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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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kam ich ihm etwas näher. Er reagierte nicht auf mein Gebrüll. Ich schrie mir die Kehle aus dem Hals, was genauso anstrengend war wie das Laufen, er aber nahm mich nicht zur Kenntnis.
    Der Fremde verschwand hinter der nächsten Ecke. Diesmal hatte ich es genau gesehen: Er war von humanoider Gestalt!
    Sollten doch die orthodoxen Phantasten recht behalten, die behaupten, alle Vernunftbegabten seien menschenähnlich? Der Natur soviel Einfallslosigkeit zu unterstellen, hatte ich als Todsünde angesehen.
    An der Ecke, die den Schatten des Fremden hastig verschluckt hatte, verweigerte meine Lunge den Gehorsam. Ich schnappte keuchend nach Luft und klatschte lang auf den Boden. Vor meinen Augen sprühten Funken. Stolpernd erhob ich mich und schaute wehmütig in die Richtung, in die der Fremde davongeeilt war. Zwecklos, ich würde ihn nicht mehr einholen. Aber ich konnte ja trotzdem hinterhergehen.
    Kaum nötig, zu sagen, daß ich total die Orientierung verloren hatte. Mir blieb nur die Möglichkeit, der Richtung zu folgen, die der Fremde eingeschlagen hatte. Er mußte ein Ziel gehabt haben, man rennt schließlich nicht einfach so zum Spaß durch einen Raumkreuzer. Irgendwo würde ich ihn finden. Noch hatte ich vierunddreißig Minuten Zeit!
    Der Gang, durch den ich mich hindurchschleppte, verbreiter-te sich allmählich zu einem Dickdarm. Und wenn das anato-misch nicht Blödsinn wäre, würde ich sagen, daß ich plötzlich im Magen stand, in einem langgestreckten Raum von ovalem Querschnitt, ungefähr so groß wie eine kleine Turnhalle. Das rote Licht war in diesem Raum so stark, daß es in den Augen schmerzte. Doch die Zotten fehlten. Sie verschwanden nicht übergangslos, sie wurden allmählich kürzer und dünner, bis sie mit dem bloßen Auge nicht mehr zu erkennen waren.
    Plötzlich sah ich die anderen, und ein eisiger Schreck durchzuckte mich. Auf dem Boden, der aus schiefen, sechseckigen Waben zusammengesetzt schien, lagen acht reglose, unförmige Bündel. Die Begegnung kam so überraschend, daß ich erstarrt stehenblieb und nicht wagte, mich zu rühren. Ich hatte sie gefunden! Ein Zweifel war ausgeschlossen.
    Nichts rührte sich. Es war eine beklemmende, unheilvolle Stille. Die Fremden sahen ganz anders aus, als ich glaubte erkannt zu haben. Das waren keine menschlichen Gestalten.
    Sie glichen riesigen dunkelbraunen – Quallen! Ein schlaffes, faltiges, runzliges Oberteil von der Form einer Glocke, aus dem eine Vielzahl dünner, aber offenbar muskulöser Tentakeln ragte.
    Ich wagte kaum zu atmen, so fest hielt mich das Entsetzen gepackt. Meine Nerven hatten mir einen gewaltigen Streich gespielt, als ich meinte, ein menschenähnliches Wesen gesehen zu haben! Diese hier hatten überhaupt nichts Menschenähnliches. Nirgends gab es etwas, was auch nur entfernt Sinnesorganen glich, keine Augen, Ohren oder Nasen. Ein unheimlicher Schauder ergriff mich, als mir klar wurde, daß hier alles einer Unterwasserwelt ähnelte, die verschlungenen Gänge mit ihrem korallenartigen Bewuchs und die Wesen selbst.
    Die Fremden bewegten sich nicht. Sie lagen in seltsamen, unnatürlich anmutenden Haltungen auf dem Boden des Magens, als seien sie bei meinem Eindringen in sich zusammengefallen. Vielleicht ist das eine Abwehr-oder sogar eine Drohgebärde? durchzuckte es mich. Ich hob langsam die Hände, um meine Friedfertigkeit zu demonstrieren und um ihnen zu zeigen, daß ich ohne Waffen sei. Keine Reaktion. Nichts verriet, ob Leben in diesen gespenstischen Wesen war.
    Kurz entschlossen machte ich einen Schritt auf sie zu und noch eine n und noch einen dritten – sie rührten sich nicht. Sie lagen da, als seien sie – das war es! Auf einmal fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die unnatürliche Stellung war keine Drohgebärde, die fremden Wesen waren – tot!
    Ich ging in scheuem Abstand um sie herum. Tatsächlich, sie beantworteten meine Zudringlichkeit nicht mit der geringsten Regung, es schien eindeutig zu sein – sie waren nicht mehr am Leben.
    Zweifel beschlich mich. Es gab noch eine zweite Möglichkeit: Anabiose. Ich starrte mit gemischten Gefühlen auf die unheimlichen Fremden, und die instinktive Furcht wich kühler Überlegung. So oder so, eine Kontaktaufnahme war unmö glich.
    Die logische Konsequenz ließ mir einen frostigen Schauer über den Rücken rieseln. Meine Uhr zeigte, daß nur noch eine knappe halbe Stunde blieb. Unmöglich, in dieser geringen Zeitspanne noch etwas zu erreichen. Sie waren dem Tode geweiht. Mir war

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