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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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munter wie ein Goldfisch, der sich in ein Weinfaß verirrt hat. „Sie sehen es.
    Wir sind Partner, ja, Partnerschaft ist das richtige Wort! Und außerdem ist Bob für mich so was wie ein Adoptivsohn. Ich habe nämlich keine Kinder, müssen Sie wissen. Großvater Jeff sagt zwar immer: Selbstgemacht ist selbstgemacht, aber ich habe meinen kleinen Bob so gern wie ein leibliches Kind.
    Seine Geburtstage werden wie in einer richtigen Familie gefei-ert, und wenn wir auf der Erde sind, besuche ich ihn in der Kolonie, und wir machen zusammen Ausflüge…“
    Ich unterbrach ihn. „Was ist das, die Kolonie? Ein Ghetto für Synthome?“
    Er wurde verlegen und brummte: „Nichts als Worte. Ghetto –
     
    was heißt das schon! Sie sind anders und haben andere Bedürfnisse. Dort wird alles für sie getan. Massig viel. Mehr als in einem Ghetto. Dort sind sie unter sich…“ Er verschluckte, was er noch sagen wollte, wohl weil er merkte, daß er beinahe zuviel mitgeteilt hätte.
    Ich ging nicht darauf ein. Mir hatte sich ein ganz anderer Gedanke aufgedrängt. Einfach und logisch. Die Antwort mußte das Problem klären! „Warum eigentlich, Magister Spinks, benötigt man für diese ‘Gehirnaufstockungen’ Synthome?
    Warum läßt sich nicht ein einziger von einer Mutter geborener Mensch ebenfalls Elektroden ins Gehirn pflanzen, wenn das wirklich so vorteilhaft ist?“
    Er erwiderte nur kurz: „Es geht nicht. Fragen Sie mich nicht, warum. Ich weiß es nicht.“
    Er log. Spinks war kein Zwiebelgesicht mit sieben verschiedenen Häuten. Ihm sprachen die Gedanken aus den Augen.
    Klar und deutlich sagten sie: Es ist eine Lüge.
    Ich war drauf und dran, den BOXER wieder zu verlassen.
    Die Welt, mit der Spinks mich konfrontierte, stieß mich ab.
    Reg hatte recht. Er hatte die Tragweite der wenigen Worte des Korenthers wieder einmal viel früher und deutlicher erfaßt als ich. Dann dachte ich an Bob, er hatte mich die ganze Zeit über so durchdringend gemustert, als wolle er mir gern etwas sagen.
    Aber in Spinks’ Gegenwart sprach er kein Wort. Ich spürte eine ungewisse Verpflichtung, den Synthom nicht im Stich zu lassen. Womöglich konnten ihm meine Kenntnisse über TRANSTERRA von Nutzen sein. Schließlich war er Pilot. Und es galt, die Gefahr bald zu beseitigen.
    Ein Pfeifton unterbrach meine Überlegungen. Die Roboter-stimme knarrte: „Leitturm gibt gelbe Phase. Startbereitschaft.“
    Bob saß aufrecht, als hätte er eine Fahnenstange verschluckt.
    Spinks nahm ebenfalls Platz und gab Bob ein Zeichen. Ein leichtes Vibrieren begleitete die Kugel auf ihrem Weg nach oben. Als das Teleskopbein voll ausgefahren war, befanden wir uns dicht unter dem Zenit der Kuppel.
    Über uns flammte ein hellblaues Viereck auf, das einen vergrößerten Ausschnitt des Sternenhimmels zeigte. Ich hatte nach einem Bildschirm gesucht. Die innere Kuppel selbst fungierte als Bildschirm. Die eingegossenen Metalldrähte bildeten das Rasternetz. Nötigenfalls konnte man also die ganze Fläche als Projektionswand nutzen. Bob begnügte sich mit diesem kleinen Fenster. Nein, das Fenster war für Spinks. Auch die Koordina-teneinteilung, die farbigen Markierungen und Symbole. Bob hatte das nicht nötig! Er sah den Himmel ohne Bildschirm.
    Denn nun war der BOXER sein Körper und der Zentralcomp uter ein Teil seines Gehirns.
    „Achtung! Grüne Phase für BOXER. Leitstrahl liegt an.“ Die üblichen Kommandos des Leitturms waren nicht zu hören. Nur Bobs Automatenstimme informierte uns über den Startvorgang.
    Was interessierten Spinks, der mit zurückgelegtem Kopf in das hellblaue Fenster starrte, die Routinedurchsagen. Bob hörte sie ohne Schallstrahler. Das genügte.
    „Liegen Sie bequem, Inspektor?“ fragte Spinks und lächelte mich versöhnlich an. „Bob wird die Kugel in einigen Augenblicken drehen, dann ist oben vorn.“
    Ich nickte, das hatte ich erwartet.
    Im Grunde genommen hatte ich gar kein Recht, Spinks’
    Gleichgültigkeit dieser Barbarei gegenüber zu verurteilen. So wie jemand, der in den Slums von Korenth geboren wird, die Flohbisse nach wenigen Jahren nicht mehr spürt, genauso war sein menschliches Empfinden dieser Grausamkeit gegenüber durch die tägliche Konfrontation damit abgestumpft. Die Macht der Gewohnheit! Magister Spinks hielt die Welt, in der er lebte, für intakt, weil er keine bessere kannte. Er war wohl kein übler Bursche, sondern ein ahnungsloses Rädchen in der schrottreifen Maschine Korenth.
    Die Kommandokugel kippte sacht nach

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