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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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Robotermentalität. „Zweckmäßig“ war schon immer das Lieblingswort der Programmierer. Diesmal war mir das zweckmäßige Verhalten des Merkuriden angenehm – es ließ mir Zeit zum Nachdenken.
    Der Roboter hatte Erfolg gehabt, deshalb würde er die ge-wählte Taktik beibehalten. Das war alles, worauf ich die me inige aufbauen konnte. Natürlich! Das war es ja! Sollte er sich doch weiter demontieren! Wenn es mir gelänge, seinen Würfen auszuweichen… Die zweite Klaue zuckte wie ein schwarzer Blitz durch die Luft. Ich bog den Oberkörper zur Seite und spürte einen scharfen Windzug an meiner Wange. Weit hinter mir polterte es wie ein Meteoriteneinschlag.
    Da kam mir ein noch besserer Gedanke: Was der Merkurid fertigbringt, das kann ich schon lange! Ich mußte versuchen, seine Glasfaseroptik zu treffen. Die Roboterpranke, die vor meinen Füßen lag, würde seine Augen zerschmettern wie eine Schaufensterscheibe. Ich bückte mich und schleuderte sie im Aufstehen in Richtung der auf und nieder wippenden Glasfa-serstengel. Man hätte mit dem gleichen Effekt einen Großbrand mit Kerosin löschen können. Mit einem geschickten Griff seiner beiden Manipulatoren fing der Merkurid seine mit wechselndem Erfolg als Wurfgeschoß genutzte Klaue und schleuderte sie ohne das winzigste Zögern zurück. Nur gut, daß mich der Schwung des eigenen Wurfs in die Knie gezwungen hatte!
    Meine Vermessenheit ging nicht so weit, mein Reaktionsvermögen mit dem offensichtlich nur teilweise gestörten des Roboters messen zu wollen, und ich verzichtete auf den un-tauglichen Versuch, daß über meinen Kopf sausende Geschoß zu fangen. Meine Ideen waren erwiesenermaßen nicht die besten. Doch da ich erneut unbewaffnet war, mußte ich mich schweren Herzens wieder auf meinen Kopf verlassen.
    Der Roboter hatte nur noch seine beiden Manipulatoren.
    Damit dürfte es ihm schon schwerfallen, die Sprossen zu be-wältigen! Darauf ankommen lassen wollte ich es lieber nicht.
    Sollte er sich noch eine Weile verstümmeln.
    Meine Hoffnung, er würde nun einen seiner Manipulatoren opfern, erfüllte sich nicht. Er zergliederte die beiden Ar m-stümpfe und schickte sie den Klauen hinterher. Das ergab vier wuchtige Angriffsschläge. Dabei klügelte er eine neue Variante seines Vorgehens aus, er warf nun beidhändig. Damit hätte er mich beinahe zur Strecke gebracht. Noch während ich dem ersten Unterarm auswich, flog schon der dazugehörige Oberarm heran und riß mir einen Fetzen Haut vom Handrücken. Es schmerzte und blutete stark. Aber meine Rechnung ging diesmal auf!
    Er fingerte zuerst an seinen Rädern herum, ließ es dann aber aus irgendeinem Grunde und demontierte seinen linken Manipulator. Sollte er doch! Ich frohlockte und rieb mir trotz des schmerzenden Schlüsselbeins, der Beule an der Stirn und der Hautabschürfung triumphierend die Hände. Er hatte es vergessen. Der Blechidiot hatte wirklich vergessen, daß er so nicht wieder herunterkommen würde! An seine Räder, die dort oben total wertlos waren, dachte er, sie tastete er nicht an. Aber seinen Manipulator schraubte er ab. Eben doch nur ein däml icher Serviceroboter!
    Als er seine Metallhand auf mich abschoß, dachte ich: Jetzt hat er verloren! Ich hätte mich erst bücken und dann denken sollen. Mit einer Bewegung, die das Bild der heranfliegenden gespreizten fünf Metallfinger ohne den Umweg über das Gehirn ausgelöst haben mußte, flogen meine Hände vors Gesicht und dämpften den Aufprall ein wenig.
    Meine letzte Empfindung war die der fehlenden Stufe. Das nenne ich so. Wenn man im Dunkeln eine Treppe hinaufgeht und nicht die Anzahl der Stufen kennt, macht man immer einen Schritt zuviel. Dieser Schritt ist unheimlich. Man tritt in eine unergründliche Leere, ins Nichts. Einen Augenblick lang glaubt man, in einen bodenlosen Abgrund zu stürzen. Das dauert nur eine Zehntelsekunde, aber sie ist schrecklich, diese fehlende Stufe! Solch ein Gefühl hatte ich. Für eine Zehntelsekunde ein Schritt ins Nichts. Dann hatte ich für sechs und eine halbe Stunde gar keine Gefühle mehr…
     
    Dicht über meinem Gesicht hing ein breites, zerkautes Grinsen.
    Hing da wie eine Spinne an ihrem Faden, kletterte dann ein Stück nach oben und sagte: „Sieh an, man lebt wieder!“ In der Nähe meiner Ohren ächzte jemand. Das kam mir sehr bekannt vor – ich glaube, das war ich.
    Die Augenlider klappten mir wieder herunter, und ich spürte ein angenehmes Gefühl durch meinen Körper sickern. Ich wurde sanft

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