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Alantua

Alantua

Titel: Alantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Bernett
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nicht. Meine Schwestern waren hier, ich hatte
sie lange nicht gesehen.
    Irgendwo
aus dem Wald war das Geräusch aufgescheuchten Wilds zu hören.
Ich schenkte ihm keine weitere Beachtung. Sollte sich doch Malja um
unsere Sicherheit kümmern, so wie es ihre Aufgabe war.

    Ich
schlenderte zu Anyún und ließ mich umständlich
neben ihr auf dem Boden im Schneidersitz nieder. „Scheint eine
interessante Lektüre zu sein. Wovon handelt das Buch?“
    Sie
sah mich an und lächelte. „Ach, es ist nur ein Buch aus
der Bibliothek meines Vaters. Es geht um Magie.“
    „Interessant.
Und wie weit sind deine magischen Fähigkeiten ausgebildet?“
    Ich
hatte nur plaudern wollen, doch sie sah verlegen zu Boden. „Kaum
der Rede wert.“
    „Wie
lange hast du jetzt bei deinem Vater gelebt? Vier Jahre?“
    Sie
nickte. „Und wenn ich wirklich Talent zur Magie hätte,
müsste ich eigentlich schon viel mehr können. Ich kann
einen kleinen Funken Feuer erschaffen, einen Stein durch die Gegend
fliegen lassen und ein winzig kleines Schutzschild um mich herum
errichten.“
    „Hey,
das ist doch mehr, als normale Menschen überhaupt können.“
Ich lächelte, denn sie erinnerte mich an jemanden, der in diesem
Alter genau die selben Zweifel hatte: Ich selbst.
    „Vater
sagt, es liege daran, dass ich ja nur eine halbe Magierin bin.“
    „Hmm,
vermutlich hat er Recht, was weiß ich schon über Magie.“
    Da
fiel ihr etwas ein. „Kwarren, du kannst dich doch in eine Bärin
verwandeln? Im Stamm der Bären können das alle und du hast
es von deinem Vater geerbt. Ist das nicht auch Magie?“
    „Das
ist eine andere Art von Magie. Die Magie, die man auf der Insel der
Magier erlernt stammt aus Büchern, aus Beschwörungen ...
aus Worten.“ Ich wusste nicht so recht, wie ich es ihr
beschreiben sollte. „Eure Magie ist seelischer Natur, ihr
beschwört sie mit eurem Geist. Wenn man das Talent hat, kann man
die Worte lernen. Die Magie aber, die uns Gestaltwandler zu dem
macht, was wir sind, gehört zu unserem Körper, wir sind
damit geboren und irgendwann bricht sie aus uns heraus.“
    Anyún
war nun höchst interessiert. „Wann hast du dich zum ersten
Mal in eine Bärin verwandeln können?“
    Ein
kleines warmes Feuer flackerte in meinem Herzen auf. Sie ließ
mich an eine Zeit denken, die mir lieb und teuer war: Die Zeit beim
Stamm der Bären. Ich war so lange nicht im Norden gewesen.
Vielleicht sollte ich die Chance nutzen und meine Brüder und
Schwestern besuchen...
    „Ein
Gestaltwandler erhält die Fähigkeit, seine Tiergestalt
anzunehmen etwa mit zwölf, spätestens mit vierzehn. Ich
habe mich zum ersten Mal mit fünfzehn gewandelt. Damals dachte
ich auch, ich würde es nie können. Aber bei mir brauchte
die Magie einfach Zeit. Und so war ich in der Lage, meine Fähigkeit
besser zu nutzen, als diejenigen, die jünger und unerfahrener
ihre Fähigkeit erlangt hatten. Und ich wusste sie sehr viel
besser zu schätzen. Also, vielleicht ist es bei dir ähnlich?
Die Magie braucht noch Zeit und irgendwann ist es dann auch bei dir
soweit.“
    Anyún
seufzte, lächelte dann aber.
    Ein
dunkler Schatten glitt über die Lichtung und verdunkelte den
Nachthimmel. Als ich nach oben sah, meinte ich die Umrisse eines
Mahrs zu sehen.
    „Was
war das?“ fragte Anyún.
    „Es
sah aus wie ein Mahr“, erklärte ich. „Aber das wäre
ungewöhnlich, so weit im Süden.“ Die
Riesenfledermäuse waren äußerst scheue Wesen, die
oben im Norden lebten und nur Nachts ihre finsteren Höhlen
verließen, um Nahrung zu suchen.
    Auch
Malja suchte alarmiert den Nachthimmel ab.
    Dann
hörte ich wieder das Rascheln im Wald. Malja hörte es
ebenso. Die Geräusche wurden eindeutiger: Stimmen, Rufe, Ächzen,
Knacken von Ästen. Jemand näherte sich unserer Lichtung.
    „Phiol,
pass auf die anderen auf, ich werde nachsehen, was los ist.“
Malja griff nach dem Schwert, das stets in ihrer Reichweite lag und
zog es aus der Scheide. Meine Schwester hielt sie mit einer sanften
Berührung am Oberarm zurück.
    „Lass
Lir und mich das erledigen. Wir können uns so lautlos durch den
Wald bewegen, dass nicht einmal ein Eichhörnchen uns bemerkt.“
    Widerwillig
stimmte Malja zu.
    Lautlos,
wie Phiol es beschrieben hatte, verschwanden die beiden zwischen den
Bäumen. Anyún, Malja und ich redeten nicht mehr. Wir
lauschten. Malja saß auf dem Baumstamm, auf dem sie mit Phiol
und Lir gesessen hatte, ihr Schwert quer über den Oberschenkeln.
Sie sah mich warnend an, ließ mich nicht aus den

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