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Alantua

Alantua

Titel: Alantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Bernett
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nehmen...“
    „Wir
hätten dafür seinen Bruder.“
    „Arthes
bedeutet ihm nichts“, sagte nun Phiol leise. „Und er hat
auf jeden Fall irgendetwas vor. Seine Einladung entstammt nicht
bloßer Höflichkeit.“
    „Vielleicht
ja doch“, hoffte Anyún. „Und jede Möglichkeit,
einen Krieg zu verhindern, sollten wir nutzen. Ich möchte nicht
an dem Tod anderer Menschen Schuld sein.“
    Sie
wusste es nicht. Woher sollte sie es auch wissen? Phiol hatte mir von
der Brutalität ihres Halbbruders berichtet. Was er ihr angetan
hatte, war unverzeihlich. Er war der Grund, weshalb Phiol Kantú
bereits nach zwei Jahren wieder verlassen hatte.
    „Anyún“,
Phiol lächelte unsere kleine Schwester sanft an. „Du bist
noch so jung...“
    „Ja,
ich bin jung. Und als unsere Mutter den Thron bestieg, war sie jünger
als ich. Wie alt warst du, als du Lir bekamst? Wie alt war Kwarren,
als sie ihren Vater verlor und Alantua verließ?“ Anyún
richtete sich auf, ihre Hände spielten aufgeregt mit einem losen
Faden ihrer Kleidung. „Vielleicht ist das unser Schicksal? Das
ist der Weg, den die Götter uns weisen.“
    „Nein,
lass die Götter aus dem Spiel“, sagte ich. „Hören
sie jemals auf unsere Gebete? Für mich existieren sie nicht.
Aber wir existieren und wir entscheiden, was wir tun, nicht die
Götter.“
    Anyún
sah mich verwirrt an. „Das entspricht nicht dem, was ich mein
ganzes Leben lang gelernt habe.“
    „Aber
es entspricht dem, was ich in meinem Leben erfahren musste.“
    „Egal,
ob die Götter unser Tun beeinflussen oder ob wir selbst wählen“,
gab Phiol zu bedenken, „so sind wir doch verantwortlich für
unser Handeln. Kwarren, willst du verantwortlich für einen Krieg
sein?“
    Auf
welcher Seite stand Phiol eigentlich? „Ihr seid doch
wahnsinnig“, sagte ich kopfschüttelnd. Sie zogen wirklich
in Betracht, nach Kantú zu segeln!
    Anyún
atmete tief ein. „Wenn du gehen willst, Kwarren, dann geh. Wie
du gesagt hast: Sie können dich nicht zwingen. Aber ich werde
nicht davon laufen. Ich stelle mich der Aufgabe. Ich könnte
nicht damit leben, wenn andere wegen mir sterben. Und wenn Phiol
nicht nach Kantú fahren will, dann werde ich es eben tun.“
    „Nein!“
Phiol sprang auf. „Kwarren, das kannst du nicht zulassen.
Wir
können
das nicht zulassen.“
    „Anyún,
kleine süße Schwester“, sagte ich beschwichtigend
und sagte damit genau das Falsche.
    Anyún
stand abrupt auf und stellte sich in die Mitte des Zimmers. „Hört
auf, mich wie ein Kleinkind zu behandeln! Falls ihr es nicht
mitbekommen habt: Seit ihr Dejia verlassen habt, bin ich zur Frau
geworden. Ich habe selbst bei meinem Vater gelebt. Ich kann kochen,
waschen, auf Kinder aufpassen. Ich habe Bücher der Magie
studiert. Bei den Göttern, ich habe der Frau und ihrem Baby das
Leben gerettet!“ Sie deutete auf meine Schulter. „Ich
habe deine Verletzung geheilt! Mutter wird Soldaten der königlichen
Wache mit mir schicken, ich wäre nicht mal allein in Kantú.
Warum glaubt ihr, dass ich es nicht schaffen würde, nach Kantú
zu reisen und diesem Arthano die Stirn zu bieten?!“
    „Weil
Arthano eine sadistische Bestie ist, darum“, erklärte ich.
„Sag es ihr, Phiol. Sie muss es wissen.“
    Phiol
sah zu Boden, den Tränen nahe.
    „Sag
es ihr!“
    Sie
legte die Arme um sich. „Ich kann es nicht. Niemand weiß
es, außer dir und Mutter.“
    „Dann
sag ich es ihr.“ Ich stand auf, stellte mich Anyún
gegenüber und sah sie ernst an. „Was glaubst du, warum
Phiol aus Kantú floh? Arthano hat sie misshandelt, Jahre lang.
Und der König ließ es geschehen.“
    „Nicht
ganz“, wandte Phiol ein. „Er wusste es nur nicht. Als er
davon erfuhr, bestrafte er ihn.“
    „Was
... was hat Arthano getan?“ Anyún kam langsam herunter
von ihrem selbstaufopfernden Höhenflug. Sie setzte sich neben
Phiol, um sich ihre Geschichte anzuhören. Es war richtig so. Die
Kleine musste wissen, welche Art Mensch Arthano war.
    Phiol
zögerte. Ihr Kinn zitterte. Es war eine furchtbare Geschichte,
doch sie begann, davon zu erzählen: „Als ich nach Kantú
kam, machten mir viele Dinge Angst: Mein Vater, die vielen fremden
Menschen, die neue Umgebung... Alles war so anders. Mit der Zeit
hätte ich mich vielleicht daran gewöhnen können...
Wenn nicht Arthano gewesen wäre. Er war schon ein erwachsener
Mann und ich noch ein Kind. Er war brutal, schlug seine Diener und
Sklaven. Er tötete Hunde, wenn sie nicht gehorchten. Eines Tages
erlaubte sich Arthes, er

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