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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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im Gegensatz zu mir an fast alles denkt. Sein, Gehirn ist wie eine Rechenmaschine.
    „Gut, ich versuche es noch einmal“, erwiderte ich und steckte den Knopf in den zweiten Schlitz. Er rückte und rührte sich nicht. Der Knopf nicht und auch nicht der Schlitz.
    „Probieren Sie, ihn zur Seite zu schieben!“ empfahl der Chefdispatcher.
    „In Ordnung“, sagte ich und steckte den Knopf in den dritten Schlitz.
    Reg verlor die Geduld und steuerte einen saftigen Fluch zu unserer Unterhaltung bei. „Scheißraumkreuzer! So eine Tür ist doch kein Geldtresor!“
    Es war kaum zu fassen, Reg nannte einen Sendboten
    „Scheißraumkreuzer“. Ich wollte lachen, aber da dachte ich an seinen Sohn. Und als ich Harrys Jungengesicht vor mir sah, war mir ganz und gar nicht mehr zum Lachen zumute. Die MIRA flog seit eh und je in der Gruppe hinter dem Flaggschiff.
    Wenn ich versagen würde, mußte er als einer der ersten daran glauben…
    „Sie sollen nicht drehen, Sie sollen schieben!“ befahl Achternak. Das war einer seiner bekannten Tricks. Trotzdem zuckte ich zusammen. Der Alte hatte einen perfekten Riecher für die kleinen Fehler seiner Leute. Es war nur Bluff, er konnte mich nicht sehen, aber Achternak blufft immer effektiv. Er wäre ein guter Kartenspieler gewesen, doch er verachtet Kartenspiele. Dafür ist er in die Würfel verliebt.
    „Ich schiebe ja!“ antwortete ich unwillig und versuchte den Perlmuttknopf zu drehen. Er drehte sich genausowenig wie vorher. Jetzt konnte ich unbesorgt schieben. Ich zog ihn aus dem Schlitz und wollte von vorn anfangen. Natürlich hätte ich ihn gleich drinlassen können, aber der Mensch geht nun mal systematisch vor. Mein System begann beim untersten Schlitz.
    Der weise Achternak hatte unrecht. Schieben war falsch, Drehen auch. Es genügte, den Knopf hineinzustecken. Reg hatte den Nagel auf den Kopf getroffen: Eine Raumkreuzertür hat nichts mit einem Geldtresor gemein. Sie muß sicher schlie-
    ßen, aber einfach zu öffnen sein.
    Als ich den Knopf aus dem Schlitz herausgezogen hatte, geschah das, was wir alle sehnsüchtig erwarteten: Die Tür öffnete sich. Zuerst war in der Mitte ein kleines Loch, durch das es rubinrot hindurchleuchtete. Dieses Loch vergrößerte sich immer mehr, bis es die ganze ursprünglich von der elliptischen Linie begrenzte Fläche einnahm. Es öffnete sich so wie die Blende eines Fotoapparates, nur waren keine Lamellen zu erkennen. Das Loch schmolz sich faktisch in die Wand hinein.
    Von innen nach außen. Durch die Öffnung leuchtete es nun blutigrot. Viel war nicht zu erkennen. Ich streckte die Hand durch das Loch und spürte einen leichten Widerstand, wie einen Windhauch. Aber man kam durch. Die Tür war auf.
    „Ich habe es geschafft“, sagte ich tonlos. Ich konnte es selbst noch nicht so recht fassen. Der Eingang war gefunden, ich brauchte nur einen Schritt zu tun.
    „Wie?“ fragte Achternak heiser. „Wie hast du das fertigge-bracht?“
    Mir fiel erst später auf, daß er mich geduzt hatte. Das war mehr als das Große Kreuz des Südens, mehr als höchstes Lob.
    In diesem Augenblick hatte ich bei Achternak gewonnen, für immer und ewig. Der Neid meiner Gefährten war mir auf Lebenszeit gewiß. Das klingt merkwürdig, ich weiß. Achternak ist eben kein gewöhnlicher Mensch, obwohl er dick und glatz-köpfig ist und immer schwitzt. Er ist einer der wenigen unserer Epoche, von denen man noch in hundert Jahren sprechen wird, obgleich er nur Chefdispatcher ist. Er hätte es weiter bringen können, doch er hat bescheiden und bestimmt erklärt, er allein wisse, wo sein Platz sei, und den werde er nie verlassen.
    Mit dem Du hatte er mich in die Reihe seiner „Söhne“ aufgenommen. Wie Reg zum Beispiel. Achternak hat keine eigenen Söhne. Er hat keine Frau gefunden. Ja, es ist ungerecht, aber keine Frau wollte diesen großartigen Mann lieben. Dar-
    über darf man mit ihm übrigens nicht sprechen, wenn man sich das Bild des gnadenlosen Alten mit dem weichen Herzen nicht zerstören will, denn das ist seine schwache Stelle.
    „Sag schon! Wie funktioniert es?“ fragte Achternak ungeduldig.
    „Ich hab den Knopf nur reingesteckt“, gab ich reumütig zu.
    Das Donnerwetter blieb erstaunlicherweise aus. „Nur reingesteckt? Von oben nach unten?“ vergewisserte er sich.
    „Ja“, murmelte ich.
    „Prachtkerl! Hast dich durch einen alten Mann nicht beirren lassen. Gut gemacht. Ich werd’s mir merken“, sagte Achternak, und ich schämte mich. Er war nervös, das war

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