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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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schüttelte den Kopf. »In den Mithran-Klöstern hat er gelernt so geheimnistuerisch zu werden. Wenn er sich nicht mal die Mühe macht, mich vorher zu fragen, kümmern ihn ganz mit Sicherheit die anderen Leute erst recht nicht, die auch eine Gabe besitzen. Wir sollten dankbar sein, dass er wenigstens nur Experimente macht anstatt wirklichen Schaden anzurichten.«
    In dem Brief, den ihr Thom auf ihre wütende Nachricht hin noch vor Ende der Woche schickte, entschuldigte er sich lang und breit. Da sich ihre Gabe allmählich wieder erholte, beschloss Alanna die Sache auf sich beruhen zu lassen. Sie bezweifelte, dass Thom ihre Magie jemals wieder ohne ihre Einwilligung ausborgen würde. Offensichtlich hatten seine Experimente am Fest der Toten ansonsten keine bösen Folgen gehabt.
     
    Den ersten Schnee, der Anfang Dezember fiel, nahm Alanna mit Bestürzung wahr. Georg lachte, als sie ihre warme Kleidung auspackte und sich in mehreren Schichten aus Seide und Wolle einhüllte. Sie quittierte seine Hänselei mit einem Schulterzucken, denn derartige Späße hatte sie sich jahrelang von ihren Freunden gefallen lassen müssen. Jetzt vermisste sie die Wüste mehr denn je; die seltenen Briefe von Halef Seif verstärkten ihr Heimweh noch. Georg, der sah, was mit ihr los war, strengte sich mächtig an, sich Dinge einfallen zu lassen, die ihr die Zeit vertrieben und sie ablenkten. Aber in der Woche nach dem Ende des Mittwinterfests verbrachte sie einen ganzen Tag damit, in der Bibliothek über Landkarten zu brüten.
    »Du hast doch wohl nicht im Sinn, von hier abzureisen?«,
fragte Georg, als sie sich zum Abendessen setzten. Coram und Rispah hatten sich zu ihnen gesellt. Beide warfen Alanna nun besorgte Blicke zu.
    Sie lief rot an und zuckte die Achseln. »Du kannst ja mitkommen.«
    Georg zog eine Augenbraue hoch.
    »Ich? In die Wüste?«
    »Vermutlich ginge das nicht«, gab Alanna traurig zu, während die neue Hausangestellte Suppe in ihre Schale schöpfte. »Aber es ist so kalt hier. Außerdem fühle ich mich so ruhelos.«
    Gerade hob sie den Löffel zum Mund, als Trusty, kreischend und sich wie wild gebärdend, einen Satz auf den Tisch machte, dass Alannas Suppenschale in hohem Bogen davonflog. Aus dem Glutstein loderte weißes Feuer auf. Georg riss Alanna zurück. Coram stieß seine eigene Schale weg, Rispah rannte hinter der fliehenden Dienstbotin her. Schon nach Sekunden kam sie wieder und zerrte die entsetzte Frau in einem Griff mit sich, der ihrer Gefangenen keinerlei unvorsichtige Bewegung gestattete.
    Alanna streckte die Hand aus. Eine Welle von purpurfarbenem Feuer ging über die Teller auf dem Tisch hinweg. Sie sah aus, als müsse ihr gleich übel werden, als sie zu Georg aufschaute. »Alle Speisen sind vergiftet.«
    Georg warf einen Blick zu Rispah hinüber, die mit verkniffenem Gesicht das sich heftig zur Wehr setzende Dienstmädchen festhielt. »Ich glaube, wir werden ein bisschen mehr erfahren, wenn das edle Fräulein nicht dabei ist«, erklärte sie ihrem Vetter.
    »Ihr werdet mich brauchen«, meinte Coram. Er warf Alanna einen Blick zu. »Du wartest in der Bibliothek.«

     
    Alanna erhob keinen Einspruch, als Rispah, Coram und Georg die protestierende Dienstbotin aus dem Zimmer führten. Stattdessen ging sie in die Küche und befragte die Köchin, die gerade im Begriff war für die Nacht nach Hause zu gehen. Von ihr erfuhr sie, dass die Angestellte, die erst seit zwei Wochen hier im Haus arbeitete, aus Corus kam. Angeblich wohnte sie bei einem Onkel, aber die Köchin vermutete, dass sie weitere Gelder aus einem Wirtshaus bezog, wo sie männliche Gäste unterhielt. Trotzdem, sie hatte ihre Arbeit ordentlich und ruhig erledigt. Im Winter war es sowieso schwierig in Caynnhafen, gute Arbeitskräfte zu finden.
    »Eine einzige Frage noch«, sagte Alanna, »dann lasse ich dich von Marek oder einem der anderen mit dem Karren heimbringen. Hatte sie einen Brief vom Schurkenring aus Corus, in dem stand, man könne ihr gefahrlos Georgs Haushalt anvertrauen?«
    Die Köchin war entrüstet, dass man ihr zutraute, sie könne jemand ins Haus lassen, der nicht überprüft worden war. Aus dem Haushaltsbuch zog sie den schmierigen Zettel, den das Dienstmädchen mitgebracht hatte. Dort stand, die Frau sei zuverlässig. Unterschrieben hatte jemand, der sich »Kralle« nannte.
    Orem brachte die Köchin heim. Alanna war inzwischen ernsthaft am Grübeln. Es war wohl anzunehmen, dass das Gift für Georg gedacht gewesen war. Seit Herzog

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