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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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auch!«, flüsterte sie in hitzigem Ton. »Das tue ich auch. Aber ...« Was er gesagt hatte, der Groll in seiner Stimme, beunruhigte sie. Und wie konnte sie ihm erklären, wie schön es war, sich keine Sorgen mehr machen zu müssen um Verschwörungen und Verschwörer am Hof? Sich nicht mehr vorsehen zu müssen, wie sie sich benahm und was sie sagte – abgesehen davon, dass sie sich natürlich Mühe gab ihre neuen Stammesgenossen nicht vor den Kopf zu stoßen? Zum ersten Mal konnte sie sich voll und ganz als
Alanna geben, wobei sie immer noch lernte, wer diese Alanna überhaupt war.
    »Heirate mich, Liebes!«, flüsterte er. »Ich liebe dich. Ich will, dass du meine Frau wirst.«
    Es war zu viel auf einmal. »Lass mich darüber nachdenken!« , bat sie. »Ich liebe dich wirklich, Jon. Ich brauche nur Zeit.«
    »Also gut.« Er klang belustigt. Ich möchte mal wissen, was daran so komisch ist, überlegte sich Alanna beim Einschlafen.
     
    Wie gewöhnlich stand sie schon bei Morgengrauen auf. Jon schlief noch. Leise zog sie sich an und betrat den Teil ihres Zeltes, der als Tempel diente. Myles, der so frisch aussah wie jeden Morgen, war schon da. Alanna umarmte ihren alten Freund und drückte ihn an sich. Dann traten sie zusammen hinaus in die Sonne. Sie zeigte ihm das Dorf und führte ihn sogar auf den Hügel, wo sie mit ihren Lehrlingen zusammen den Plünderern entgegengetreten war und wo Ishak sein Schicksal ereilt hatte. Jonathans Heiratsantrag erwähnte sie nicht, denn ein bisschen hoffte sie insgeheim, Jon möge sich die Sache vielleicht noch einmal anders überlegen, falls ihn keiner darauf ansprach.
    »Warum bist du gekommen?«, erkundigte sie sich, als sie den Hang wieder hinabstiegen.
    »Ich dachte, es sei gut für Jonathan, wenn ihm jemande Gesellschaft leistet.«
    »Du bist immer so vernünftig.« Alanna lachte. Sie winkte Mari zu, die gerade die Wände ihres Zeltes öffnete, um die Morgenluft einzulassen. »Mari Fahrar«, erklärte sie Myles. »Die beste Weberin des Stammes. Sie unterrichtet mich.«

    Myles lachte. Seine grünbraunen Augen funkelten verschmitzt. »Frauenarbeit, Herr Ritter?«
    Alanna wurde rot. »Ich will mich auch damit auskennen.«
    Myles legte ihr den Arm um die Schulter und zog sie an sich. »Du hast Mut, wenn du zugibst, dass es Dinge gibt, die du nicht weißt, und wenn du etwas dagegen unternimmst.«
    »Das ist ja alles schön und gut. Aber ich stelle mich so unglaublich ungeschickt an beim Weben.«
    »Soviel ich weiß, macht Übung den Meister«, sagte er. Er schmunzelte immer noch. »Alanna, in Wirklichkeit gibt es zwei Gründe für mein Kommen.«
    »Oh? Du leistest Jon Gesellschaft – und was noch?«
    Myles strich sich nachdenklich über den Bart. »Ich habe über deine Lage nachgedacht, jetzt, wo Thom am Hof ist und du dich herumtreibst.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern. »Ich glaube, du weißt, dass ich dich schon immer sehr gern mochte.«
    Sie lächelte. »Unter meinen Bekannten bist du der einzige, der mir meine Lüge über mein wahres Geschlecht verziehen hat.«
    »Vergiss nicht, dass ich es schon lange wusste, bevor du es mir sagtest. Hör her! Thom lebt gut am Hof ...«
    »Das steht ihm zu«, verteidigte Alanna ihren Bruder eifrig. »Er ist Lord von Trebond. Jahrelang hat er wie ein Priester gelebt.«
    »Das Recht dazu will ich ihm nicht absprechen. Du bist es, um die ich mich sorge. Wenn du weiterhin auf Reisen bist, brauchst du Geld, um in Gasthäusern zu übernachten, um Bestechungsgelder zu bezahlen – du brauchst gar nicht die Stirn zu runzeln. Manche Länder verwenden Bestechungsgelder, um ihre Staatskasse aufzustocken. So, und nun denke
mal über das Problem nach, das ich habe: Jünger werde ich nicht, ich bin ledig und ein Einzelgänger dazu. Es ist unwahrscheinlich, dass ich noch heiraten und Kinder bekommen werde. Du warst wie eine Tochter für mich – manchmal sogar wie ein Sohn.« Er zwinkerte. »Ich will dich zu meiner Erbin machen.«
    Alanna öffnete den Mund zu einer Antwort, aber sie brachte keinen Ton hervor. Die Kehle war ihr eng geworden; in ihren Augen brannten Tränen. Er klopfte ihr auf die Schultern und trat zurück. »Du brauchst nicht gleich zu antworten.«
    »Ich kann nicht ablehnen«, flüsterte sie und umarmte ihn überschwänglich. »Myles, wie soll ich dir das jemals danken?«
    Myles wuschelte ihr durchs Haar. »Red keinen Unsinn! Nachdem du dich jahrelang an deines Bruders statt um Trebond gekümmert hast, kriege ich dafür

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