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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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sie hervor. »Und nie hast du auch nur ein einziges Wort gesagt?«
    Er lächelte und paffte an seiner langen Pfeife. »Ich habe gelernt – so wie dies alle lernen müssen, die zu der Stimme werden – über die Zukunft zu schweigen. Sie wird sich ohne mein Zutun erfüllen.«
    Alanna schnaubte. Lange dachte sie schweigend nach. Schließlich sagte sie: »Ich habe es immer noch nicht geschafft, Kara und Kourrem zu überreden ihre Gesichtsschleier abzulegen.« Sie redete nicht mehr mit den Mädchen darüber, da es ein Thema war, über das sie sich nicht einigen konnten.
    »Die beiden haben recht«, meinte Ali Mukhtab. »Sie haben sich über viele alte Vorstellungen hinweggesetzt, doch diese können sie niemals ändern. Eine Frau ohne Schleier hat bei den Bazhir einen schlechten Ruf. Gute Frauen dürfen nicht mit ihr reden, gute Männer dürfen sie nicht kennen.« Alanna dachte an die Frauen am Hof des Schurken und seufzte. »Das finde ich traurig. Einige der klügsten Frauen, die ich in den vergangenen Jahren kennenlernte, waren Prostituierte. Mit den Edelfrauen hatte ich nicht viel zu tun.« Plötzlich bebte die Erde unter ihr. Sie sah auf. »Besucher? Zu dieser Stunde?«
    Ali Mukhtab klopfte lächelnd die Asche aus seiner Pfeife ins Feuer. »Ich glaube, über diesen Besuch wirst du dich freuen.«
    Sie traten aus dem Zelt. Draußen hatten sich die Stammesangehörigen um die Neuankömmlinge versammelt. Es waren
fünf: zwei auf Pferden sitzende Männer des Stammes, ein bewaffneter Reiter in den Farben der Baronie Olau und – zu Alannas Freude – Myles von Olau und Prinz Jonathan.
     
    Irgendwie gelang es ihr, die Gäste zu begrüßen und sie dem Häuptling, der Stimme, den von auswärts stammenden Schamanen und den Lehrlingen vorzustellen. Kourrem war von Jonathan fasziniert, während Kara mit vor Ehrfurcht weit aufgerissenen Augen Myles anstarrte. Einmal lächelte ihr der Ritter zu und meinte: »In Corus gibt es einen Tanzbären, der fast genauso zottelig ausschaut wie ich.« Kara errötete unter ihrem Schleier und rannte davon.
    Die Edlen begrüßten Alanna und Coram herzlich, wobei sie ihnen über eine sorgsam gewahrte Distanz hinweg die Hand zum Gruß entgegenstreckten.
    Ein Gästezelt wurde für die Neuankömmlinge hergerichtet, doch als es Zeit wurde, sich zurückzuziehen, ging Prinz Jonathan hinter Alanna her. In ihrem Zelt angelangt fanden sie sich allein – sogar Trusty hatte sich ein anderes Plätzchen gesucht.
    Lange starrten sie sich an: die kleine rothaarige Frau mit den violettfarbenen Augen und dem fahlblauen Gewand der Bazhir, dessen Kapuze sie vom Haar zurückgestreift hatte, und der hoch gewachsene, breitschultrige junge Mann mit den rabenschwarzen Haaren und den leuchtend saphirblauen Augen. Er trug praktische, braune Reithosen und ein Baumwollhemd unter dem Waffenrock, der in Königsblau, seiner Lieblingsfarbe, gehalten war; doch nur einem Blinden wäre entgangen, dass er von königlichem Blut war.
    »Ich wollte dich nicht vor den Stammesleuten entehren«, sagte er schließlich. Seine tiefe Stimme ließ sie glücklich erbeben.
»Myles sagte, dass die Frauen hier in der Öffentlichkeit keinen Mann berühren.«
    »Nein«, entgegnete sie und vergrub die Hände in ihrem Gewand.
    Verlegen versuchte er es noch mal. »Ich werde für eine Weile hierbleiben. Ali Mukhtab sagte, ich hätte viel zu lernen.«
    »Wissen der König und die Königin, wo du bist?«
    Er zuckte die Achseln. »Sie wissen, dass ich mit Myles unterwegs bin. Ich sagte ihnen, ich müsse mal weg vom Hof. Ich habe es satt, ständig von allen Leuten umschmeichelt zu werden.« Er lächelte. »Seit du weg bist, gibt es keinen mehr, der mit mir streitet.«
    Von dem arroganten Ton der Stimme und dem stolzen Blitzen in Jonathans Augen unruhig geworden, fragte Alanna: »Ist das der einzige Grund für deinen Besuch? Um von zu Hause wegzukonunen?«
    »Natürlich nicht.« Plötzlich fluchte er, machte zwei große Schritte auf sie zu, umarmte sie und vergrub sein Gesicht an ihrer Schulter.
    Alanna schlang ihre Arme um seinen Hals. Das war der Jonathan, den sie liebte.
    Er zwang sie, ihn anzusehen. »Ich habe dich so vermisst«, flüsterte er und küsste sie leidenschaftlich. Als sie seinen Kuss erwiderte, spürte sie, wie unter seiner Berührung Hitze in ihr aufstieg. Er drückte sie auf ihre Schlafmatte hinunter, und während der Zeit, die nun folgte, wurde ihnen klar, dass sie sich noch immer begehrten.
    Anschließend erhob sich Alanna, um die

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