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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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zusammen auf ihrem Posten. Im Augenblick waren sie allein. Der Soldat, der mit ihnen Dienst tat, hatte Schwierigkeiten mit seiner eben verheilenden Beinwunde, und Alanna hatte ihn ins Lager geschickt, damit er einen Ersatzmann holte. Er war noch nicht lange fort, als hinter ihr ein Zweig knackte. Alanna fuhr herum und richtete ihren Speer auf den Neuankömmling.

    Orangefarbenes Licht flammte von einer Hand auf und erleuchtete kurz Herzog Rogers Gesicht.
    Trusty schmiegte sich an Alannas Knöchel und fauchte und spuckte.
    »Hör auf«, befahl Alanna und ließ langsam den Speer sinken. Trusty gehorchte. »Euer Gnaden, Ihr seid spät unterwegs.«
    »So spät ist es eigentlich noch nicht. Setz dich bitte. Ich weiß, dass du immer noch geschwächt bist.«
    Alanna gehorchte und setzte sich auf einen großen Stein. Trusty hüpfte auf ihren Schoß. »Ich fühle mich geehrt, dass Ihr Euch um mich sorgt, Euer Gnaden.«
    »Du hast Mut bewiesen Thor aufzuspüren und dir seine Geschichte anzuhören. Es ist ein Jammer, dass du zusammengebrochen bist, bevor du das Lager erreicht hast; möglicherweise hättest du den Verräter noch erwischen können.«
    Alanna zuckte die Achseln, ohne Jonathans Vetter aus den Augen zu lassen. »Ihr könnt mir glauben, dass ich mich dafür am liebsten geohrfeigt hätte -mehrmals.«
    Stille machte sich zwischen ihnen breit und dauerte eine nicht enden wollende Zeit lang an. Ich werde ihn nicht fragen, warum er hier ist , sagte sich Alanna verbissen. Er wird es mir schon von alleine sagen, wenn er so weit ist. Er kommt nicht aus reiner Höflichkeit hier herauf.
    Plötzlich sagte Herzog Roger: »Wir sind keine Freunde, oder was meinst du, Alan?« Alanna legte verkrampft die Hände um den Speer. Der Herzog versetzte ihr einen ganz schönen Tiefschlag. »Nein, Euer Gnaden, das sind wir nicht«, sagte sie in gelassenem Ton.
    Sein Zauberlicht brannte nicht mehr, und es war schwierig, in seinem Gesicht zu lesen. »Wäre es möglich, dass wir Feinde sind?«

    Darüber und über seine Gründe für diese Frage musste Alanna erst nachdenken. »Ich weiß nicht«, sagte sie schließlich. »Vielleicht solltet Ihr mir das sagen?«
    »Ich könnte ein sehr guter Freund sein, Alan.«
    Ihre Kehle wurde ganz trocken. Was für ein Spiel spielte er? War das eine Warnung – oder eine Drohung? »Ich wünsche mir nicht, Euch zum Feind zu haben. Ich würde gern ein schönes Alter erreichen und im Schlaf sterben.«
    Als er lachte, hoben sich seine Zähne weiß von dem im Dunkeln liegenden Gesicht ab. »Das kann ich dir nachfühlen. So ein Ende könntest du haben – wenn wir Freunde wären. Du könntest viele Dinge haben.«
    Alanna packte ihren Speer anders; ihre Finger schliefen ein. »Ich müsste die Gewähr haben, dass meine Freunde dieselbe Chance haben, Euer Gnaden«, sagte sie unverfroren. »Offen gesagt bezweifle ich, dass das in Eurem Sinn ist.«
    Lange Zeit sagte er nichts. Dann sah sie, wie er die Achseln zuckte. »Ich verstehe. Also – solange du so denkst, werden wir...«
    »Nicht gerade Freunde sein«, ergänzte Alanna diplomatisch.
    Roger verbeugte sich. »Ich schätze deine Ehrlichkeit, Alan von Trebond. Nicht jeder wagt es, so offen mit mir zu sprechen.«
    Alanna lächelte schief. »Es gibt nicht viele, in deren Familie der Wahnsinn erblich ist.«
    Das entlockte ihm ein Lachen. »Meinst du? Nun, ich wünsche dir eine gute Nacht, Knappe Alan.«
    Alanna stand auf. Von der feuchten Luft am Fluss war sie ein wenig steif geworden. »Euer Gnaden.« Sie sah zu, wie Roger im Dunkel verschwand. »Zumindest hat er Stil«, bemerkte sie leise.

    Stil mag er ja haben, aber er ist so falsch wie eine Schlange, warnte Trusty.
    Alanna berührte den Glutstein unter ihrem Hemd. »Ich weiß«, entgegnete sie leise. »Ich wollte, ich hätte etwas, womit ich ihn zur Strecke bringen könnte.«
    Gib ihm Zeit, miaute der Kater . Er wird dir eine Menge Dinge liefern, mit denen du ihn zur Strecke bringen kannst.
    Alanna runzelte die Stirn. »Das Problem ist nur, dass er vermutlich unbesiegbar geworden ist, bis ich so weit bin.«
    Stimmt , gähnte Trusty. Da zieht Nebel auf Und damit rollte er sich zusammen und schlief ein.
    Alanna sah zu, wie sich die gespenstischen weißen Girlanden aus dem Fluss erhoben. Sie war sehr müde. »Das hat mir gerade noch gefehlt«, gähnte sie. »Ich hätte nicht gedacht, dass heute Nacht Nebel aufzieht.«
    Schnell wurde der Nebel dichter und dämpfte alle Nachtgeräusche. Alles klang anders: der

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