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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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Roger und Ibn Nazzir tot waren, hatte sie nämlich keine Feinde mehr, die ihr nach dem Leben trachteten.
    »Wer ist dieser Kerl namens Kralle?«, erkundigte sie sich, als Georg eine Stunde später müde und erhitzt in die Bibliothek kam.

    Der Dieb zog eine Grimasse und schenkte sich ein Glas Branntwein ein.
    »Einer der neuen jungen Männer in der Stadt. So hässlich wie ein Ziegenbock – ihm fehlt ein Auge, außerdem hat er lilafarbene Narben im Gesicht, weil ihm mal einer Säure übergeschüttet hat. Wieso?«
    Alanna reichte ihm den Zettel, mit dem sich die verhinderte Mörderin Zugang zum Haus verschafft hatte. Sie musterte sein Gesicht, während er aufmerksam las. »Hat die Dienstmagd geredet?«
    »Hm? Ach, die. Sie hat bloß gesagt, ein Mann habe ihr das Gift und das Geld gegeben.« Er legte den Zettel weg und rieb sich müde das Gesicht. »Es war zu schnell aus mit ihr.«
    »Magie?«
    Georg schüttelte den Kopf, während er sich in seinen ausladenden Ledersessel sinken ließ. »Zumindest habe ich keine ›gesehen‹. Sie hatte ’nen Talisman um den Hals, und als wir ihr den abnahmen, starb sie.« Er kramte in der Tasche seines Waffenrocks und zog ein kleines, rundes, an einer Kette hängendes Medaillon hervor. »Da. Sieh es dir an!«
    Alanna berührte es. Augenblicklich spürte sie das Böse; ihr Glutstein blitzte heftig auf. Sie riss die Hand fort. »Wirf es ins Feuer!«
    Georg gehorchte verdutzt. Der Talisman zischte und schmolz. »Warum?«
    »Das Medaillon wurde mit irgendeinem Gift behandelt.« Alanna tränkte Georgs Taschentuch mit Branntwein und streckte es ihrem Freund hin. »Reib dir die Hände damit ab, schnell! Haben Coram oder Rispah es berührt?«
    Er gehorchte und zog die Nase kraus, als er die Branntweindämpfe einatmete. »Nein, nur ich.«

    »Zieh deinen Waffenrock aus und wirf ihn ins Feuer! Das Ding hatte keine Zauberkraft. Es war mit einem Gift behandelt, das von den Feuerblumen – sie wachsen in den Südhügeln  – stammt. Farda, die Hebamme vom Stamm des Blutigen Falken, erzählte mir davon.«
    »Wie wirkt es?«, erkundigte sich Georg.
    »Man muss lange damit Kontakt haben, außer man trinkt es oder es dringt durch eine Hautverletzung ein oder so. Solange man den Kontakt hält, ist alles in Ordnung. Aber sobald das Gift aufgebraucht ist oder wenn einer die Quelle entfernt...«
    »Dann stirbt man«, murmelte Georg nachdenklich, der eben zusah, wie sein Waffenrock in Flammen aufging. »Und wenn man es im Essen verpasst kriegt, dann hätte man nicht die geringste Ahnung.« Erschrocken sah er sie an. »War es in unserem Essen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Der Glutstein hätte mich gewarnt oder vielleicht sogar Trusty.« Sie blickte auf den Kater hinunter, der sich vor dem Feuer zusammengekringelt hatte. Er gähnte und schlug sich den zuckenden Schwanz vors Gesicht, was hieß, dass er nicht gestört werden wollte.
    »Also war es dieser Kerl, Kralle.« Georg seufzte und goss sich ein zweites Glas Branntwein ein. »Vielleicht mithilfe einer Kräuterfrau.«
    »Was hast du vor?«
    Er zuckte die Achseln. »Was soll ich schon vorhaben, Kleine? Ich muss nach Corus zurück, um zu sehen, was dieser Kerl da treibt.« Er stellte sein Glas weg und zog Alanna an sich. »Komm mit mir!«
    Erschrocken wich sie zurück. »Nach Corus? Georg, das geht nicht!«

    »Irgendwann musst du Jonathan gegenübertreten«, erklärte er.
    »Aber nicht jetzt! Georg, warum willst du schon wieder in die Stadt hetzen? Komm mit mir in den Süden! Sollen sich doch die Diebe einen anderen suchen, der über sie herrscht.«
    Georg schüttelte den Kopf. »Ich kann sie nicht verlassen, solange meine Stellung so geschwächt ist, Alanna. Männer, die sich einen Namen machen wollen, werden mich bis ans Ende meiner Tage jagen und mich zu töten versuchen. Außerdem – woher soll ich wissen, ob dieser Kralle meine Leute auch gut behandelt? Ich trage ebenso viel Verantwortung für sie wie König Roald für sein Volk und du für die deinen in Trebond.«
    Alanna ballte die Fäuste. »Und ich kann nicht nach Corus zurück. Wenn ich mit dir zusammenbleibe, erkennt man mich früher oder später. Der Skandal würde Myles schaden, da er ja jetzt mein Adoptivvater ist. Und wenn ich in den Palast gehe, werden sie mir in den Ohren liegen, ich müsse mich wie eine Dame kleiden, heiraten und vergessen, dass ich jemals meinen Schild errang.«
    Georg seufzte. »Das war’s dann also. Ich kann meinem Schurkenring nicht den Rücken zukehren, du

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