Alantua
entgegen
der aufgehenden Sonne richten. Außerdem gaben wir ihnen unser
Packpferd mit und einen kleinen Teil unserer Vorräte. Malja
schrieb eine Botschaft für den Befehlshaber der Stadtwache. Die
Familie würde in Ilinde unterkommen. Und die Stadt musste sich
für Angriffe rüsten. Wenn Arthano sich wirklich gegen
Alantua wendete, war Ilinde in Gefahr. Die größte
Handelsstadt Alantuas lag in seiner direkten Reichweite.
Anyún
bestand darauf, dass wir die toten Soldaten bestatteten. Wir
schufteten bis zum Morgengrauen. Anyún sprach ein kleines
Gebet zu den Göttern, um die Seelen der gefallenen Männer
auf die Reise zu schicken.
„Hoffentlich
landen sie in der Hölle ihres Feuerdämons“, grummelte
Phiol.
„Sie
haben nur Befehle befolgt“, seufzte Malja.
Meine
Schulter schmerzte. Der Stoff meines Hemdes klebte an meiner Haut.
Die Wunde war beim Kampf wieder aufgebrochen. Noch bevor wir wieder
aufbrachen, kam Anyún zu mir und half mir, den Ärmel
aufzuschneiden.
„Das
sieht schlimm aus“, bestätigte sie meine Vermutung. „Wie
alt ist die Verletzung?“
„Nicht
älter als zwei Wochen.“ Ich biss die Zähne zusammen,
als sie einzelne Fäden des Stoffes aus der Wunde zog.
„Warst
du bei keinem Heiler?“
„Doch,
er hat sein Bestes gegeben. Aber das hat wohl nicht gereicht.“
Anyún
sah mich mit leuchtenden Augen an. Etwas hatte sich verändert.
Ihre Unsicherheit und Schüchternheit waren verschwunden.
„Darf
ich etwas versuchen? Ich habe es erst einmal ausprobiert, und das bei
mir selbst. Aber ich glaube, ich kann dir helfen.“
„Magie?“
„Ja.
Du musst nicht zustimmen. Ich kann die Wunde auch einfach reinigen,
eine Heilpaste auftragen und einen frischen Verband anlegen.“
„Ich
habe keine Angst vor Magie“, versicherte ich ihr lächelnd.
Was sie vorhin für die Mutter und ihr Baby getan hatte, war
unglaublich gewesen. Ich kannte die Schutzzauber, die einige Magier
anwandten. Doch die meisten konnten diesen Schutz nur auf sich selbst
beziehen. Anyún hatte eine Art magisches Schutzschild um sich
und die Frau errichtet. Die Magie in ihr war stärker, als sie
wusste.
Sie
schloss die Augen und atmete tief ein. Ihre Hand legte sie auf meine
Wunde. Gespannt wartete ich, was nun geschehen würde.
„
Ohstrawiteh!“
Ein
weißer Blitz erschien direkt aus ihren Fingern. Geblendet
schloss ich die Augen. Die Wunde brannte und ich biss mir fest auf
die Lippen, um nicht zu schreien.
„Du
kannst die Augen wieder aufmachen“, sagte Anyún
schließlich.
Als
ich sie öffnete, war meine Verletzung verschwunden. Nur eine
zarte Narbe war geblieben.
„Und
du denkst, dass du nicht genug Magie in dir hast?“ sagte ich
belustigt und staunend zugleich.
Anyún
wurde rot. „Ich weiß auch nicht, wo das alles plötzlich
herkommt.“
Eines
unserer Pferde wieherte aufgeschreckt. Sofort waren meine Sinne
wieder hellwach. Auch Malja und Phiol griffen nach ihren Waffen. Wir
waren abgelenkt gewesen. Die Müdigkeit und die Anstrengungen der
Nacht hatten uns unaufmerksam gemacht.
Dort
im Wald war jemand. Schon wieder. Ich deutete in die Richtung, in der
ich die Gegenwart eines Menschen spürte.
Phiol
nickte. Sie schlich in den Wald. Malja folgte ihr. So blieb ich
diesmal bei Anyún, Lir und unseren Pferden.
Es
dauerte nicht lange, da erschienen sie wieder. Malja hatte einen
schwarzgekleideten Mann grob am Kragen gepackt, der ein Stück
kleiner war, als sie. Die Klinge ihres Schwertes lag an seiner Kehle.
Phiol hatte schussbereit einen Pfeil auf ihn gerichtet.
„Da
ist noch einer von ihnen“, grummelte Malja und stieß den
Kerl zu Boden. „Er behauptet, er sei auf der Suche nach
jemandem.“
Er
hob den Kopf. Sein Blick richtete sich direkt auf Anyún.
„Xeros!“
rief sie aus. „Was ... was soll das? Was tust du hier?“
„Wir
waren verabredet“, antwortete er schulterzuckend. Er wirkte
noch sehr jung, nur wenig älter als Anyún.
„Wer
ist das, Anyún?“ verlangte Malja zu wissen.
„Er
ist... Ich kenne ihn von der Insel der Magier. Ich dachte, er sei ein
Freund.“
Malja
zerrte den Jungen zu einem Baumstamm, wo sie ihn zum Hinsetzen
drängte. „Merkwürdiger Freund, der sich an uns
heranschleicht, statt sich offen zu nähern und uns anzusprechen.
Und ein Diener Zaroms ist er noch dazu.“
Das
Schwarz seiner Kleidung verriet ihn, noch dazu der kleine,
silberfarbene Chaosknoten links auf seiner Brust.
„Malja“,
ich stand auf und ging zu ihnen hinüber. „Er trägt
noch das
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