Alantua
neben ihre Freundin, um sich die Karte anzusehen. „Malja,
die Küste Kantús entlang ... hältst du das für
eine gute Idee in der momentanen Situation?“
„Wir
haben von den Erdbeben gehört“, erklärte der Kapitän
beruhigend. „Zu Wasser droht uns keine Gefahr.“
„Es
geht nicht um die Erdbeben. König Arthro liegt im Sterben. Das
Land ist in Aufruhr. Aber auf einem Schmugglerschiff kämen wir
bestimmt unauffällig an Kantús Küste vorüber“,
fügte Malja hinzu. „Und wir wären in einer Woche in
Dejia. Reisten wir zu Pferde quer durch Alantua, wären wir
mindestens zwei Wochen unterwegs.“
Sorgenvoll
betrachtete Phiol noch immer die Karte. Anyún sah ihr über
die Schulter. Kantús Hauptstadt Kantarra lag direkt an der
Küste in einer Bucht. Damit würden sie direkt an der Nase
des Thronfolgers vorbeisegeln.
„Wir
könnten natürlich auch den nördlichen Seeweg wählen“,
schlug Kapitän Dannerr vor. „Es dauert länger, aber
wenn wir den Nordzipfel des Landes umrundet haben, hätten wir
den Nordwind im Rücken.“
Malja
schüttelte den Kopf. „Nein, wir umsegeln nicht den Norden.
Nicht mit Prinzessin Kwarren an Bord.“
Anyún
wusste nicht genau, was Malja damit meinte. Kwarren dagegen schien es
zu wissen. Die Gefangene gab einen belustigten Laut von sich, äußerte
sich aber nicht weiter dazu.
Kapitän
Dannerr lächelte und hielt Malja die Hand entgegen. „Also
gut, ich glaube, wir sind im Geschäft.“
Zum
ersten Mal sah Anyún Malja an diesem Tag schmunzeln. Die
Befehlshaberin schlug ein. „Darauf sollten wir anstoßen.
Lir, frag doch die Wirtin bitte nach einem Krug Bier.“
Anyún
war erleichtert. Je schneller sie nach Dejia kamen, desto besser.
Eine weitere Schiffsreise machte ihr nichts aus, auch wenn die
Seemänner Schmuggler waren. Schließlich war Malja bei
ihnen, um sie zu beschützen.
Lir
kam zurück, viel schneller als erwartet und ohne das Bier.
„Malja! Mama! Ihr müsste in den Schankraum kommen.
Irgendetwas ist passiert!“
Malja
funkelte den Kapitän an. Hatte er sie getäuscht, war es
eine Falle? Aber der Kapitän wirkte ebenso überrascht wie
sie selbst. Lir rannte hinaus. Anyún folgte hinter Malja und
dem Rest. Die Gäste waren in Aufruhr. Sie sprachen wild
durcheinander. Einige brüllten, andere weinten. Anyún
folgte Malja, die zum Tresen marschierte. Die Wirtin stand
leichenblass dahinter, einen leeren Krug in der Hand.
„Was
geht hier vor sich?“ verlangte Malja zu wissen. Und als die
Frau nicht reagierte, packte sie sie grob am Arm. Der Krug fiel zu
Boden und zerbrach.
„Der
König ... der König ist tot!“ stammelte die Wirtin.
„König
Arthro?“ versicherte sich Malja.
„Er
ist im Krankenbett gestorben“, bestätigte ein Gast in der
Nähe. „Eben ist ein Boot mit Flüchtlingen angekommen.
Sie brachten die Neuigkeit mit sich.“
„Sie
sagen, in jener Nacht stieg Rauch aus dem großen Vulkan von
Kantarra.“
„Jetzt
wird der Verrückte König von Kantú!“ heulte
ein anderer Gast.
„Wehe
uns“, murmelte die Wirtin. „Es wird wieder Krieg geben.“
Malja
drehte sich um und wäre fast gegen Anyún gestoßen.
„Komm, wir müssen sofort aufbrechen.“
Phiol
stand in ihrer Nähe, reglos, fassungslos, bleich wie die Wirtin.
Malja packte sie an den Schultern. „Phiol, hast du gehört,
was ich sagte? Wir müssen nach Dejia. Sofort! Phiol!“
Sie
reagierte nicht. So schob Malja sie vor sich her, zurück in das
Unterredungszimmer. „Lir, geh nach oben und pack all unsere
Sachen. Schnell!“ Der Junge tat schnell, wie ihm geheißen.
Grimmig
hatte Kapitän Dannerr die Arme vor der Brust verschränkt.
Malja verschloss sorgfältig die Tür.
„Das
Angebot steht noch immer. Meine Männer sind noch an Bord. Wir
könnten sofort aufbrechen.“
„Nein.
Dieser Weg ist nun ausgeschlossen. Wir können nicht an Kantú
vorbeisegeln. Das Risiko ist zu hoch.“ Sie atmete tief ein.
„Ich danke Euch vielmals, Kapitän Dannerr. Überbringt
Eurem König die Grüße meiner Königin. Alantua
steht in Eurer Schuld.“
Kwarren
hatte sich erhoben. Der Kapitän sah sie einen Moment an. „Lebt
wohl, Bromm vom Stamm der Bären.“
Vor
ihren Augen schmiegte sich Kwarren an den Schmugglerkapitän und
schenkte ihm einen leidenschaftlichen Kuss.
„Das
wird eine anstrengende Reise“, hörte Anyún Malja
seufzen.
Quer durchs Land
Meine
Handgelenke schmerzten. Die Lederriemen, die Ty benutzt hatte,
schnitten mittlerweile in meine Haut. In dem Chaos, das in
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