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Alantua

Alantua

Titel: Alantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Bernett
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wo eigentlich ihre
Zunge hätte sein müssen, war nur ein dunkler Stummel roten
Fleischs.
    „Bei
den Göttern“, entfuhr es Malja.
    Impulsiv
schloss Phiol die Frau in ihre Arme. „Er wird dafür büßen.
Er wird für alles büßen“, versprach sie.
    Nicht
das Armband war die Botschaft und auch nicht der Zettel. Es war
Inara. Ihr Anblick sollte uns eine Warnung sein. Er sollte
mir
eine
Warnung sein.

Dunkelheit

    Sie
musste es versuchen. Sie wusste, was zu tun war.
    Am
Nachmittag hatte sie mit Lir die Familie von Marlo und Cassa besucht.
Der Junge fühlte sich wohl dort. Und Anyún schlug vor,
dass er einige Tage bei ihnen verbringen könne. Die Familie nahm
ihn herzlich auf, und so kehrte Anyún allein zurück in
die Stadt. Im Hafen fand sie einen Fischer, der sie für ein paar
Goldstücke die Dej hinunter nach Dejiamaar bringen würde.
Dort würde sie sicher ein Schiff finden, das sie weiter nach
Süden brachte.
    Nun
hatte sie ihre Sachen gepackt und wartete darauf, dass die Sonne
unterging. Sie las in ihrem Buch, bis ihre Augen schmerzten. Endlich
war es soweit. Ruhe kehrte ein im Schloss. Noch ein letztes Mal
wollte sie ihre Mutter besuchen.
    Marta
saß auf einem Sessel neben dem Bett. Ihr waren die Augen
beinahe zugefallen.
    „Guten
Abend, General Tyron. Darf ich heute die Nachtwache bei meiner Mutter
übernehmen? Ihr seht erschöpft aus...“
    „Dein
Vater wird gleich kommen und die Nachtwache übernehmen. So lange
kannst du hier bleiben.“ Marta beugte sich über ihre
bewusstlose Freundin und küsste sie auf die Stirn. „Gute
Nacht, meine Liebe. Mögen die Götter dir bald Gesundheit
schenken.“ Dann richtete sie sich auf und sah Anyún
streng an. „Ich habe die Wachen vor Prinz Arthes’ Kammer
angewiesen, dich nicht einzulassen. Also, versuch keine Dummheiten,
verstanden?“
    „Ich
hatte nicht vor, ihn noch einmal aufzusuchen“, antwortete Anyún
und widmete sich ihrer Mutter. Als sie allein waren, schloss Anyún
ihre Augen und konzentrierte sich.
    „Mama,
du hast mir vor langer Zeit einmal gesagt, dass ich immer auf mein
Herz hören soll, wenn ich nicht mehr weiter weiß. Und ich
habe auf mein Herz gehört. Ich muss fort. Vater und Marta werden
auf dich aufpassen. Mein Weg führt mich zu Phiol und Kwarren.
Ich glaube, sie brauchen meine Hilfe.“ Anyún seufzte. Ob
ihre Mutter sie hören konnte? Sie konzentrierte sich noch
einmal, suchte einen kleinen Funken ihrer Magie und als sie ihn fand,
umarmte sie ihre Mutter.
    „
Erosseg.“
    Nur
dieses kleine Wort hatte sie gefunden als einzige Hoffnung für
ihre Mutter. Langsam und sanft leuchtend glitt Anyúns Magie in
den Körper ihrer Mutter.
    „
Erosseg“,
    wiederholte
sie sanft. Ihre Mutter seufzte leise auf. Anyún lächelte.
Dies war die erste Reaktion, die Martrella überhaupt in den
letzten Tagen gezeigt hatte.
    „Bis
bald, Mama.“ Noch einmal drückte sie ihre Mutter und
küsste sie auf die Wange. Sie verließ das Gemach, bevor
ihr Vater kam. Das Bündel, in das sie die notwendigsten Dinge
für die Reise gepackt hatte, war noch in ihrem Zimmer. Sie
fühlte sich plötzlich müde. Das große Himmelbett
mit den weichen Kissen sah verlockend aus. Doch sie durfte nicht
zögern. Sie wusste nicht, ob sie am nächsten Tag überhaupt
noch den Mut dazu aufbringen konnte.

    Der
westliche Turm hatte ebenfalls die Form eines Sechsecks, und die
Zimmer waren ähnlich wabenmäßig angeordnet, wie die
Gemächer der Prinzessinnen. Anyún hatte in ihrer Kindheit
die meisten Ecken des Schlosses ausgekundschaftet. Sie wusste,
welchen Weg sie wählen musste, damit die Wachen sie nicht
bemerkten. Neben dem Raum, in dem Arthes untergebracht war, befand
sich eine Abstellkammer. Die Tür zu dieser Kammer lag außerhalb
des Blickfeldes der Wachen.
    Anyún
schaffte es, unbemerkt hineinzugehen. Als sie die Tür hinter
sich geschlossen hatte, sprach sie den Lichtzauber:
    „
Vilagitas!“
    Eine
kleine leuchtende Kugel erschien auf ihrer Handfläche, gerade
hell genug, den kleinen Raum zu erleuchten. Es gab keine Tür zum
Nachbarzimmer. Ein Fenster jedoch gab es, durch dieses schien die
schmale Sichel des abnehmenden Mondes.
    „Arthes?“
rief sie leise.
    „Anyún?“
    „Ja,
ich bin im Raum nebenan.“
    Sie
lehnte sich etwas hinaus und konnte ihn erkennen. Vier Schritte
trennten die beiden Fenster voneinander. Auch wenn sie sich weit
hinaus lehnte und den Arm ausstreckte, konnte sie ihn nicht
erreichen.
    „Hast
du es dir überlegt? Nimmst du mich mit nach

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