Alarm! Das Weiberschiff
umgedreht zum Boot und sah jetzt gerade noch, wie der Turm unterging und das Wasser über ihm zusammenschlug.
»Sie sind weg!« schrie Lili Petersen. Dabei warf sie die Arme hoch, als könne sie sich am Himmel festhalten. »Sie lassen uns allein und sie sind weg!«
Alle im Schlauchboot fuhren herum. Der Außenbordmotor erstarb. Die plötzliche Stille war schrecklich.
Das Meer lag leer vor ihnen … wo das Boot gelegen hatte, kräuselte sich das Wasser und schäumte ein wenig.
»Das ist doch unmöglich!« sagte Dr. Blandy und wischte sich übers Gesicht. »Das ist doch unmöglich! So etwas gibt es doch nicht.«
8
Das Boot sank fast lautlos in die Tiefe. Dann hörte das Fluten der Tanks auf. Das monotone Rauschen und das Beben, das den ganzen Schiffskörper durchzog, machten einer tödlichen Stille Platz. Die POSEIDON I lag gleichsam gelähmt auf Grund und wartete. Die Motoren schwiegen. Die Männer auf ihren Gefechtsstationen starrten zu den Telefonen und Lautsprechern der Rundsprechanlage. Sie starrten auf die Signallämpchen. Die rote Alarmlampe zuckte noch immer. Jim Porter hatte im Torpedoraum alles klar gemacht, wie im Kriegsfall … im Raketenraum war die Unterwasserabschußanlage besetzt. Hier stand Leutnant Fairbanks am Befehlsgeber. Die Schußbahnen wurden von der Zentrale durchgegeben, die ihre Werte von den elektronischen Zieltastern bekam.
»Da ist was passiert!« flüsterte Porter und lehnte sich gegen einen Torpedo. Es war der Ersatztorpedo. Im Rohr I stak schußbereit der mit einem Atomsprengkopf bestückte Torpedo Nr. 1. »Da ist irgendwo eine ganz große Scheiße hingelegt worden. Jungs, ich sag euch, wenn es gleich heißt, Torpedo 1 fertig zum Abschuß, dann knallt die Welt in eine glatte Katastrophe!«
Commander Nicholson saß in der Zentrale und wartete auf die Ergebnisse der Sonarpeilungen. Von Chief Collins aber kam noch nichts. Seine feinen Horchgeräte tasteten den weiten Umkreis ab, und auf den zuckenden Geisterfingern des Radars erschienen Unebenheiten des Meeresbodens, Schatten großer Fische, aber nicht der gefürchtete massive Block eines anderen U-Bootes.
»Was ist, Collins?« sagte Nicholson nach zehn Minuten ungeduldig. »Warum melden Sie sich nicht?«
»Ich habe nichts im Sonar, Sir! Nichts, was alarmierend wäre.«
»Sehr gut. Dann schleichen wir uns!«
»Und die Landgänger, Sir?«
»Sie müssen zunächst allein weiterkommen.«
»Haben Sie Radar VENUS XI verständigen können?«
»Nein!« Nicholson blickte gegen die mit Kunststoff platten getäfelte Wand. Sie sind verloren, dachte er, wenn man die Radarstation nicht erreichen kann. Sie werden drüben an Land ihre gepolsterten Zelte aufschlagen und warten … und warten … und warten, denn sie glauben ja, wir haben Nachricht gegeben! Ob sie mit ihrem kleinen Kurzwellengerät VENUS XI erreichen können, ist fraglich. Und plötzlich fiel ihm ein, daß sie gar nicht mit der Radarstation in Verbindung kommen konnten, weil sie die Wellenlänge des Radarsenders nicht wußten. Sie stand in dem Buch der NATO-Stützpunkte, und das war geheime Verschlußsache.
Ihm wurde es so heiß bei diesem Gedanken, daß er sein Hemd aufriß und tief durchatmete. Keiner wird überleben, dachte er. Wer sucht hier schon nach Menschen?
»Bevor ich mit VENUS XI sprechen konnte, funkte mir der Admiral dazwischen, Collins«, sagte Nicholson. Seine Stimme klang seltsam hohl. »Und dann mußten wir sofort weg! Wir haben drei Russen im Nacken!«
»Dann sind die an Land verloren, Sir.«
»Dramatisieren Sie nicht gleich alles, Chief!« Nicholson stützte den Kopf in beide Hände. Er wußte: Was er jetzt sagen würde, war ein großer Selbstbetrug. »Wir spielen zwei Tage lang tote Fliege und tauchen dann wieder auf, um VENUS XI zu alarmieren. Zwei Tage mehr oder weniger, das halten sie an Land schon aus. Sie sind bestens ausgerüstet.«
»Und wenn bis dahin das Loch auch zugefroren ist, Sir?«
»Wenn! Wenn! Wenn der Hund nicht geschissen hätte, würde er den Hasen bekommen haben! Collins, Sie können kritische Situationen nicht mit dämlichen Wenns meistern!«
»Aber Sie wollen doch auf Schleichfahrt gehen, Sir! Das heißt, wir lassen die Landgänger allein.«
»Das ist ein Befehl des Admirals!«
»Der natürlich nichts von der Ausbootung weiß –«
»Sie sind ein kluger Junge, Collins! Wir alle kommen noch früh genug vor ein Militärgericht.« Nicholson beugte sich über die Seekarte. Dort, wo POSEIDON I jetzt lag, war vielleicht mit
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