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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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sie erst im letzten Augenblick. Hart riss sie Blitz hoch und fing den Hieb des Kerls ab. Metall klirrte auf Metall, als die Schwerter gleich unter dem Heft aufeinandertrafen.
    Dann brach Blitz knapp unter dem Knauf.
    Moonlight galoppierte davon und trug sie aus der Reichweite des Banditen. Alanna starrte auf den Schwertknauf in ihrer Hand. Blitz war ihr Schwert gewesen, seit man sie für würdig befunden hatte eines zu tragen. Wie sollte sie kämpfen ohne Blitz in der Hand?
    Sie tauchte aus ihrer Betäubung auf und tastete nach ihrer Axt. Sie zitterte vor Wut. Sie musste ihre ganze Willenskraft zusammennehmen, sonst hätte sie völlig die Beherrschung verloren und vielleicht einen verhängnisvollen Fehler gemacht.
Aber dann stieß sie einen Schrei aus und preschte mit der Axt in der Hand auf den Banditen los. Die warnenden Rufe der anderen Männer von den Hügeln hörte sie nicht, ebenso wenig wie Corams Freudengeschrei. Sie hörte nur den pfeifenden Atem des Ponys, dazu ihr eigenes Keuchen. Alanna holte aus und fluchte, als sich der Bandit duckte und zurückwich. Gerade schloss sie wieder auf, da stieß er einen Schrei aus, weil er hinter ihr etwas entdeckte. Wutentbrannt musste sie mit ansehen, wie er sein Pony herumwirbelte, nach den paar wenigen Männern brüllte, die ihm noch geblieben waren, und die Flucht ergriff. Alanna jagte hinterher.
    »Komm zurück, du Feigling!«, schrie sie.
    Der riesige Kerl drehte sich um und schwenkte lachend sein Schwert. Doch er verstummte, als sich ein schwarzer Pfeil in seine Brust bohrte. Weitere Pfeile brachten die übrigen Banditen zu Fall; nur zweien gelang die Flucht. Von fünf weiß gekleideten Wüstenleuten verfolgt, galoppierten sie, als wäre der Teufel hinter ihnen her.
    Ein Bazhir, dessen weißer Burnus mit einer scharlachroten Kordel gegürtet war, kam auf Alanna zugeritten, gerade als sie vom Pferd stieg. Sie starrte auf den Körper des Banditen hinunter, der das Kristallschwert geschwungen hatte. Schimmernd lag es neben ihm im Sand. Es funkelte und ganz plötzlich blitzte es auf, sodass Alanna einen Moment lang geblendet war. Sie erstarrte: Vor dem gelb-orangefarbenen Feuer, das sie vor sich sah, tauchte ein Bild auf.
    Ein dunkler Finger – oder war es ein Pfahl? – deutete in den kristallklaren, blauen Himmel hinauf. Davor stand ein Mann in zerlumpter, grauer Kleidung. In seinen Augen lag Wahnsinn. Sie konnte den Rauch eines Holzfeuers riechen.

    Ihre Augen wurden klar, die Vision verschwand.
    Alanna griff unter ihr Hemd und zog den Talisman hervor, den ihr vor drei Jahren die Muttergöttin geschenkt hatte. Einst war er ein Stück glühendes Holz aus ihrem Lagerfeuer gewesen. Jetzt war seine Glut von einem durchsichtigen Stein umschlossen, aber unter der Oberfläche flackerte sie noch immer. Sobald Alanna diesen Talisman in die Hand nahm, sah sie, wenn Magie mit im Spiel war, die Zauberkraft als glühendes Licht in der Luft. So sah sie auch jetzt, wie ein orangefarbenes Licht das Schwert umflackerte. Sie zog die Stirn in Falten. Mit Magie von genau derselben Farbschattierung hatte sie erst kürzlich zu tun gehabt. Die Erinnerung daran war nicht angenehm.
    Der Bazhir, der ihr gefolgt war, stieß mit dem Fuß Sand über das Schwert.
    »Es ist böse«, sagte er mit leiser, etwas rauer Stimme. »Soll es die Wüste behalten.«
    Von der Magie abgelenkt, bemerkte Alanna erst jetzt, dass ihr die Tränen über die Backen liefen. Ihr war zumute, als habe sie einen Kameraden verloren, nicht nur Blitz, ihr Schwert.
    Ein Schimmern von Metall fiel ihr ins Auge. Sie blieb stehen, hob die abgebrochene Klinge auf, ließ sie in die Scheide gleiten und befestigte das nun nutzlos gewordene Heft. Solange sie ihre Waffe nicht zog, würde keiner merken, dass sie zerbrochen war.
    Sie kletterte auf ihr Pferd und setzte eben Trusty vor sich zurecht, als Coram auf seinem Wallach angeritten kam. »Tut mir leid, mein Mädchen«, sagte er leise und legte eine Hand auf ihren Arm. »Ich weiß, was dir das Schwert bedeutet hat. Aber daran musst du jetzt nicht denken. Diese Kerle hier – vielleicht
sind sie ja Freunde, vielleicht aber auch nicht. Ich hab keine Ahnung, wieso sie uns das Leben gerettet haben. Am besten stellst du dich jetzt drauf ein, mit ihnen zu reden.«
    Alanna nickte und versuchte sich zu sammeln. Ihre Retter hatten einen lockeren Kreis um sie und Coram gebildet. Nun trat der Mann, der das Kristallschwert mit Sand bedeckt hatte, zu ihnen. Mit leichter Hand führte er einen

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