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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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eingreifst, werden sie sich für alle Zeiten fragen, ob er andere für sich kämpfen lässt. Er war schon Ritter, als der Krieg gegen Tusain stattfand. Er ist kein kleiner Junge mehr, der noch nie Blut gesehen hat!«
    »Außerhalb der Palasthöfe hat er noch nie von Mann zu Mann gekämpft!«, flüsterte Alanna mit zitternder Stimme.
    »Georg Cooper hat nicht nur dich ausgebildet, sondern auch ihn! Benutze mal deinen gesunden Menschenverstand, Alanna!«
    Sie wusste, Myles hatte recht. Das half ihr aber nicht, als sie zusah, wie sich Jon fertig machte. Blass und mit harter Miene zog er seinen Waffenrock, sein Hemd und seine Stiefel aus. Coram hielt ihm das Messer, während er mit seinen Lockerungsübungen begann. Auch Amman Kemail entkleidete sich bis aufs Lendenruch. Sein Gesichtsausdruck war entschlossen. Von der Muskulatur her waren sich die beiden ebenbürtig, doch war der Bazhir ein paar Zoll größer als Jon.
    Alanna löste sich aus Karas und Kourrems Griff, ging hinüber zum Prinzen und kauerte sich neben ihn. »Denk daran, was du hier erreichen willst!«, flüsterte sie. Den Streit von vorher hatte sie vergessen. »Die Bazhir sind streng, wenn es um ihre Ehre geht. Bring keine Schande über Kemail!«
    Lächelnd sah er zu ihr hoch. »Und was ist, wenn ich Schande über mich bringe?«
    Sie erwiderte sein Lächeln. »Dazu ist es bisher noch nicht gekommen, Prinz. Verzeih, wenn ich das sage, aber jetzt ist vielleicht nicht der richtige Augenblick damit anzufangen.«

    Er fasste nach ihrer Hand und küsste sie. »Du machst dir zu viel Sorgen, Lady Alanna.« Er stand auf und nahm von Coram mit kurzem Nicken sein Messer entgegen. Beide Männer waren bereit; Ali Mukhtab gab Signal zu beginnen.
    Amman Kemail stürzte sich vorwärts und zog mit seinem Messer eine klaffende, blutende Wunde quer über Jonathans Brust. Der Prinz taumelte zurück; noch einmal machte der Bazhir einen Ausfall. Alanna schloss die Augen. Als ein überraschtes Murmeln erklang, schaute sie wieder hin. Kemails linker Arm hing nutzlos herab, aus der Wunde an seiner Schulter tropfte Blut. Jonathan umkreiste ihn geduckt.
    Der Bazhir griff erneut an. Alanna blinzelte. Jonathan machte einen Satz rückwärts, einen zweiten vorwärts und traf so fest mit dem Fuß auf Kemails Brust, dass dieser krachend zu Boden stürzte. Kraftlos rappelte er sich wieder hoch, gerade als Jon von Neuem auf ihn stürzte. Mit dem Messerknauf beschwert fuhr die rechte Faust des Prinzen vor, so schnell, dass Alanna nicht folgen konnte. Der Schlag landete genau auf dem Kinn des Bazhir. Der Häuptling fiel und blieb bewusstlos liegen.
    Ali Mukhtab trat nach vorn. »Es steht Euch frei, ihn zu töten«, sagte er mit undurchdringlicher Stimme. Die umstehenden Männer – die Gäste ebenso wie die Stammesmitglieder – waren still. »Ihr habt gewonnen. Es ist Euer gutes Recht.«
    Jonathan schüttelte den Kopf. »Amman Kemail hat ehrlich seine Zweifel geäußert. Wäre ich an seiner Stelle, hätte ich dasselbe getan. Ich kann keinen Mann töten, nur weil er mich nicht mag, doch ich kann hoffen, dass er sich anders besinnt, wenn er mich besser kennt.«
    Männer traten vor und trugen den immer noch bewusstlosen
Häuptling aus dem Kreis und in sein Zelt. Diejenigen, die zurückblieben, betrachteten Jonathan nachdenklich.
    Coram kam mit einem Handtuch angeeilt. Kara reichte Alanna ihre Heilertasche, und sie begann, Jons Brustwunde zu versorgen, auf der das Blut schon gerann. »Wie habe ich mich gehalten?«, fragte Jon schwer atmend, als er den Wasserschlauch entgegennahm, den ihm Kourrem reichte.
    »Wo hast du gelernt so zu kämpfen? Zu treten und zu schlagen, wie du es tatst?«, erkundigte sich Alanna und rieb Salbe in die klaffende Schnittwunde. »Das hat dir Georg nicht beigebracht.«
    Jonathan lächelte. »Ungefähr einen Monat nach deiner Abreise kam ein Shang-Krieger in den Palast, der sich ›Wolf‹ nannte. Bei ihm habe ich gelernt. Bloß hätte ich nie gedacht, dass mir das, was er mir beibrachte, so nützlich werden könnte.«
    »Die Shang-Krieger sind durchtrieben«, sagte Coram. »Aber dieser Wolf hat seine Sache gut gemacht.«
    »Was ist ein Shang-Krieger?«, flüsterte Kara Alanna zu.
    »Sie werden schon von Kind auf zum Kämpfen ausgebildet«, antwortete Myles. »Sie gehen mit allen Arten von Waffen um, als hätten sie die schon bei der Geburt in der Hand gehalten. Doch ihre gefährlichsten Waffen sind die bloßen Hände und Füße. Männer und Frauen...«
    »Frauen

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