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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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die Verantwortung überlassen! Sicher, eigentlich Magister Spinks, aber da ich einmal dabei war, konnte ich nicht einfach die Vogel-Strauß-Pose einnehmen. Der einzige, der den Fall bis in die letzte Konsequenz hinein durchdacht hatte, war überraschenderweise Bob!
    Gut, die Hektik mochte manches entschuldigen. Reg dachte an Harry, Achternak an alle dreißigtausend Raumflieger der Formation HELIOS, Spinks an seine beiden neuen Sphärogleiter, und ich? Ich hatte bis jetzt eigentlich nur daran gedacht, mich zu rehabilitieren.
    Aus der Wohnsektion war Spinks zu hören. Er pfiff ein Lied.
    Man mußte annehmen, daß es ein Lied war. Er änderte ab und zu die Tonhöhe. Das Pfeifen näherte sich über die Treppe.
    „Pyron, sag ihm nicht, daß ich mit dir gesprochen habe!“ flü-
    sterte Bob schnell. Und diesmal war es wirklich Bob! Nicht mit einer eigenen Stimme, nein. Aber das erstemal hatte eine menschliche Regung aus den Worten herausgeklungen. Ein Gefühl, auf das ich nicht gefaßt war. Angst!
    Spinks schwang sich in die Kugel und nahm Platz in dem Sitz neben Bob. „Na, haben Sie sich alles angesehen, Inspektor? Was sagen Sie zu meinem BOXER?“ Er kramte eine Rolle saurer Drops aus seiner Brusttasche und hielt sie mir hin. Kleine rote Bonbons mit Himbeergeschmack. Ich schob mir einen zwischen die Zähne und zerkaute ihn.
    Der Drops knirschte zwischen meinen Zähnen, als ich antwortete: „Eindrucksvoll. Wie funktioniert der Helm?“
    „Unmittelbarkontakt. Oder verlustfreie Ableitung, wenn Ihnen das mehr sagt. Wenn nicht, erkläre ich es Ihnen ein ander-mal. Massig kompliziert.“ Er stand wieder auf und ging zu Bob. „Sehen Sie. Es ist nur ein Problem für die Chirurgen!“
    Damit legte er beide Hände um den Sensorhelm und hob ihn vorsichtig von Bobs Kopf.
    Ich war aufgestanden und zu ihm getreten. Der Anblick von Bobs Kopfhaut ließ mich entsetzt zurückprallen. Sie war von bläulich schimmernden Narben übersät, wie von Schimmel zerfressen. Und aus dieser zerfetzten Haut ragten feine, unterschiedlich angeordnete Golddrähte verschiedener Stärken!
    Hunderte millimeterlanger Edelmetallkontakte bedeckten seinen unförmigen Schädel mit einem stachligen Rasen. Das schrecklichste aber waren die vier in der Schädeldecke veran-kerten, angespitzten Führungsstifte. Fingerdicke Chromstähle von zwei Zentimeter Länge!
    Mir stand ein Bild vor den Augen, das aus der verschütteten Erinnerung aufgestiegen war. So klar, so greifbar nah, daß ich jedes Detail erkannte: ein Labor im biokybernetischen Institut.
    Ein junger Schimpanse hängt an einem mannshohen Gestell.
    Seine Gliedmaßen zucken konvulsiv, wie unter Stromstößen.
    Die kleinen menschenähnlichen Hände krampfen sich verzweifelt um das Gestänge des Gestells. Sein Mund ist weit aufgerissen, und der Speichel läuft zwischen den Zähnen hervor, aber er schreit nicht. Nein, er hat anscheinend keine Kraft mehr zum Schreien! Ein feines Zittern durchläuft den zuckenden Körper.
    Dann erschlaffen seine Händchen und fallen wie welkes Laub von den Stangen. Der Kopf sinkt ihm auf die Brust – und aus der Schädeldecke ragen Platinkontakte, an denen mit kleinen Klemmen Drähte befestigt sind…
    Bald nach diesem Experiment wurden die Versuche am lebenden Gehirn eingestellt. Das lag über zwanzig Jahre zurück.
    Wie im Traum hörte ich Spinks erklären: „… werden im embryonalen Stadium implantiert. Unmittelbar nach der Implantation – also im embryonalen Zustand des Synthoms – beginnt der Lernprozeß. Der Synthom trainiert zuerst die Beherrschung seines Zusatzgehirns, des Computers. Die Kombination mit dem Automaten kompensiert den Verlust der bei der Implantation zerstörten Hirnzellen vollständig…“
    Ich sah den Schmerz in den Augen des Tieres, dessen gepei-nigtes Gehirn eine einfache mathematische Gleichung lösen sollte. Und ich sah die fetten Finger des Assistenten, die der blauen Linie auf dem Enzephalogramm hinterherkrochen wie hungrige Blutegel. Wie sie dann gleichsam erschöpft liegen-blieben, als die zackige Kurve steil abfiel und nur noch ein gerader Strich aus dem Schreiber rann. Dieselben fetten Finger umschlossen die Zange und brachen die Platinstifte aus den Schädelknochen des verendeten Affen. Sie schleuderten den schlaffen braunen Körper in den Schlund der Abfalltonne.
    Dann säuberten sie die Platinstifte und sortierten sie sorgfältig in Kästchen…
    „… ist nicht das wichtigste. Er muß die peripheren Systeme des Elektronengehirns,

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