Alarm auf Wolke sieben
in dem Gummiband hängen blieben, das seinen Pferdeschwanz zusammenhielt, und sah sie frustriert an. „Ich weiß es nicht.“
„Dann sage ich dir jetzt Folgendes: Ich hätte alles für einen liebevollen, aufmerksamen Vater gegeben. Stattdessen musste ich aus erster Hand erfahren, wie viel Schaden ein pflichtvergessener Elternteil anrichten kann. Wenn mein kleines Mädchen Ersteres nicht haben kann, dann werde ich zumindest dafür sorgen, dass sie Letzteres nicht durchmachen muss.“ Sie sah ihm tief in die schönen schwarzen Augen. „Ich versuche, vernünftig zu sein und deine Sicht der Dinge zu verstehen. Aber wenn du nicht vorhast, die Art Papa zu sein, die Esme verdient, dann denke nicht einmal daran, ihr zu sagen, dass du ihr Vater bist.“
„In Ordnung.“
Er sah sie einige Augenblicke schweigend an. Victoria hatte das Gefühl, nichts würde mehr in Ordnung sein. Sie war erleichtert, als er endlich den Blick senkte und nach seinem Laptop griff. Bevor sie tief durchatmen konnte, drehte er sich aber noch einmal zu ihr um und sah sie an.
„Lass ein Zimmer fertig machen“, sagte er. Obwohl seine Stimme ruhig und höflich klang, hörte sie einen Unterton, der keinen Widerspruch duldete. „Ich werde hier einziehen.“
„Wie bitte?!“
„Die Tatsache meiner Vaterschaft ist dir zwar schon seit sechs Jahren bekannt, Tori, aber was mich angeht, ich bin erst seit zehn Minuten Daddy. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie ich mich fühlen soll. Aber ich finde, ich sollte die Chance bekommen, meine Tochter kennenzulernen, während ich es herausfinde.“
„Stimmt, solltest du. Also nimm dir ein Hotelzimmer in der Nähe und komm jeden Tag vorbei.“
„Damit du die Chance hast, schnell alles zusammenzupacken und mit ihr abzuhauen? Vergiss es, Mädchen.“
„Das würde ich niemals tun!“ Sie starrte ihn an, völlig entrüstet, dass er ihr so etwas zutraute.
„Es wäre nicht das erste Mal, dass ich zurückbleibe.“
Schon, aber das war doch nur, weil ich mich viel zu tief in die Sache mit dir verwickelt hatte, obwohl ich dir versprochen hatte, es nicht zu tun. Ihr ganzer Körper bebte bei der Erinnerung. Vor sechs langen Jahren war sie im Morgengrauen hinausgeschlichen, weil sie sich Hals über Kopf in einen Mann verliebt hatte, der so gar nicht in ihre perfekte Welt passte. Anfangs hatte sie gedacht, es würde ganz leicht sein, sich an seine Spielregeln zu halten und die Zeit einfach zu genießen. Stattdessen verliebte sie sich mit jedem Tag, den sie mit ihm verbrachte, mehr in ihn, und das machte ihr Angst. Um sich noch größeren Herzschmerz zu ersparen, war sie bei Sonnenaufgang weggelaufen.
Sie war jedoch nicht verrückt genug, um das zuzugeben. Der Mann, der jetzt vor ihr stand, hatte wenig Ähnlichkeit mit dem charmanten Burschen aus ihrer Erinnerung. Sie war sich sicher, dass er jede Schwäche, die sie zeigte, zu seinen Gunsten ausnutzen würde. Deshalb gab sie sich bewusst gelassen und log ihn eiskalt an. „Ich habe dir doch gesagt, es gab einen familiären Notfall.“
„Und ich habe vor, hier zu sein, falls so etwas wieder einmal passieren sollte.“
Obwohl sich seine Stimme weder sarkastisch noch skeptisch anhörte, fühlte sie sich verschaukelt und angegriffen. Es musste an seinen Augen liegen, beschloss sie. Victoria hatte das unwiderstehliche Bedürfnis, ihm zu widersprechen.
Rocket sah jedoch aus, als würde er ihr das Leben zur Hölle machen, falls sie sich weigerte. Außerdem hatte jemand ihren Vater umgebracht, und das war nicht ihr Bruder gewesen. Vielleicht wäre es gar nicht schlecht, einen Mann im Haus zu haben, der in der Lage wäre, Esme zu beschützen, falls der Mörder noch einmal zurückkäme.
Die Entscheidung gefiel ihr zwar nicht, aber sie war zu müde, um noch lange mit ihm zu streiten. „Ich habe nicht vor, hier wegzugehen, bevor Jared gefunden wurde, aber ich werde Mary bitten, ein Zimmer für dich fertig zu machen.“
„Gut.“ Sein Blick sagte eindeutig, dass er an dieser Entscheidung niemals gezweifelt hatte. „Wenn du dann ein Foto für mich hast, kann ich mich auf die Suche nach deinem Bruder machen.“ Er streckte ihr die Hand entgegen, als würde er ein ganz gewöhnliches Geschäft abschließen.
Seine Hand zurückzuweisen wäre unhöflich gewesen, aber als Victoria sie ergriff, wusste sie im gleichen Moment, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Die Chemie zwischen ihnen war immer noch da. Sie war da, seit sie ihn damals in dieser Bar das erste Mal
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