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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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auch?«, stieß Kourrem überrascht hervor.
    »Nicht viele Frauen überstehen die Lebensweise der Shang, aber diejenigen, denen es gelingt, sind so legendär wie die Männer«, entgegnete Myles. »Wie ich schon sagte, legen sie großen Wert auf persönliche Ehre und Geschicklichkeit, suchen unentwegt nach neuen Herausforderungen und bleiben nie lange am gleichen Ort.«

    »Wie Alanna«, sagte Kara.
    »Ganz ähnlich«, stimmte Myles mit einem kleinen Lächeln zu.
    Alanna verband den Prinzen fertig. Es war eigenartig zuzuhören, wie Myles den Mädchen Dinge erklärte. Auf ganz ähnliche Weise hatte er früher auch sie unterrichtet. Gerade verschloss sie die Binde mit ein paar Stichen, als Ali Mukhtab zu ihnen herüberkam.
    »Ihr habt Euch Euren Platz unter den Bazhir verdient, Jonathan von Conté«, sagte er förmlich. »Wollt Ihr nun einer von uns werden?«
    Jonathan nickte und erhob sich. »Was muss ich tun?«
    Alanna, Myles und die anderen sahen zu, wie Jonathan die Zeremonie durchlief, die ihn mit den Bazhir und der Wüste verbinden würde. Nur einem Narren wäre nicht aufgefallen, dass die Bazhir über Jonathans Aufnahme weniger Freude zeigten, als es die Mitglieder vom Stamm des Blutigen Falken getan hatten, als Alanna eine der ihren geworden war. Es herrschte Stille, als Ali Mukhtab an seinem eigenen Arm und dem Jonathans einen Schnitt zog, und anschließend fand auch kein Festmahl statt.
    »Dich haben sie willkommen geheißen, nicht wahr?«, fragte Jon, als sie im Bett lagen.
    »Ja«, flüsterte Alanna.
    »Sie sind immer noch nicht überzeugt, dass ich eine gute Stimme der Stämme abgeben werde. Ich muss es einfach durch die Tat beweisen.« Er zog Alanna an sich. »Ich weiß, dass es in letzter Zeit ein bisschen schwierig war, mit mir auszukommen«, gestand er. »Mein ganzes Leben lang hab ich mich so eingeengt gefühlt und habe mich trotzdem immer korrekt verhalten, und das geht mir seit einiger Zeit auf die
Nerven. Ich will ausbrechen und all die Dinge tun, die ich nicht tun darf. Vermutlich werde ich sie nie tun und im Augenblick kämpfe ich gegen den Wunsch an. Kannst du das verstehen?«
    »Nein«, entgegnete Alanna offen. »Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, dass ich versuchte zu vermeiden in eine derartige Falle zu geraten.«
    »Tja, meine reizende Löwin, in diese Falle wurde ich hineingeboren. Vermutlich werde ich die Ruhelosigkeit überwinden. Ich will wirklich ein guter König und eine gute Stimme der Stämme werden.«
    »Dann wird es dir auch gelingen«, versicherte sie ihm. »Daran zweifle ich keinen Augenblick.«
     
    Nach Jonathans Aufnahmezeremonie verbrachte Alanna nur noch wenig Zeit mit Kara und Kourrem. Sie überließ es den im Dorf weilenden Schamanen, die beiden zu unterrichten. Zweimal täglich stattete sie nun Ali Mukhtab einen Besuch ab und jedes Mal fühlte sie sich anschließend erschöpft, und ihr war übel. Nur Farda und der Kranke wussten, was sie tat. In ihrer Freizeit und spätabends, wenn Jon von Mukhtab eingewiesen wurde, sprach sie mit Myles und ließ sich berichten, was sie über die Baronie Olau erfahren musste.
    Endlich eröffnete ihr Myles, dass sie nun alles über seine Ländereien wisse. »Falls du nichts dagegen hast, würde ich dich gern hier adoptieren. Die Zeremonie der Bazhir ist einfach und völlig rechtsgültig.« Er lachte vergnügt in sich hinein. »Ich glaube, deine Wüstenfreunde wären glücklich, wenn du einen Vater bekämst, selbst einen so wenig respektablen wie mich.«
    Alanna umarmte ihn. Ihr fiel auf, dass es ihr jedes Mal
leichter fiel, ihn zu umarmen. Das war einer der vielen Punkte, wo man es als Mädchen viel schöner hatte; von Jungs wurde erwartet, dass sie ihre Gefühle nicht offen zeigten. »Es stimmt überhaupt nicht, dass du nicht respektabel bist. Na ja, höchstens ein bisschen. Wenn du dich bloß besser kleiden würdest. Du könntest es dir ja schließlich leisten.« Sie hatte entdeckt, dass Myles viel reicher war, als sie es sich hätte träumen lassen, was an seinem wenig edelmännischen Interesse am Handel lag.
    »Mir ist es aber bequem so«, wandte der Ritter ein. Verschmitzt fügte er hinzu: »Wenn du Jon heiraten würdest, müsste ich mich natürlich von Zeit zu Zeit mal fein machen.«
    Trusty stieß ein leises Miauen aus, als Alanna ihren Freund anstarrte. »Woher weißt du das?«
    »Ich bin doch nicht blind. Auf dem ganzen Weg hierher hat er vor sich hin gebrütet. Und wenn er das gerade nicht tat, dann sprach er über die

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