Alarm im Tunnel Transterra
vor Angriffen.“
„Das ist doch purer Unsinn, Magister!“ wandte ich ein. „Was für einen Grund sollten Außerirdische haben, uns anzugreifen?“
„Dafür kann es massig viele Gründe geben, Inspektor. Es könnte beispielsweise ein Präventivschlag sein, um zu verhindern, daß wir ihnen eines Tages gefährlich werden, wenn unsere technische Entwicklung den entsprechenden Stand hat.“
„Warum, zum Teufel, sollten wir ihnen gefährlich werden?“
antwortete ich erstaunt.
Er sah mich an wie ein Lehrer seinen faulsten Schüler, verständnislos und entsetzt über so viel Dummheit. „Aus dem Grunde, aus dem die Menschen schon immer Kriege geführt haben, das ist doch sonnenklar. Stellen Sie sich mal vor, die Vorräte an nuklearem Brennstoff gingen zu Ende und wir fänden einen Planeten, der zur Hälfte aus Uran besteht. Dieser Planet aber wird fast zur selben Zeit von einer anderen, ebenfalls Energie benötigenden Zivilisation entdeckt. Das gäbe vielleicht ein Gemetzel!“
Damit hatte er mich überrumpelt. Ich schwieg und überlegte.
„Quatsch!“ antwortete ich ihm dann. „Es gäbe kein Gemetzel.
Man würde verhandeln und teilen.“ Aber ganz überzeugt war ich nicht.
Er stieß auch sofort nach. „Die Klimastationen auf dem Mars dürften meines Wissens maximal zwei Tage ausfallen. Diese Zeit reicht nicht einmal, um ein Zehntel der Marsbewohner zu evakuieren. Wohin – vor allen Dingen – sollte man die acht Milliarden Menschen bringen? Auf die schon massig übervöl-kerte Erde? Nehmen wir an, die Lage wäre so bedrohlich, daß es ums nackte Überleben ginge – keiner würde auch nur soviel ans Verhandeln, geschweige denn ans Teilen denken!“ Er schnipste mit den Fingern, um anzudeuten, wie wenig er ans Teilen dachte.
Ich hatte schon immer reichlich Phantasie und konnte mir das düstere Bild, das er umrissen hatte, gut ausmalen. Irgendwann würden sich die Energiereserven der guten Sonne erschöpfen, ohne Zweifel. In Gedanken sah ich die Marssiedlun-gen in meterhohen Schneewehen versinken, weil die Klimastationen nur noch mit halber Kraft arbeiten konnten, und ich sah die Freude in den Augen der Menschen leuchten bei der Nachricht von der Entdeckung ebenjenes Planeten… Da mußte ich plötzlich lachen, denn wir hatten die ganze Zeit über eines nicht beachtet. „Und da kommen diese Fremd en also mit einem einzigen Raumkreuzer, um uns zu vernichten! Finden Sie das nicht auch ein wenig absurd, Magister?“ fragte ich Spinks spöttisch.
Der entgegnete nachdenklich: „Lachen Sie nicht! Ganz abgesehen davon, daß wir nichts über ihre Waffen wissen – schließ-
lich können selbst wir ganze Planeten in Stücke reißen –, Sie haben es vorhin selbst gesagt: Die sind gekommen, um die Informationen dieser kleinen Biester einzusammeln. Das ist ein Kundschafter…“
„Hören Sie, Magister! Was Sie sagen, ist doch…“ Ich sprach nicht weiter.
Spinks griff mit einer schnellen Bewegung nach dem Sonnenstein, den ich Bob gerade zurückgeben wollte, und hielt das Kettchen zwischen zwei Fingern, wie den Schwanz einer toten Maus. „Das kommt weg!“ sagte er kalt und entschlossen und stand auf. Als Bob sich ebenfalls erhob und mit einer bittenden Geste die Hand ausstreckte, stieß er ihn in den Sessel zurück und fauchte: „Scher dich an deinen Platz! Willst du, daß uns dieses kleine Ding den Garaus macht?“
Ich wollte empört dazwischentreten. Was war in Spinks gefahren? Zeigte er sein wahres Gesicht? Was sollte diese Grob-heit?
Er bemerkte meine entschlossene Haltung und blickte mich finster an. Seine Augen flackerten unter den buschigen Brauen.
„Denken Sie an die sechshundert irdischen Raumkreuzer, Inspektor Pyron!“
Das „irdisch“ hatte er scharf betont. Es schnitt den Widerspruch wie mit einer Rasierklinge aus meinen Gedanken. Er hatte ja recht. Diese Gefahr durfte ich auch angesichts der möglichen phantastischen Zusammenhänge keine Sekunde vergessen. Verblüfft stellte ich fest, daß mich das Erscheinen eines außerirdischen Raumschiffs doch nicht so kaltlassen würde, wie ich mir einzureden versuchte.
„Ich bin nicht bereit, ein Risiko einzugehen. Obwohl Ihnen das nicht paßt, wie ich sehe. Hier bin ich Kommandant! Der Stein kommt weg!“ Er wartete eine Entgegnung meinerseits gar nicht erst ab, sondern verließ gleich den Steuerorbit.
Zwecklos, noch etwas sagen zu wollen. Er machte das Gesicht eines Cowboys, der soeben die Rockschöße hinter die Griffe seiner Colts gesteckt
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