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Alantua

Alantua

Titel: Alantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Bernett
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war damals noch ein kleiner Junge von fünf
oder sechs, einen fatalen Fehler. Er spielte mit den anderen Kindern
im Stall. Sie ärgerten ihn und sagten, er würde sich
bestimmt nicht trauen, den Hengst seines Bruders zu streicheln.
Arthes war ein mutiger Bursche und traute sich natürlich. Genau
dann kam Arthano in die Stallungen. Er schlug den Kleinen mitten ins
Gesicht. Der Junge wurde nach hinten geschleudert und prallte mit dem
Hinterkopf gegen die Wand. Er war zwei Tage bewusstlos. Wir dachten,
er würde nie wieder aufwachen.“ Sie atmete tief ein, den
Blick noch immer zu Boden gerichtet. Ihre Gedanken waren fern in der
Vergangenheit. „Arthano hatte es von Anfang an auf mich
abgesehen. Er verspottete mich bei den gemeinsamen Abendessen. Wenn
Vater nicht in der Nähe war, beschimpfte er mich, nannte mich
Hurentochter, Schlampe und Schlimmeres. Als König Arthro es
mitbekam, stellte er ihn zur Rede und befahl ihm, sich
zusammenzureißen. Das machte es nur noch schlimmer. Wenn
Arthano mich ansah... Ich konnte es in seinen Augen erkennen: Er
hasste mich. Es wurde noch schlimmer, als mein Körper sich
entwickelte. Wenn niemand hinsah, zwickte er mir in die Brust oder in
den Hintern.“ Phiol erschauerte. Ihr Blick war ganz nach innen
gerichtet. „Ich versuchte, ihm aus dem Weg zu gehen, hielt mich
stets in der Nähe unserer Stiefmutter auf. Sie ahnte etwas,
obwohl ich zu viel Angst hatte, mich ihr anzuvertrauen. Sie sorgte
auch dafür, dass eine Wache vor meinem Schlafgemach errichtet
wurde. Trotzdem ... eines Nachts ... kam er in mein Zimmer. Er kam
ohne Waffen. Ich wehrte mich, kratzte und biss ihn, schlug nach ihm.
Das erregte ihn nur noch mehr.“
    Ich
ballte die Hände zu Fäusten. Obwohl sie mir schon vor
langer Zeit davon erzählt hatte, spürte ich die Wut und das
Entsetzen.
    „In
den darauf folgenden Nächten hörte ich irgendwann auf, mich
zu wehren. Ich ließ es über mich ergehen... Vielleicht
hätte ich mich gleich an Inara wenden sollen. Aber ich schämte
mich so.“ Phiol legte die Hände vor ihr Gesicht. Sie
schämte sich noch heute.
    Ich
setzte mich neben sie und legte einen Arm um ihre Schultern. „Du
warst nicht schuld“, sagte ich schnell. „Du kannst nichts
dafür.
Er
ist
schuld. Er allein.“
    Über
Phiols Kopf hinweg sah ich Anyún an. „Weißt du
jetzt, warum du nicht nach Kantú gehen kannst? Du bist so
jung, so unschuldig und wunderschön: Ein Lamm in den Fängen
eines tollwütigen Wolfes.“
    Anyún
schmiegte ihren Kopf an Phiols Schulter. „Es tut mir so leid.
Ich wusste es nicht!“
    Phiol
sah auf. „Ist gut, Kleines. Jetzt weißt du es ja. Und da
ist noch etwas, was du wissen solltest. Aber niemand, schwöre es
bei den Göttern, darf jemals davon erfahren.“
    „Ich
schwöre es“, sagte Anyún ernst.
    Phiol
fuhr fort: „Bald merkte ich, dass etwas nicht mit mir stimmte.
Ich dachte, ich sei krank und würde bald sterben. Endlich
vertraute ich mich Inara an. Sie erkannte, was mit mir los war. Ich
trug ein Kind unter dem Herzen, von meinem eigenen Bruder.“ Sie
hielt inne, rang nach Fassung. „Inara verhalf mir zur Flucht.
Außer der Dienerin, die mich damals begleitete, Inara, Mutter,
Kwarren und dir, weiß niemand, wer Lirs Vater ist. Die meisten
denken, ich hätte eine Liebschaft in Kantú gehabt. Lir
darf es niemals erfahren, versprichst du das?“
    „Ich
werde es ihm niemals sagen“, versprach Anyún.
    „Inara
ist eine gute Frau und ich hoffe, es geht ihr gut, wo auch immer sie
jetzt ist“, sprach Phiol in sich gekehrt.
    „Glaubt
ihr, dass Arthes wie sein Bruder ist?“
    „Niemand
ist so grausam wie Arthano“, sagte Phiol gequält. „Wenn
Arthes einen Hauch seiner Mutter in sich hat, ist er ebenfalls ein
guter Mensch.“
    Anyún
sank in Schweigen. Sie dachte gewiss über den jungen Krieger
Zaroms nach.

    Phiol
sah mich an, ihre schönen Augen voller Traurigkeit. „Wenn
eine von uns nach Kantú geht, dann ich. Es ist Zeit, sich der
Angst zu stellen. Ich kenne Kantú und ich kenne Arthano.“
    Ich
packte fest ihre Hand. „Tu das nicht, bitte!“
    Phiol
streichelte mir sanft und mütterlich über die Wange. „Was
bleibt mir denn anderes übrig? Soll ich unsere kleine Schwester
diesem Monstrum überlassen? Niemals. Aber wenn du nach Westen
gehst, um Alantua zu verlassen, Kwarren, dann bitte, nimm Lir mit
dir.“
    „Ich
gehe nirgendwohin“, beschloss ich. „Nicht ohne euch.“
    Wie
hätte ich meine Schwestern ihrem Schicksal überlassen
können? Wir waren lange

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