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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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Ohren?“ fragte ich spitz.
    „Nein, die Mikrofone des Zentralautomaten. Sie wollen es ja unbedingt so. Obwohl es lächerlich ist, diesen Unterschied zu machen“, erwiderte Spinks.
    Sicher war es lächerlich. Denn daß Bob alles ausführte, was um uns herum geschah, hatte ich längst verstanden. Und ich war weit davon entfernt zu verlangen, Bob solle seinen Helm absetzen, wenn ich Ducks Dienste in Anspruch nahm.
    Duck kam mit dem Kaffee. Trotz seines watschelnden Ganges trug er die dampfenden Tassen mit der Geschicklichkeit eines Serviermeisters. Seine Arme waren gleichgewichtsstabi-lisiert.
    Spinks und ich schwiegen uns eine Weile an und schlürften als Alibi für unsere Schweigsamkeit den heißen Kaffee. Ich saß immer noch auf der Liege, und Spinks stand gegen die Wand gelehnt am Fußende. Um die unangenehme Stille zu beenden, fragte ich ihn: „Wie sind Sie zur Raumfahrt gekommen, Magister?“ Das war diese stereotype Frage, die man jedem stellt, mit dem man kaum Berührungspunkte hat und demzufolge auch keinen Gesprächsstoff. Genausogut hätte ich „Schönes Wetter heute!“ oder „Ganz schön kalt draußen!“ sagen können, was aber in einem Raumschiff schlecht anging.
    Ich bekomme immer rote Ohren und einen Schuldkomplex, wenn ich keine Unterhaltung zustande bekomme. Man wird nervös, die Handflächen werden feucht, und man zählt Streichhölzer oder putzt sich die trockene Nase. Um das zu verme iden, hatte ich gefragt.
    Spinks verzog den Mund zu einem Karpfenmaul und entgegnete mit Widerwillen in der Stimme: „Wollen Sie das wirklich hören? Da muß ich ganz vorn anfangen, noch vor dem Tag meiner Zeugung!“
    Ich nickte ihm aufmunternd zu. Vielleicht verstand ich diesen Menschen besser, wenn er mir aus seinem Leben erzählte.
    Spinks legte den Zeigefinger zwischen die Zähne und knabberte am Knöchelgelenk. „Ich bin die Niete der Familie. Mein Großvater war das Krebsgeschwür, und ich bin eine seiner Metastasen. Wie sie behaupten, hat er mich total verdorben…“
    Er brach ab und vergewisserte sich: „Wollen Sie das tatsächlich hören? Da ist massig viel zu erzählen!“
    Seine Stimme strafte den Gesichtsausdruck Lügen. Mir schien, er hatte es ganz gern, in mir einen Zuhörer gefunden zu haben. Allerdings bemühte er sich rechtschaffen, den gegentei-ligen Eindruck zu erwecken. Was ihn nicht hinderte, munter draufloszuschwatzen. „Na gut, wie Sie wollen. Aber glauben Sie nicht, daß ich mir dafür Ihren Lebenslauf erzählen lasse.
     
    Ich hasse es, Geschichten anhören zu müssen! – Mein Großvater väterlicherseits hieß Geoffry Spinks. Er war viermal ge-schieden, süchtig und ein Zyniker. Das Lyoxin war sein Tod.
    Mit siebenundzwanzig erbte er von seinem Vater acht Millionen in Wertpapieren einer Kupfermine. Damit war er Hauptaktionär. Ein Hauptaktionär, der malte, eine anarchistische Split-tergruppe finanzierte, Kriminalromane schrieb – miserable, nebenbei bemerkt – und soff wie ein schottischer Bergbauer.
    Nur eins tat er nicht, und da war er standhaft: Er kümmerte sich in keiner Weise um sein Vermögen.
    Als er zweiundfünfzig war, Lyoxin spritzte und nur noch zwei Millionen besaß, ließ ihn mein Vater entmündigen. Einer seiner Geschäftsfreunde war ein Psychiater, der sich in solchen Fällen auskannte. Kein Mensch weiß, wo die sechs Millionen geblieben sind. Das hat die Familie Großvater Jeff sehr übelge-nommen. Das war, als ich zwei Jahre alt war und jeden Abend das Geschrei meiner Eltern mit anhören mußte, wenn sie sich gegenseitig ihre Liebschaften vorwarfen. Kurz vor meinem dritten Geburtstag erkrankte ich schwer an Scharlach und mußte für vier Wochen ins Krankenhaus. Damals fing alles an.
    An meinem Geburtstag wartete ich vergeblich auf meine Eltern und meine drei Brüder. Ich war ganz allein. Ganz allein.
    Niemand kümmerte sich um mich. Sie hatten ja dafür bezahlt, daß sie sich nicht um mich zu kümmern brauchten. Meine Eltern standen an diesem Tag vor dem Scheidungsrichter. Und als ich gesund war, hatte ich eine neue Mutter. Mama Helen.
    Sie war blond und blieb anderthalb Jahre. Dann kam Lindsay.
    Zu ihr sagte ich nicht Mama. Und sie sagte, wenn sie sich bei Pa über mich beschwerte, ‘dein Sohn’ und nicht ‘Gerald’.
    Lindsay und Pa waren viel unterwegs.
    Anfangs waren wir vier Brüder in dieser Zeit bei unserer leiblichen Mutter. Bis ich entdeckte, daß Großvater Geoffry viel interessanter war. Er galt als geheilt und wurde entlassen.
    Die Kosten für

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