Alarm im Tunnel Transterra
also Sensoren und Rezeptoren, als seine eigenen Sinnesorgane betrachten, dann ist die erste Phase abgeschlossen. Damit verfügt er über Sinne, die ihn die Umwelt perfekt wahrnehmen lassen: Rezeptoren für das gesamte elektromagnetische Spektrum, ein Ultra-und Infraschallgehör, einen analytischen Geruchssinn, mit dem er jedes Gas in beliebiger Konzentration wahrnimmt, und vieles mehr. Alles verzö-
gerungsfrei. Mit elektronischer Geschwindigkeit. Er hat gelernt, die Informationen dieser Sinne zu entschlüsseln und zu verstehen. Wir nennen es die Phase der Selbsterkenntnis…
Danach beginnt die fachliche Ausbildung, zuerst…“
Vor mir glänzten die kurzen Borsten der Kontakte in Bobs Kopfhaut. Ich spürte Brechreiz, fühlte, wie die Stabilität me iner Kniegelenke rapide abnahm. Meine linke Hand fand ohne mein Dazutun die Sessellehne, und ich ließ mich einfach fallen.
Das also war die verlustfreie Ableitung, Unmittelbarkontakt.
Beim Menschen! Die Synthome sind doch auch Menschen!
Deshalb die große Mütze. Es sollte nicht jeder sehen.
Ich kam zu mir und konnte wieder klar denken. Spinks stand hilflos auf demselben Fleck, in der einen Hand den Helm, den Zeigefinger der anderen erhoben. Er hing steif in der Luft, etwas nach unten gekrümmt. Spinks glotzte mich an, als hätte ich mich vor seinen Augen in einen Ameisenbär verwandelt.
Den Helm gab er Bob, der ihn überstülpte. Mit flinken, geübten Händen. Dann machte der Korenther einen Schritt auf mich zu, knetete mit Daumen und Zeigefinger sein kantiges Kinn und fragte: „Ist es so schlimm, wenn man es das erstemal sieht?“ In seinem Gesicht mischten sich ungläubiger Zweifel und Anteil-nahme und liefen ineinander wie Ölfarben.
Ich antwortete bebend: „Magister Spinks! Sind Sie mit dieser Ungeheuerlichkeit einverstanden?“ Er antwortete verständnislos: „Womit?“
„Damit!“ Ich zeigte auf Bob, der unserem Gespräch aufmerksam lauschte.
„Man hat mich nicht danach gefragt. Synthome sind da, und sie sind praktisch. Was sollte ich gegen sie haben?“
„Aber das sind doch Sklaven! An ihre Werkzeuge gekettete Sklaven!“ schrie ich ihn an. In diesem Augenblick verlor ich die Beherrschung wie Reg. Aber ich hatte etwas gesehen, wovon Reg wahrscheinlich nichts wußte. Wer weiß, wie er sonst reagiert hätte! Das war einfach unfaßbar, und Spinks fühlte sich auch noch zu Unrecht angegriffen! Ich sah, daß er zu einer scharfen Erwiderung ansetzte.
Auf seinem Gesicht erschienen rote Flecke von der Größe eines Fingernagels. Aber er nahm sich zusammen und antwortete ruhig. „Inspektor Pyron, Sie begehen einen Denkfehler.
Wir versuchen nicht, so wie Ihre Wissenschaftler, den Maschi-nen das Denken beizubringe n. Wir stocken lediglich die Kapazität menschlicher Hirne auf. So gesehen ist ein Elektronengehirn vielleicht ein Werkzeug. Wie auch die menschliche Hand ein Werkzeug ist. Wollen Sie sich von Ihren Händen trennen, um frei von der entwürdigenden Fesselung an ein Werkzeug zu sein? Synthome sind keine Sklaven, die Gesellschaft umsorgt und behütet sie. Sie investiert in jeden von ihnen Millionen.“
„Eben. Teure Sklaven. Wertvolle Sklaven!“
Er winkte nur gelangweilt ab und sah mich mitleidig an.
„Sklaven! So ein verdammter Unsinn! Nein, sie sind eher…
Kinder. Sie besitzen alle Menschenrechte. Unsere besten Chirurgen sind Synthome, Künstler, Wissenschaftler, Manager. Es sind noch nicht viele, aber sie ersetzen jeder ein Dutzend Hochschulabsolventen.“
„Sie besitzen alle Menschenrechte?“ fragte ich mißtrauisch.
Er zögerte unmerklich mit der Antwort. „Ja.“
„Sind sie den anderen gleichgestellt, den Menschen?“
Er zögerte wieder. Seine Backen blähten sich auf wie bei einem Frosch. „Sie sagen das so einfach: gleichgestellt! Sie sind Kinder. Wir umsorgen sie wie unsere leiblichen Kinder. Ich bin zu Bob wie ein Vater, fragen Sie ihn!“ Da ich keine Anstalten machte, seiner Aufforderung nachzukommen, drängte er: „Na, los doch, fragen Sie!“
Ich blickte Bob fragend an, und der verkrüppelte Synthom nickte ergeben.
„Sehen Sie! Sehen Sie!“ Spinks freute sich. Er hob die Hän-de, als wollte er mir Bobs Antwort auf einem silbernen Tablett präsentieren, entdeckte dabei eine schmutzige Stelle in der linken Handfläche und rieb daran herum.
Seine Freude war so laut, daß sie schon wieder verdächtig wirkte. Über Selbstverständlichkeiten freut man sich nicht so sehr.
Jetzt schwatzte Spinks drauflos und war
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