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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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schlecht verborgene Ungeduld aus seinen Worten: „Pyron, was ist? Was sehen Sie, haben Sie etwas entdeckt?“
    „Nein, nur sechseckige Waschschüsseln mit einem Stachel in der Mitte, der vor Kälte zittert“, antwortete ich gleichmütig.
    „Machen Sie keine Witze! Fassen Sie die Dinger nur nicht an!“ warnte Achternak völlig überflüssig.
    „Danke für den Hinweis, ich wollte mich gerade auf einen setzen!“ entgegnete ich ironisch.
    Der Chefdispatcher brummte nur irgendeine Bemerkung über vorlaute Inspektoren und schwieg dann.
    Bevor ich meinen Weg fortsetzte, drehte ich mich um, weil ich noch einen Blick auf den BOXER werfen wollte, der gleich hinter dem gebogenen Horizont der Kugel mit dem Stirnband verschwinden mußte, und erstarrte. Die langen Antilopenhörner hatten sich zur Seite geneigt und zeigten mit ihren Spitzen genau auf mich. Meine erste Reaktion: Hinwerfen, Handwerfer raus. Das war natürlich Humbug. Auf einen ausgestreckten Zeigefinger würde man auch nicht mit spontaner Gefechtsbereitschaft antworten. Also blieb ich stehen und betrachtete die neugierigen Stacheln, wobei ich mich bemühte, ihnen freundlich zuzulächeln.
    Sie verharrten in ihrer neuen Stellung und erwiderten mein Lächeln nicht. Doch sie machten auch kein böses Gesicht, sie starrten mich einfach an. Selbstverständlich hatten sie keine Augen, aber ich wurde das Gefühl nicht los, daß sie mich aufmerksam musterten.
    Die Antilopenhörner vor mir ignorierten mich vorläufig. Sobald ich aber an ihnen vorbeigetrampelt war, richteten auch sie ihre Spitzen auf meinen Rücken. Mit leichtem Schauder erinnerte ich mich der sagenhaften Fähigkeit der Stachelschweine, in Augenblicken höchster Bedrängnis ihre starken Borsten wie Armbrustbolzen abschießen zu können. Diese Erinnerung stimmte mich nicht sehr heiter. Ich habe einmal gesehen, wie diese Geschosse fingerdicke Holzbretter durchschlugen. Danach sahen die Bretter den Stachelschweinen zum Verwechseln ähnlich.
    Endlich fiel mir ein, welcher Gedanke mir gekommen war, als ich diesen stachligen Gürtel das erstemal gesehen hatte.
    Jetzt sah ich die Ähnlichkeit wieder. Die sechseckigen Segmente, die beweglichen Stacheln – es sah aus wie ein rasierter Seeigel, dem man nur einen schmalen Streifen seiner robusten Behaarung gelassen hatte.
    Gewöhnung ist eins der vorzüglichsten Mittel des Unterbewußtseins, unangenehme Gefühle zu verdrängen. Ich gewöhnte mich sehr schnell an die beweglichen Spieße in meinem Rük-ken und verlor die aufkeimende Furcht. Viel zu lange hatte ich mich durch diese Dinger aufhalten lassen! Mit großen Schritten wanderte ich den Streifen entlang und schaute angestrengt zur anderen Seite. Nicht wegen der Stacheln. Ich hoffte, in der spiegelglatten, grünglänzenden Haut des Raumschiffes eine Öffnung zu entdecken.
    Als ich die Kugel einmal umkreist hatte, begann ich eine Spirale zu laufen und näherte mich auf diese Weise der Spitze des Raumkreuzers. Nichts. Nur die glatte Oberfläche, in der sich die Sterne spiegelten und den Eindruck erweckten, man liefe über einen riesigen Himmelsglobus. Kein Spalt, nicht die feinste Linie, die auch nur andeutungsweise auf eine Unebenheit in der Fläche schließen ließ.
    Ich versuchte es mit der gleichen Methode auf der anderen Hemisphäre, jenseits des stachelbewehrten Wabengürtels.
    Meine Schritte hallten dumpf in meinen Ohren, und ich wunderte mich darüber. Der Schall konnte sich im luftleeren Raum doch unmöglich ausbreiten. Ich blieb stehen und wunderte mich noch mehr, als der dumpfe Tritt unbeirrt durch meinen Helm wummerte. Das war unheimlich, aber Angst hatte ich nicht. Laufen können schließlich nur Lebewesen, und welches Lebewesen sollte es darauf abgesehen haben, mir hier draußen, in der Einsamkeit des Alls, etwas anzutun. Vor gar nicht allzu langer Zeit war ich darüber grundsätzlich anderer Meinung, stimmt. Doch in meinem alten, geschuppten Raumanzug fühlte ich mich unverwundbar. Die Schritte wurden langsam leiser, und als sie verklangen, begriff ich, wer da mit mir zusammen über den fremden Raumkreuzer trampelte. Es war mein Herzschlag, Schließlich ist es keine Kleinigkeit, mit den Füßen den gleichen Lärm wie eine durch die Steppe donnernde Herde Büffel zu verursachen. Aber offensichtlich waren zwei Füße zuwenig. Niemand beschwerte sich über die Ruhestörung.
    Mein Weg endete ergebnislos an der Stelle, wo die Kugel und der erste große Zylinder durch einen kleinen Zylinder verbunden

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