Alantua
Augen.
Natürlich
nahm sie an, dass ich etwas damit zu tun hatte. Aber wer sollte mich
schon befreien? Oder wussten die Stämme, dass ich nach Alantua
gebracht worden war? Ein Keim der Hoffnung flammte in mir auf.
Gespannt sah ich in jene Richtung, in die Phiol und Lir verschwunden
waren.
Die
Geräusche kamen näher. Meine Sinne reagierten.
„Malja“,
raunte ich über das Lagerfeuer hinweg. „Durchtrenne die
Fesseln! Wenn es Banditen sind, brauchst du mich und meine Dolche.“
„Schlechter
Versuch. Phiol kommt gleich zurück und dann wissen wir mehr.“
Es
war zu spät, das Lagerfeuer zu löschen. Wer auch immer da
draußen war, er wusste längst, dass wir auf dieser
Lichtung saßen. Der Rauch durch das Löschen des Feuers
hätte uns außerdem ebenso verraten.
Ich
schloss die Augen, konzentrierte mich auf die Stimmen und Geräusche.
Phiol, sie redete leise mit jemandem, jedoch nicht mit Lir. Ein Mann,
ganz aus der Puste, verzweifelt. Nein, das war kein Mann von den
Stämmen. Ein kleines Kind wimmerte. Andere Geräusche kamen
aus einer anderen Richtung. Eine Klinge wurde aus einer Scheide
gezogen.
„Malja,
löse meine Fesseln!“ rief ich warnend. „Wer auch
immer da kommt, bringt Ärger mit sich!“
„Nein.“
„Du
sture Tyron! Denkst du nicht, ich hätte längst fliehen
können, wenn ich wollte? Die Stricke halten mich nicht davon ab,
mich zu wandeln.“
„Malja,
bitte“, sagte nun auch Anyún neben mir.
Dann
kamen sie zurück. Zunächst kam Lir aus dem Wald, er hatte
ein kleines Mädchen an der Hand, das sich ängstlich an ihn
drückte. Dann folgte Phiol, sie stützte einen verletzten
Mann. Eine junge Frau mit einem Säugling und eine alte Frau
kamen hinzu.
Anyún
war sofort auf den Beinen und kam Phiol zu Hilfe.
„Sie
brauchen Hilfe“, erklärte Phiol. „Da sind Soldaten
aus Kantú. Die Familie ist durch die Alohora-Sümpfe
geflohen und werden verfolgt.“
Malja
stand auf und hielt ihr Schwert bereit. „Wie viele Soldaten
sind es?“
„Vier“,
antwortete die jüngere Frau mit dem Säugling. „Wir
waren noch mehr. Aber die Sümpfe ... Und die Soldaten haben
meinen Schwiegervater getötet.“
Malja
kam zu mir herüber. Mit ihrem Schwert durchtrennte sie die
Fesseln hinter meinem Rücken. Ich rieb mir die schmerzenden
Handgelenke. Kapitän Tyron wusste ganz genau, dass sie nun jede
Klinge an ihrer Seite brauchte.
„Solltest
du versuchen zu fliehen“, raunte sie mir zu, „werde ich
der Königin erklären, du wärest mit deinem rechten Fuß
in eine Bärenfalle getreten.“
Das
war die Malja, die ich kannte. „Meine Dolche?“ antwortete
ich nur knapp.
Sie
ging hinüber und warf mir das Bündel zu. Es fühlte
sich gut an, die Klingen wieder in meinen Händen zu spüren.
Doch meine Handgelenke schmerzten von den Fesseln und meine Finger
fühlten sich taub an. Wie geschickt konnte ich sein?
Anyún
kümmerte sich um den verletzten Mann. „Versteck dich mit
ihnen ihm Wald“, bat ich sie. „Hier beim Feuer sind sie
leichte Beute.“
„Phiol,
geh mit ihnen“, sagte Malja. „Beschütze sie, falls
wir die Männer nicht aufhalten können.“
Malja
und ich würden uns allein den Soldaten aus Kantú stellen
müssen. „Also zwei gegen vier?“ versicherte ich
mich.
„Nein“,
sagte Phiol. „Lir ist sehr geschickt darin, auf Bäume zu
klettern.“ Sie nickte ihrem Sohn zu. „Du weißt, was
du zu tun hast.“
„Ja!“
Er fand eine stabile Kiefer, auf die er klettern konnte. Seinen
Köcher und den Bogen hatte er auf seinem Rücken gesichert.
Ich machte mir Sorgen. Er war noch so jung! Andererseits würde
er bald ein Mann sein und trug einen Bogen mit sich. Dort oben auf
den Ästen konnte er mit Pfeil und Bogen eine große Hilfe
für uns sein.
„Also
gut“, verschwindet im Wald!“ wies Malja meine Schwestern
und die Flüchtlinge an.
Seite
an Seite standen wir in der Mitte der Lichtung vor dem Lagerfeuer und
erwarteten die Angreifer. Malja hielt ihr Schwert in Position. Ich
hob meine Dolche. Die Männer waren direkt vor uns, ich konnte
sie atmen hören, ich roch ihren Schweiß.
„Sie
kommen“, flüsterte ich.
„Alantua!“
schrie Malja und stürmte auf den ersten zu. Der Mann taumelte
rückwärts, überrascht und überwältigt.
Ich
folgte Malja und nahm mir den zweiten vor, der nun vorgewarnt war.
Mit kräftigen Hieben schlug der schwarzgekleidete Mann auf mich
ein. Ich wich ihm geschickt aus. Meine Bärenklinge schlitzte ihm
die Seite auf. Er brüllte wütend und
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