Alantua
und deren Kleidung aus braunen, ledernen Hosen, einem
ebensolchem Wams, Stiefeln und Armschienen bestand. Malja erhob sich,
um ihnen entgegenzugehen. Auch andere Gäste betrachteten die
Neuankömmlinge neugierig.
Die
Schmuggler hatten Kwarren die Hände gefesselt.
Anyún
stand auf. Sie unterdrückte ihren Impuls, auf Kwarren
loszustürmen und sie zu umarmen. Sie sah genauso aus, wie sie
sie in Erinnerung hatte.
„Mylady.“
Die Wirtin war an Maljas Seite, bevor sie die Seemänner
erreichte. „Ich wünsche kein Aufsehen in meinem Haus.“
Malja
lächelte beschwichtigend. „Es wird kein Aufsehen geben.
Wenn Ihr uns jedoch Euer Hinterzimmer für eine Unterredung
überlassen würdet...“
„Natürlich,
selbstverständlich!“
Die
freundliche Wirtin führte sie in selbiges. Malja bat die
Schmuggler mit einem Kopfnicken, ihr zu folgen. Anyún folgte
ihnen mit Phiol und Lir. Der Raum bot gerade einmal Platz für
die geschäftlichen Unterredungen der Inhaberin mit zwei Stühlen
und einem Tisch. Die Gefangene wurde auf einen der Stühle
gesetzt. Malja blieb mit verschränkten Armen und all ihrer
Autorität vor dem Tisch stehen. Da niemand etwas sagte,
musterten sich die Anwesenden gegenseitig. Dann konnte Anyún
es nicht mehr für sich behalten: „Musstet Ihr sie denn
wirklich fesseln?“
„Befehl
des Königs“, antwortete der jüngere der beiden
Männer. „Und ebenso lautet der Befehl, die Gefangene der
königlichen Wache auszuhändigen.“ Mit hochgezogenen
Brauen sah er Malja an.
„Gibt
es weitere Nachrichten aus Tallgard?“ verlangte Malja zu
wissen.
Er
wartete.
Kwarren
gab einen amüsierten Laut von sich, bevor sie erklärte:
„Das ist Kapitän Malja Tyron, Befehlshaberin der
königlichen Wache.“
Der
Mann neigte respektvoll den Kopf und stellte sich selbst vor: „Tyrint
Dannerr, Kapitän der
Anjina
und Gesandter König Berenbarrs von Tallgard. Und das“- er
deutete auf den Rotbärtigen „ist mein Steuermann Korbo.“
Korbo grunzte und warf einen Beutel aus grobem Tuch auf den Tisch.
„Darin
befinden sich die Waffen der Gefangenen“, erklärte
Dannerr. „Außerdem findet Ihr darin eine versiegelte
Nachricht von König Berenbarr an Königin Martrella.“
„Danke,
Kapitän Dannerr“, Malja schien diese Begegnung und die
Konversation so kurz wie möglich halten zu wollen. „Lir,
bitte hol uns den schwarzen Samtbeutel, über den wir vorhin
gesprochen haben.“
„Mach
ich!“ Der Junge eilte hinaus.
Phiol
legte der Befehlshaberin sanft eine Hand auf die Schulter und sah sie
lächelnd an. Wie so oft schienen die beiden sich ohne Worte zu
verstehen.
„Ihr
könnt sie jetzt begrüßen“, erlaubte Malja.
Und
schon war Phiol bei Kwarren und umarmte sie. „Kwarren, es ist
so schön, dich wiederzusehen!“
„Ich
würde dich ja auch umarmen, wenn ich könnte“, meinte
Kwarren und warf Malja einen vernichtenden Blick zu, den diese
einfach ignorierte.
Anyún
umarmte ihre Schwester ebenfalls. „Es tut mir so leid für
dich“, flüsterte sie.
„Lass
nur, es ist ja nicht deine Schuld. Sieh nur, wie hübsch du
geworden bist!“
Anyún
wurde rot.
„Ist
der Junge etwa Lir?“ fragte Kwarren Phiol. „Er ist groß
geworden.“
„Ja,
wer weiß, wo er noch hinwächst“, scherzte Phiol,
doch die Traurigkeit wich nicht aus ihren Augen.
Malja
unterhielt sich weiter mit dem Kapitän. „Habt Ihr noch
weitere Ladung an Bord?“
Er
schüttelte den Kopf. „Nein, nur die ... Gefangene.“
„Gut,
Ihr erhaltet sogleich das Gold, das Euch versprochen wurde.
Allerdings ... falls es Eure Geschäfte erlauben, möchte ich
Euch um einen Gefallen bitten. Eure Belohnung soll verdoppelt werden,
wenn Ihr meiner Bitte folgt.“
„Was
kann ich für Euch tun, Mylady?“
„Wir
müssen so schnell wie möglich nach Dejia.“
Lir
kam zurück. Er brachte einen schwarzen Samtbeutel mit dem grünen
Wappen Alantuas und einer Karte. Malja entrollte die Karte auf dem
Tisch. „Der schnellste Weg wäre zu Wasser, hier im Süden,
an der Küste Kantús entlang dann nach Norden bis
Dejiamaar, dem Osthafen.“
Der
Kapitän nickte stirnrunzelnd. „Wir könnten sogar noch
mehr für Euch tun.“ Langsam fuhr er mit den Zeigefinger
die Küste entlang. „Die
Anjina
ist ein wendiger Einmaster. Wir könnten den Dej flussaufwärts
befahren.“ Er tippte auf die Hauptstadt Alantuas. „Wie
hoch wäre die Belohnung, wenn wir Euch direkt dorthin brächten?“
Genau
drauf hatte Malja gehofft. „Das Dreifache.“
Phiol
trat
Weitere Kostenlose Bücher