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Alantua

Alantua

Titel: Alantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Bernett
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gebeten, nach Kantú zu
kommen?“
    „Sei
nicht lächerlich. Als ich ihn zuletzt sah, wusste ich nicht,
dass ich nach Kantú reisen würde.“ Konnte denn
nicht wenigstens Malja einen kühlen Kopf bewahren?
    „Ich
lasse seine Auskunft prüfen.“ Malja verließ das
Gemach, um einen ihrer Untergebenen mit der Aufgabe zu betrauen.
    Phiol
setzte sich zu mir auf das Bett. „Was sollen wir jetzt tun?“
    „Ich
kann den Antrag nicht ablehnen. Das ist vielleicht genau das, worauf
er wartet.“
    „Du
musst mit Kapitän Dannerr fliehen. Er ist wegen dir hier. Malja
und ich werden versuchen, dein Verschwinden zu erklären.“
    „Arthano
würde dich dafür büßen lassen. Nein, ich kann
euch nicht hier lassen. Entweder wir gehen alle – oder keine.“
    Phiol
legte sich neben mich. Ich zog mir das feuchte Tuch vom Gesicht und
gemeinsam betrachteten wir den golden bestickten Baldachin über
dem Bett.
    „Wenn
ich nur wüsste, warum er mir diesen Antrag gemacht hat...“,
überlegte ich laut.
    „Es
ist eine seiner Schikanen. Er will uns verunsichern, uns blamieren
und quälen.“
    „Oder
es ist ein politischer Schachzug. Ehelicht er eine der Töchter
Alantuas, erhalten seine weiblichen Nachkommen ein Recht auf Alantuas
Thron.“
    „...
wenn keine andere Thronfolgerin vorhanden ist.“
    „Du
kennst ihn, Phiol. Ist das seine Denkweise?“
    Sie
zögerte. So viele Jahre waren vergangen. Aus dem hilflosen
Mädchen war eine Frau geworden. Doch war sie noch immer hilflos?
Sie war eine Mutter, und sie war eine Amazone. In ihr steckte viel
mehr, als sie sich selbst zutraute. Sie durfte Arthanos Verhalten
nicht so nahe an sich heran lassen. Er konnte sagen, was er wollte,
er konnte tun, was er wollte – ihr Innerstes gehörte nur
ihr. Ich hatte leicht reden, denn ich war nie vergewaltigt worden.
Ich wusste nicht, wie sehr der Schmerz und die Demütigung ihre
Seele verletzt hatten. Hatte ich überhaupt das Recht dazu, sie
zu kritisieren?
    „Ich
weiß es nicht“, gestand sie.
    Ich
legte mir das feuchte Tuch wieder über Augen und Stirn. „Wir
sollten das Motiv seines Antrages herausfinden.“
    „Wie
willst du das tun?“
    „Ich
werde mit ihm reden. Allein.“
    „Kwarren...“
    „Er
hat mir von seiner Mutter erzählt. Sie sei hingerichtet worden.
Was weißt du darüber?“
    „Über
Lerilia? Unser Vater hatte verboten, ihren Namen überhaupt in
seiner Gegenwart zu erwähnen. Niemand verlor je ein Wort über
sie.“
    Unser
Gespräch wurde unterbrochen, als Malja wieder hinein kam, ohne
zuvor an die Tür zu klopfen.
    „Eine
Sklavin ist hier mit einer Botschaft von Arthano.“

    Die
Frau trug ein ausgefranstes graues Gewand und um den Hals einen
schmalen Messingreif, das Zeichen ihres Status. Man hatte ihr das
Haar geschoren. In ihrem Gesicht standen Falten des Kummers. Sie war
bestimmt einmal eine Schönheit gewesen, dachte ich mir. Ich
musste tief durchatmen. Sklaverei hatte es in Alantua nie gegeben.
Hier in Kantú war sie selbstverständlich. Die Frau stand
inmitten des Salons, der zu den Gastgemächern gehörte und
sah sich traurig um. Ihr Blick blieb auf Phiol haften, die hinter mir
den Salon betrat.
    „Guten
Abend, Ihr bringt Nachricht von Eurem Herrscher?“ begrüßte
ich sie freundlich.
    Die
Frau nickte und hielt mir ein silbernes Tablett entgegen, das mit
einem feinen weißen Tuch bedeckt war. Als ich das Tuch wegnahm,
bot sich der Blick auf ein goldenes Armband dar. Die Mitte des
Schmuckstücks bildete ein kunstvoll verschlungenes Ornament und
in dessen Zentrum prangte ein feuerroter Edelstein. Eine gefaltete
Nachricht lag unter dem Prachtstück.
    „
Das
Gold Alantuas und das Feuer Kantús.“
    Mehr
war dort nicht zu lesen. Phiol stand neben mir und nahm den Zettel
aus meinen Händen. Dann sah sie die Sklavin an, musterte sie
ganz genau. Der Zettel fiel ihr aus den Fingern.
    „Inara?“
Zweifel lagen in Phiols Stimme.
    Doch
die Tränen in den Augen der Sklavin verschafften ihr Gewissheit.
    „Bei
den Göttern, was hat er Euch angetan?“
    Nur
ein Schluchzen drang aus Inaras Kehle. Das Silbertablett fiel zu
Boden. Der Armreif rollte unbeachtet davon. Dies war Arthes’
Mutter. Arthano hatte sie zur Sklavin gemacht. Und es war noch
schlimmer. Die frischen Narben auf ihren nackten Armen, die blauen
Flecken... Er hatte sie misshandelt.
    Wir
standen da, sahen uns gegenseitig an und versuchten, zu verstehen.
Dann endete das Schluchzen der Frau. Sie wischte sich die Tränen
aus dem Gesicht und öffnete den Mund. Dort,

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