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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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verschlungen hat. Irgendwie kam mir das „Steinadlerlied“ in den Sinn.
    Das ist beinahe schon ein historisches Lied. Jeder, der die Kadettenschule besucht hat, kennt es.
     
    Balint fuhr zum Alpha hin mit achtundzwanzig Schiffen.
    Wo haben sie den Tod gefunden, an welchen Sternenriffen?
    Steinadler, du bist der Wind,
    Steinadler, du bist das Licht,
    Steinadler, dich kennt jedes Kind,
    Steinadler, wir vergessen dich nicht…
     
    Zugegeben, der Text ist etwas holprig, aber er stimmt. Balint und sein legendäres Geschwader STEINADLER sind nicht vergessen. Sie waren die ersten. Die ersten vergißt man nicht.
    Ohne mir dessen bewußt zu sein, summte ich leise die schwermütige Melodie vor mich hin. Möglicherweise war es nicht der passende Augenblick. Ich merkte es erst, als Regs sonorer Baß verzweifelt nach den richtigen Tönen suchte. Mein Freund Reg brummte voller Inbrunst mit.
    In diesem Moment fühlte ich, wie nah mir Reg war. Und deshalb nahm ich es ihm nicht übel, daß er mit seinen kunstvoll intonierten Dissonanzen den Zauber der totalen Einsamkeit, der ja doch nur Illusion war, überzeugend zerstörte. Aber da waren doch zwei Stimmen? Leise und zurückhaltend mischte sich eine kratzige Falsettstimme in unser Duett. Sie klang wie ein heiserer Knabensopran. Ich kannte die Stimme und wußte im selben Augenblick, daß ich Zeuge einer Einmaligkeit war.
    Achternak sang… Drei ausgewachsenen Männern fiel nichts Besseres ein, als inbrünstig ein Lied zu singen.
    Die halbe Wegstrecke war zurückgelegt. Die Realität forderte ihr Recht. Das geschah in der Weise, daß der Gesang meiner Gefährten sich in meinen Ohren stetig änderte, mal erhaben, mal lächerlich wirkte. Kurz bevor ich mein Ziel erreichte, endete das Lied; es hat nur vierzehn Strophen.
    Mein Sprung war gut angesetzt. Von wegen, mal wieder mit jungen Felsen spielen, mein lieber Reg! Gelernt ist gelernt. Ich fiel geradewegs auf das Rasterband aus sechseckigen Waben zu, das wie ein verrutschtes Stirnband den Kopf des fremden Raumkreuzers umschloß. Das waren aber keine Waben, wie ich nun erkannte, sondern eher Mulden, sechseckige Mulden.
    Sie ähnelten in ihrer Gesamtheit entfernt den Solarzellen archaischer Raumschiffe. Vielleicht waren es Gravitationszellen, wenn es das gibt. Aber warum soll es keine Gravitationszellen geben?
    Ich beschloß, unmittelbar neben diesem Stirnband aufzuset-zen, und gab der linken Steuerdüse gefühlvoll einen Über-schub. Es klappte wie am Schnürchen. Ich beschrieb einen leichten Bogen und suchte mir den Platz aus, auf dem meine klobigen Magnetstiefel aufschlagen sollten.
    Sie schlugen auf. Nicht nur sie. Ich schlug auf. Wahrscheinlich hatte ich doch etwas verlernt: Das Abbremsen. Die Lan-dung war nicht ungefährlich. Wie ein Stein plumpste ich auf die Oberfläche des fremden Raumschiffes. Die alte Schule setzte sich Gott sei Dank gerade in dieser kritischen Situation durch. Unwillkürlich schaltete ich beide Düsen des Mikroboosters auf vollen Schub. Das dämpfte den Aufprall etwas. Ich winkelte die Beine an, krümmte mich zusammen und verlager-te den Schwerpunkt meines Körpers in die Gegend der Hüften.
    Daraus wurde eine Rückwärtsrolle, die mir ein verächtliches Schnaufen meines Freundes Reg einbrachte.
     
    Schnell nahm ich die natürliche menschliche Haltung ein und entschuldigte mich: „Habe mich etwas verkalkuliert. Sonst ist alles in Ordnung.“
    Ein schwacher Trost für mich war, daß ich meinen ausgewählten Landeplatz genau im Zentrum getroffen hatte… Ich betrachtete eingehend den Wabengürtel, der sich um die Kugel zog. Er war facettenartig aus konkaven Mulden zusammengesetzt, die in der Mitte eine kleine Öffnung besaßen. Aus diesen Löchern ragte jeweils ein spitzer Dorn von der Länge eines Antilopenhorns. Für das bloße Auge gerade noch sichtbar, vibrierte er sachte. Grund genug für mich, einen achtungsvol-len Abstand zu diesen Gebilden zu wahren. Mit schweren Schritten tappte ich diesen Gürtel entlang. Jeder Tritt ein Hammerschlag, der bei den Fremden einen handfesten Meteoritenalarm auslösen konnte. Der Lärm, den ich veranstaltete, mußte im Raumkreuzer zu hören sein; das war ja auch der Sinn meiner Trampelei.
    Entlang dem Rumpf des Raumschiffes bot sich ein faszinie-rendes Bild. Ich war ja nun innerhalb der rätselhaften Schwebe-ringe und hatte den Eindruck, ich schaute durch eine Spiralfeder hindurch. Diese Ringkonstruktion wirkte großartig.
    Achternak meldete sich, und ich hörte

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