vor allem dann, wenn Herzog Baird sah, dass sie müde wurde, scheuchten die Heiler sie fort. Dann versuchte sie es bei den Waffenschmieden. Diese Schmiede mit ihrer schroffen Art ignorierten sie, schoben ihr höchstens einen Blasebalg oder eine Zange in die heile Hand und gaben ihr zu verstehen, sie solle sich nützlich machen. Sie flickte Schwerter, Speere, Messer und Rüstungen, lernte eine Klinge mit einer scharfen Schneide zu versehen und ein Feuer eine Stunde lang oder länger auf der gleichen Temperatur zu halten. So geschickt wie Coram, der ihr die Grundbegriffe der Schmiedekunst beigebracht hatte, würde sie nie werden, aber sie würde immer in der Lage sein ihre Ausrüstung in Ordnung zu halten.
    Auch Wachdienste übernahm sie. Bei dem großen Tusainer Angriff hatten Jonathans Männer die größten Verluste erlitten, und sie waren dankbar, wenn ihnen einer den Wachdienst abnahm.
    Eines Abends Ende Juli stand sie gleich unter den Wasserfällen mit Trusty

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