Alarm in Sköldgatan
gebrannt hatte, bevor die Temperatur so anstieg, daß die Fenster zersprangen. Zu der Zeit konnte Göran Mahn sehr gut schon ein paar Stunden tot, konnten die meisten Einrichtungsgegenstände geschmolzen oder verkohlt gewesen sein, ebenso wie die ersten Schichten des Fußbodens, der Decke und der Wände. Die unerhörte Heftigkeit des Feuers und die »Explosion«, die Gunvald Larsson wahrgenommen zu haben angab, konnten damit zu erklären sein, daß die frische Luft, die durch das erste gesprengte Fenster hereinströmte, das Feuer erst richtig angefacht hatte. Natürlich konnten auch Gasflaschen, Sprengstoff oder leichtentzündbare Flüssigkeiten, wie Benzin oder Alkohol, in einer Sekundärexplosion mit hochgegangen sein. Ein sanfter Schwelbrand konnte viele Ursachen haben, zum Beispiel eine weggeworfene Kippe, ein Funke aus dem Ofen, ein vergessenes Bügeleisen, ein Toaströster, ein Kurzschluß in der elektrischen Leitung; es gab Hunderte von möglichen Erklärungen, und die meisten schienen durchaus plausibel. Diese Schlußfolgerungen hatten jedoch alle einen Haken, und deshalb behielt Melander sie für sich. Wenn das Feuer so lange geschwelt haben sollte, daß sowohl die Wohnungseinrichtung und Malm selbst verkohlt waren, hätte die Hitze normalerweise so stark sein müssen, daß sie in der Wohnung darüber, in der sich immerhin viele Menschen aufhielten, bemerkt worden wäre. Andererseits sprach nichts dagegen, daß diese vier geschlafen oder unter dem Einfluß von Alkohol oder Narkotika gestanden hatten und deshalb nichts gemerkt hatten. Und die vier zu verhören war nicht seine Sache. Wie man den Fall auch immer drehen und wenden mochte, es gab da einige dunkle Punkte.
Am Dienstag nahm Melander vor einer Wurstbude auf dem Ringvägen ein kurzes Mittagessen zu sich. Als er um zwei Uhr zur Brandstelle zurückkehrte, wurde er von einem motorisierten Melder erwartet, der ihm ein braunes Kuvert überreichte. Der Umschlag enthielt eine kurze Mitteilung von Kollberg: Vorläufiger telefonischer Obduktionsbericht: Malm ist vor Ausbruch des Feuers an einer Kohlenoxidvergiftung gestorben. Keine Spuren von Ruß in den Atemwegen und der Lunge.
Melander las den Text dreimal durch. Dann begann er mit hochgezogenen Augenbrauen seine Pfeife zu stopfen. Er wußte, wonach er Ausschau zu halten hatte. Und wo er mit seiner Suche beginnen sollte.
Es dauerte nicht lange, bis er fand, was er suchte.
Man legte mit unendlicher Sorgfalt frei, was fünf Tage vorher Göran Malms Küche gewesen war. Darin fand sich ein altertümlicher, eiserner zweiflammiger Gasbrenner, der auf einem mit Linoleum belegten Spültisch gestanden hatte. Als die Platte durchgebrannt war, war der Herd heruntergefallen. Auch die Dielen und die Zwischenbretter waren zerstört, und die Reste des halbgeschmolzenen Herdes lagen in einer Vertiefung ungefähr 60 Zentimeter unter der ursprünglichen Fußbodenhöhe. Der Herd war stark deformiert, aber die beiden Messinghähne waren noch gut erhalten. Beide Hähne waren geschlossen. Der Herd war durch einen Gummischlauch mit der Gasleitung verbunden gewesen. Von dem war nicht viel übriggeblieben, nur noch so viel, daß man erkennen konnte, daß er rot gewesen war und einen Durchmesser von zwanzig Millimetern gehabt hatte. Er war an einem Mundstück befestigt gewesen, das seinerseits auf das eigentliche Rohr aufgeschraubt worden war. Aus Sicherheitsgründen war das Mundstück mit einem zwei Millimeter hohen Falz versehen, über den der Schlauch gezogen werden sollte, und hinter dem Falz sollte sich eine Klammer aus galvanisiertem Blech befinden, die mit einer Schraube und einer Mutter festzuziehen war. Sinn dieser Anordnung war, daß der Schlauch nicht versehentlich vom Mundstück losgerissen werden konnte. Als zusätzliche Sicherung befand sich auf dem Mundstück ein Haupthahn, zwischen dem Gewinde und dem Falz. Dieser Hahn stand offen, und die Klammer, die den Schlauch vor dem Falz festpressen sollte, war verschwunden. Für ihr Fehlen gab es keine natürliche Erklärung, auch wenn der Gummischlauch verbrannt war, hätte sich die Klammer oder mindestens Teilchen davon am Mundstück befinden müssen, da sie technisch gesehen nicht über den Falz geschoben werden konnte. Sofern nicht die Schraube entfernt worden war.
Melander und seine Leute brauchten beinahe drei Stunden, um die Klammer zu finden. Sie war wie erwartet aus galvanisiertem Blech und lag genau 2,46 Meter vom Mundstück der Gasleitung entfernt. Sie war
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