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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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den er Renata in seiner Erregung gegeben hatte. Damit hatte er mir mein Mißtrauen wie einen schlechten Backenzahn gezogen. Ich bat ihn, Renata zu informieren, und es fiel mir erst später ein, daß er mir nicht in die Augen sah, als er antwortete:
    „Mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich schon um sie.“
    Achternak verabschiedete sich von uns. Als er sich umdrehte, fiel etwas auf den Boden. Ich bückte mich und hob es auf.
    Dann steckte ich es in meine Brusttasche. Es war ein blanker, kleiner Perlmuttknopf. Knopf sieben. Ein guter Talisman! Ich könnte ihn statt meines Sonnensteins an einem Halskettchen tragen…
     
    Im Magazin ließ Spinks sich sechs nagelneue Epsilonanzüge abzählen. Er war unbescheiden genug, sich auch noch die Farben auszusuchen. Natürlich nahm er die letzten vier chrom-beschichteten und dazu zwei knallrote mit gelben Querstreifen.
    Der Magazinverwalter tobte. Er lief rot an und dann grün. Es half nichts, er mußte Regs Anweisung befolgen. Als wir gingen, hatte er Tränen in den Augen.
    „Was wollen Sie mit sechs Anzügen?“ fragte ich Spinks.
    „Die halten ewig und drei Tage. Und wenn doch mal einer auseinandergeht – nun, dann brauchen Sie nie wieder einen.“
    „Die verchromten bringen mir sechstausend das Stück, Sie sollten die Prügeleien erleben, wenn die Jungs die Anzüge sehen. Und für die anderen bekomme ich auch noch vierein-halb. Das sind zwei neue Sphärogleiter. Massiges Geschäft!“
    Wir betraten den ovalen Gang, der bis zur Luftschleuse der Plattform führte. Im Jargon der Sicherheitsleute heißt er die Hohle Gasse: Weil ein Techniker den Leuten vom Transporter KOLUMBUS das Erscheinen Achternaks einst mit dem welt-berühmten Ausspruch angekündigt hatte.
    Unsere Schritte hallten dumpf durch die Hohle Gasse. Ihre spiegelnden Seitenwände reflektierten das Licht des Leucht-bandes an der Decke, so daß sie wie ein flimmernder Schlauch vor uns lag. Jeder von uns trug zwei Raumanzüge.
    Ein krummer Schatten hastete an uns vorüber, eine Roboter-klaue unter dem Arm. Er schob sich zwei Kügelchen in den Mund, die seine dicken Finger aus der Seitentasche der Ar-beitshose gefischt hatten. Der Mechaniker Leo schluckt Kopf-schmerztabletten wie andere Pfefferminzbonbons. Mit dem Ergebnis, daß ihn ständig schreckliche Kopfschmerzen quälen.
    Er grunzte einen unfreundlichen Gruß und verschwand in einem Seitengang. Wir setzten unseren Weg schweigend fort, in Gedanken bei der uns erwartenden Aufgabe, die eigentlich eine reine Routineangelegenheit war, aber durch den Anflug der Formation HELIOS eine große Verantwortung auf unsere Schultern lud.
    Reg brach das Schweigen. „Wir sprachen vorhin von Bobs Alter, Magister. Das war doch nicht Ihr Ernst, drei Jahre?“
    „Doch, doch, er ist tatsächlich schon drei Jahre alt, er hat sich gut gehalten, bisher. Ich weiß, es ist kaum zu glauben, der erste Synthom lebte ganze sieben Monate. Aber aus dem Versuchs-stadium sind wir lange heraus. Und ich sagte es, glaube ich, schon: Bob gehört zur zweiten Generation. Die Experten rechnen mit einer Lebenserwartung von zehn Jahren.“ Er sagte das so, als spräche er über das bevorstehende Mittagessen.
    „Das ist also kein Gerücht, es gibt sie wirklich?“ fuhr Reg auf.
    „Wen?“
    „Die Labormenschen, wenn man sie überhaupt Menschen nennen kann, Ihre Synthome!“
    „Sehen Sie Bob an! Ist er etwa kein Mensch? Er ist eins der gelungensten Exemplare! Intensivaufzucht! Sie sehen selbst, die Greuelmärchen von Arbeitssklaven mit Baggerhänden sind absurde Verleumdungen. Wir brauchen keine Hände, sondern Hirne. Wir können uns nicht darauf verlassen, daß Mutter Natur alle hundert Jahre ein Genie hervorbringt. Wir machen unsere Genies selbst. Bob ist eins. Der mit Abstand beste Automatenpilot der Wehrflotte.“
    Er sprach mit solch ehrlichem Stolz, daß das Grauenvolle dieser Information nicht so brutal in mein Bewußtsein drang wie bei Reg, der darüber anscheinend mehr wußte.
    Reg hatte augenscheinlich Mühe, sich zu beherrschen. Er ist im Innersten sehr feinfühlig. Schnell kann er sich für eine Sache begeistern, aber auch den ersten Eindruck vorschnell zum Axiom erheben und blindwütig eine einmal gefaßte Meinung verteidigen. Er kennt diese eigene Schwäche und nennt sie: im Sommer einen Schneemann bauen wollen. Gelegentlich neigt er aus diesem Grund sogar zu unverständlichen und extremen Reaktionen.
    „Du bleibst hier!“ herrschte er mich an. „Du fliegst nicht

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